Wien (börse) - Die Österreichische Energiebörse EXAA blickt auf rund 1 ½ Jahren erfolgreichem
Betrieb des Spothandels mit Stunden- und Blockprodukten zurück. In dieser Zeit ist die Anzahl der Börsemitglieder
von anfänglich 13 auf 25 angewachsen, wobei etwa 1/3 aus Österreich und 2/3 aus 8 verschiedenen europäischen
Ländern stammen.
Allein im letzten Monat konnten 3 neu Unternehmen zum Handel zugelassen werden, darunter mit der slowenischen Handelsgesellschaft
Holding Slovenske Elektrarne d.o.o (HSE), das erste Mitglied aus einem Land, das im kommenden Jahr der EU beitreten
wird.
In den vergangenen Monaten konnte die EXAA ihren Platz im Kreis der wichtigen europäischen Strombörsen
festigen, und ihren Umsatz sukzessive steigern. Dieser beträgt derzeit etwa 2,5 bis 3% des österreichischen
Endverbrauches.
Eine weitere Steigerung dieses Umsatzes sollen zwei Neuerungen bewirken, die am heutigen Tag in Kraft treten: Die
Einführung einer Post-Trading Fase für den Spothandel und die Aufnahme eines Handels mit dem neuen Finanzprodukt
der eSPREADs.
Mit der Post-Trading Fase unmittelbar nach der Auktion für den Spothandel wird den Handelsteilnehmern die
Möglichkeit geboten, auch die nach der Auktion nicht zuge-teilten Überhangsvolumina zum jeweiligen Produktpreis
zu erwerben. Für die Handelsteilnehmer beinhaltet die Post-Trading Auktion eine zweite Möglichkeit zur
Ausführung ihrer Gebote. Mit Ausnutzung der im Monat September vorhandenen Überhangsvolumina in einer
Post-Trading Handelsfase hätten der Umsatz um bis zu 30% gesteigert werden könnte.
Die wesentliche Neuerung ist allerdings die Einführung des eSPREAD Handels. Die eSPREADs als solche stellen
eine vollkommen neuartige Instrumentenpalette dar, die als logische Folge der Liberalisierung (Professionalisierung)
der Strommärkte angesehen werden kann. Damit werden für die Marktteilnehmer die klassischen Swapgeschäfte
- Kauf eines physischen Stromkontraktes in einem Markt und Verkauf des Kontraktes in einem anderen Markt - wesentlich
erleichtert. eSPREAD Produkte werden wie die Spotprodukte in Auktionen für den jeweils kommenden Tag gehandelt,
wobei der Handelsgegenstand, die erwartete Preisdifferenz zwischen den Preisindizes zweier europäischen Handelsplattformen
für die Lieferungen des kommenden Tages ist.
Zwei Parteien vereinbaren dabei die Ausübung des Barausgleichs zum erzielten Börsenauktionspreis und
einem Erfüllungszeitpunkt nach dem Vorliegen der Preise bei den betroffenen Handelsplattformen. Die Orders
können zwischen 8.00 Uhr und 9.30 Uhr abgegeben werden, die Auktion selbst ist bis spätestens 9.45 Uhr
abgeschlossen, denn um 10.00 Uhr wird bei der EXAA bereits die Auktion für den physi-schen Handel durchgeführt.
Infolge dieses Zeitablaufes ergänzen die innovativen Derivate eSPREADs den Spotmarkt an der EXAA ideal.
Der Handel mit eSPREADs bietet eine breite Palette von Möglichkeiten. Besonders eignen sich die eSPREADs für
Zwecke der Marktarbitrage und des Hedgings von mulilateralen Energiepositionen. Das Engagement der Marktteilnehmer
richtet sich wesentlich aus an Faktoren wie der internationalen Positionierung, ihrem multilate-ralen Risikomanagement
und natürlich ihren jeweiligen Markteinschätzungen.
Mit einer Kombination unterschiedlicher eSpreads der EXAA können anspruchs-vollste Händlerstrategien
umgesetzt werden.
Grundsätzlich plant die EXAA mit ihren eSPREAD Produkten die Preisdifferenzen aller wichtigen Handelsplätze
in Europa handelbar zu machen. Begonnen wird als erstes mit dem eSPREAD AT2DEbase, der die Preisdifferenz für
die Baseload Produkte in Österreich (EXAA) und Deutschland (EEX) repräsentiert. Die Einführung weiterer
Produkte wird in Abstimmung mit den Marktteilnehmern sukzessive erfolgen.
Vor der Einführung dieses Handelsgegenstandes wurde unter hohem internationalem Interesse und großer
Beteiligung mit den Interessenten für die eSPREADs eine intensive Simulation mit dem Handels- und Abwicklungssystemen
durchgeführt. Daran haben sich insgesamt 22 Unternehmen beteiligt. Für den heutigen Handelsstart haben
davon 15 Unternehmen die Zulassung beantragt und erhalten.
Am heutigen ersten Handelstag wurde ein Umsatz von 1.584 MWh erzielt. Der Market Clearing Preis (MCP) für
AT2DEbase eSPREAD zwischen Österreich und Deutschland betrug 0,26 Euro / MWh.
Schließlich soll noch erwähnt werden, dass mit dem heutigen Tag der Handel an der EXAA auch über
Brokerfirmen möglich ist. Damit soll der Zugang zur Börse auch Unternehmen mit kleineren Stromumsätzen
ermöglicht werden, für die sich eine Vollmitgliedschaft an der EXAA selbst nicht rechnet.
Für das nächste Jahr gibt es zwei interessante neue Projekte. Einerseits der Handel mit CO2-Zertifikaten,
der sich zwangsweise aus der Umsetzung des Kyoto-Protokolls ergibt und der spätestens 2005 funktionieren muss
und andererseits der Handel mit Herkunftsnachweisen für Strom aus erneuerbarer Energie im Sinne des ELWOG
und des Ökostromgesetzes. Diesbezüglich wir derzeit gemeinsam mit der E-Control an einem Projekt gearbeitet. |