Linz (lk) - Der ehemalige Außenminister von Polen und ehemalige polnische
Botschafter, Professor Dr. h.c. Wladyslaw Bartoszewski, wurde am Dienstag (28. 10.) von
Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet.
Professor Bartosewski war Zeit seines Lebens ein Vorkämpfer für Frieden und Völkerverständigung
und ein Gegner von Krieg, Rassismus und Fanatismus. Als bekennender Europäer und Christ war er sich immer
der Gefahr seiner Tätigkeit bewusst und hat sich auch nicht durch Haft in Lagern und Gefängnissen der
Nationalsozialisten oder der Kommunisten von seinem Kampf abhalten lassen.
In den Jahren des Zweiten Weltkrieges beteiligte sich Bartoszewski nach seiner einjährigen Haft im KZ Ausschwitz
aktiv am Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht. Er unterstützte als stellvertretender Leiter der Exilregierung
viele verfolgte Juden. Im Jahr 1966 wurde er dafür vom Staat Israel mit dem Ehrentitel "Gerechter unter
den Völkern der Welt" ausgezeichnet.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg war sein Engagement für ein demokratisches Polen für die kommunistischen
Machthaber eine potentielle Gefahr. So verbrachte er zwischen 1946 und 1954 mehr als sechs Jahre in Gefangenschaft.
Erst 1963 bekam Bartozewski die Erlaubnis für Auslandsreisen und hielt ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Vorträge
als Gastprofessor an Universitäten in Europa, den USA und Israel. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und
dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes war Bartoszewski von 1990 bis 1995 der erste Botschafter des freien
Polens in der Republik Österreich. 1996 und 2000/2001 war er Außenminister.
Als Außenminister stand Bartoszewski immer für ein friedliches und geeintes Europa und versuchte dieses
Bewusstsein auch bei seinen Landsleuten zu wecken. Seine zahlreichen Vorträge und Publikationen spiegeln dieses
Ziel wider.
Seine wissenschaftliche und journalistische Arbeit umfasst mehr als 30 Bücher und 870 Positionen. Sein besonderes
Interesse galt und gilt den Gedenkstätten in Mauthausen und Gusen. Diese Orte sind für Professor Bartoszewski
nicht nur Orte der Erinnerung des Schweigens, sondern auch Orte der Aufklärung und Orte der Begegnung der
Jugend Europas.
Die Kontakte zu Österreich knüpfte Professor Bartoszewski bereits nach der Zeit Stalins als aktiver Teilnehmer
der polnischen demokratischen Opposition. Schon damals war er in ständiger Verbindung mit katholischen Kreisen
in Österreich vor allem mit Kardinal Franz König. Eine enge Zusammenarbeit bestand auch mit der "Israelitischen
Kultusgemeinde Wien".
Als Botschafter in Österreich war Professor Bartoszewski nicht nur ein glühender Verfechter des EU-Beitritts
von Polen, sondern er setzte sich auch immer für die Rolle Österreichs als Mittler zwischen Ost und West
ein. Für die hervorragenden Beziehungen zwischen Oberösterreich und Polen ist der ehemalige Botschafter
wesentlich mitverantwortlich. |