Heuer mehr als 11.000 Besucher bei den Ausgrabungen am Burgberg
Schwarzenbach (nlk) - In der Marktgemeinde Schwarzenbach beginnt für das Vienna Institute for
Archaeological Science (VIAS) demnächst die Winterpause. Seit August arbeiteten Wissenschaftler unter der
Leitung von Mag. Wolfgang Lobisser und Holzhandwerker im Rahmen des Wiederaufbaus von keltischen Häusern am
Burgberg oberhalb von Schwarzenbach an einem Wohnhaus in Schwellenbautechnik mit Riegelwänden und an einer
Keramikwerkstätte samt einem Brennofen.
„Jetzt sind die Gebäude praktisch fertig. Nur Schlussarbeiten müssen noch gemacht werden“, sagte der
Bürgermeister des Ortes, Bundesrat Johann Giefing, am Freitag (31. 10.). Er freute
sich aber auch über den Erfolg der Archäologie am Burgberg: „Heuer haben bereits mehr als 11.000 Interessierte
die Ausgrabungen der bronzezeitlichen und keltischen Siedlung besucht.“
Die Gemeinde in der Buckligen Welt hat bekanntlich das VIAS mit der Errichtung eines archäologischen Freilichtmuseums
betraut. Die Kelten erbauten im zweiten Jahrhundert v. Chr. am Burgberg eine der größten stadtartigen
Ansiedlungen des Ostalpenraumes, von Julius Cäsar als „Oppida“ bezeichnet. Das Oppidum hat eine Fläche
von 15 Hektar und war an allen Seiten von einer bis zu zehn Meter hohen Stadtmauer geschützt, die heute noch
als verstürzte Wallanlage erkennbar ist.
Seit mehr als zehn Jahren führt die Universität Wien unter der Leitung von Dr. Wolfgang Neubauer vom
VIAS in Schwarzenbach archäologische Ausgrabungen durch. Neben der Befestigungsanlage wurden auch mehrere
Gebäude untersucht. In den nächsten Jahren soll ein Teil der keltischen Stadt wieder errichtet bzw. die
Präsentation keltischen Lebens in Form eines Freilichtmuseums in Schwarzenbach zur Dauereinrichtung werden.
Neben dem Wohnhaus und der Keramikwerkstätte umfasst die im August 2002 begonnene Rekonstruktion bislang zwei
eisenzeitliche Gebäude, ein Handwerkerhaus in Pfostenbautechnik und einen Speicher in Blockbautechnik
Voraussetzungen für einen wissenschaftlich vertretbaren Wiederaufbau waren das Studium der eisenzeitlichen
Werkzeugkultur und der archäologischen Baubefunde, das Ziel ist die größtmöglichste Authentizität.
Verwendet werden nur solche Baumaterialien bzw. -techniken, die auch in der Eisenzeit zur Verfügung standen.
Für die Arbeiten wurden sogar Werkzeuge nach keltischen Vorbildern wie Tüllenäxte, Ziehmesser, Löffelbohrer,
Stemmbeitel, Zugsägen und Reißnadeln angefertigt. Diese „Experimentelle Archäologie“ folgt der
Vorstellung, durch praktische Experimente mehr über das Leben der Vergangenheit zu erfahren. |