Harry Potter zaubert auf Papier aus St. Pölten | ||
St. Pölten (nöwpd) - Am Millionengeschäft rund um den fiktiven Buch- und Kinohelden "Harry
Potter" nascht ein niederösterreichisches Unternehmen kräftig mit: Die Salzer Papier GmbH mit Sitz in St. Pölten druckt nämlich einen Großteil
der Harry Potter-Bücher für den deutsch- und englischsprachigen Raum. "In Großbritannien setzen
wir heuer mehr als das Dreifache des Vorjahres-Volumens ab", gab Salzer-Direktor Peter Steigenberger dem NÖ
Wirtschaftspressedienst bekannt. Vom vierten Harry Potter-Band wurden in England allein am Erstverkaufstag fast
373.000 Exemplare abgesetzt. Der stets den Zauberstab schwingende Waisenknabe macht der St. Pöltner Firma aber auch Probleme. "Autorin Joanne K. Rowling hat den von ihr angekündigten fünften Harry Potter-Band bislang nicht vorgelegt. Das reißt natürlich eine Lücke in unsere Auftragsbücher", erklärte Steigenberger. Salzer, einer der führenden Hersteller von hochqualitativen Buchpapieren in Europa, hat im Vorjahr die Kapazität um rund 25 Prozent auf 25.000 Tonnen Jahresproduktion erhöht, registriert aber heuer wie fast alle Hersteller grafischer Papiere "zu wenig Aufträge". Anstelle der Auftragszuwächse von 25 bis 30 Prozent, die man wegen des Ausscheidens von Mitbewerbern auf dem europäischen Markt erwarten durfte, wurden es nur rund zwölf Prozent. "Zu wenig, um unsere leistungsfähige Papiermaschine, in die 15 Millionen Euro investiert wurden, auszulasten", beschreibt Steigenberger die angespannte Lage. "Die Maschine ist noch nie voll gefahren, dabei hatten wir vor zwei Jahren noch bis zu acht Wochen Lieferzeit auf bestimmte Papiere." Heute ist alles anders: Die schlechte Wirtschaftslage setzt die Kunden des St. Pöltner Papierherstellers unter Druck. "Die Verlage reduzieren ihr Risiko und damit vielfach die Druckauflage der Bücher", teilte der Salzer-Geschäftsführer mit. Im Vorjahr hat die St. Pöltner Papierfabrik, in der 120 Mitarbeiter im Vier-Schicht-Betrieb arbeiten, rund 25 Millionen Euro umgesetzt. Heuer wird es zwar ein Plus geben, "aber wir bräuchten zusätzliche Nachfrage". Deshalb überlegt Steigenberger ein Abschalten der Papiermaschine um Weihnachten. Damit sollen Kapazitätsüberschüsse ausgeglichen werden. Es sei denn, der neue Harry Potter-Film stimuliert eine unerwartet hohe Buch-Nachfrage. Wunder erwartet sich der Papier-Manager aber keine, vor allem nicht auf dem österreichischen Heimmarkt. Da werden ziemlich konstant zehn Millionen Bücher pro Jahr produziert. "Die Österreicher kaufen sich erfahrungsgemäß ein Sommerbuch für den Urlaub und ein Weihnachtsbuch als Geschenk", meinte Steigenberger. Heißt für Salzer: 90 Prozent der Produktion werden nach Deutschland, Frankreich, England und Holland exportiert. In die EU-Erweiterung setzt der Papier-Manager kurz- und mittelfristig keine großen Hoffnungen. "Es hat sich gezeigt, dass dort die Qualitätsanforderungen an das Papier bisher nicht gestiegen sind." Dagegen will Steigenberger mit neuen Papier-Qualitäten kleine, feine Marktnischen besetzen. Beispielsweise mit einem speziellen Papier für Kinderbücher leicht, aber stabil -, und mit einem eigenen Papier für Geschäftsberichte, das die Solidität von Unternehmen besonders unterstreicht. (au) |
||