Wien (pts) - Mit einer zukunftsweisenden Dissertation über digitale Bibliotheken gewann Andreas Rauber,
Nachwuchsforscher der Technischen Universität Wien, den mit 5000 Euro dotierten Preis.
Damit unser rasant wachsendes Wissen verwertbar bleibt, muss es gut verwaltet werden. Dies erfordert intelligente
Wissensmanagementsysteme, wie sie Andreas Rauber von der Technischen Universität Wien jetzt in seiner Dissertation
über digitale Bibliotheken konzipiert hat. Sein System der "Wissenslandkarte“ erlaubt es, große
Datenmengen übersichtlich darzustellen, Wissen rasch auffindbar und damit optimal einsetzbar zu machen. Mit
dieser Arbeit konnte der Nachwuchsforscher den Cor Baayen Award 2002 gewinnen, der jährlich vom European Research
Consortium for Informatics and Mathematics, kurz ERCIM, vergeben wird. Österreich ist über die Austrian
Association for Research in IT (AARIT) in ERICIM vertreten.
Andreas Rauber, mittlerweile Assistent am Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme der Technischen
Universität Wien und zur Zeit auf Forschungsaufenthalt in Frankreich, erarbeitete in seiner prämierten
Arbeit einen intelligenten Weg, große Datenmengen verwaltbar zu machen: Eine Bibliothek, die auf einer sich
selbst organisierenden Landkarte basiert. Der Vorteil dieser Karte gegenüber konventionellen digitalen Systemen
besteht darin, dass die Wissensinhalte durch Visualisierung intuitiv zugänglich werden: Einer geographischen
Landkarte gleich, ist themenverwandtes Wissen in Form eines Clusters abgebildet, quasi als städtischer Ballungsraum.
Damit verbundene Inhalte sind räumlich gesehen in kürzerer Distanz dazu abgebildet, vergleichbar den
Randgebieten des städtischen Ballungsraumes. So ist auf einen Blick ersichtlich, wo bestimmte Themenkomplexe
und damit verbundene Inhalte in der Bibliothek abgelegt sind. Diese inhaltliche Sortierung und räumliche Zuordnung
fehlte bis jetzt digital aufbereiteten Informationssystemen.
Der Bau der Wissenslandkarte bedient sich der Forschung zu neuronalen Netzen. Durch ein Verfahren erlernt die "self-organizing-map“,
kurz SOM, die Inhalte der einzelnen Dokumente und schafft mit zunehmender Datenmenge, selbst eine Struktur des
vorhandenen Wissens zu erstellen. Dieses Verfahren ist sprachunabhängig und daher weltweit einsetzbar. Die
digitale Bibliothek wurde bereits erfolgreich für die Organisation von Zeitungsartikeln, Gesetzestexten und
wissenschaftlichen Artikeln eingesetzt.
Günter Koch, Präsident des Österreichischen ERCIM-Mitglieds AARIT und Geschäftsführer
der Austrian Research Centers (ARC), freut sich über die Preisverleihung ganz besonders, ist er doch in beiden
Organisationen um die Förderung des Nachwuchses und zukunftsweisender Informationstechnologien bemüht:
Das Projekt von Andreas Rauber zeigt, dass wir ausgezeichnete Nachwuchskräfte in Österreich haben. Will
die österreichische IT-Forschung mit der internationalen Spitze mithalten, ist es ganz besonders wichtig,
junge ForscherInnen zu fördern und generell noch mehr Akzente in der IT-Forschung zu setzen. Als AARIT-Präsident
sehe ich dies als vordringlichste Aufgabe meiner Funktion“.
Über den Cor Baayen Award
Der Cor Baayen Award, benannt nach dem ersten Präsidenten von ERCIM, wurde 1995 ins Leben gerufen.
Der Preis, der mit 5000 Euro dotiert ist, will herausragende Dissertationen von aussichtsreichen StudentInnen der
Computerwissenschaften und der angewandten Mathematik, die in einem der ERCIM-Mitgliedsländer ihr Doktorat
abgeschlossen haben, fördern.
Über AARIT/ERCIM
Die Austrian Association for Research in IT (AARIT) bündelt die Interessen von Österreichs Forschung
im Bereich der Informationstechnologie und will den Informationsaustausch innerhalb Österreichs und die Zusammenarbeit
mit Europa fördern. Als Mitglied des europäischen Dachverbandes ERCIM (European Consortium for Informatics
and Mathematics) und seinen elf working groups will AARIT aktiv am Europäischen Forschungsgeschehen vor allem
im Bereich des 6. EU-Forschungsrahmen- programms mitwirken. Präsident von AARIT ist Prof. DI Günter Koch,
Geschäftsführer für Wissenschaft und Technik der Austrian Research Centers, Vizepräsident ist
der TU-Informatikprofessor A Min Tjoa, Präsident der ÖCG.
Die Gründungsmitglieder von AARIT sind die Österreichische Computer Gesellschaft ÖCG, die Austrian
Research Centers, das Österreichische Forschungsinstitut für künstliche Intelligenz ÖFAI, Salzburg
Research, das European Centre for Parallel Computing at Vienna, das Research Institute for Symbolic Computation
in Linz und das Institut für Informationssysteme der Technischen Universität Wien.
Neben Österreich sind die Länder Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien,
Irland, Italien, die Niederlande, Norwegen, Schweden, die Schweiz, die Slowakei, die Tschechische Republik und
Ungarn Mitglieder von ERCIM. |