Europäische Fachtagung zum Thema Religionsfreiheit in Wien eröffnet
Wien (epd Ö) - Mit einem Appell für mehr Toleranz hat der Generalsekretär der Konferenz
der europäischen Kirchen, Keith Clements, die Fachtagung zum Thema "Religionsfreiheit" am Mittwochabend
(06. 11.) in Wien eröffnet. Bis Sonntag diskutieren rund 70 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus allen Teilen Europas sowie aus den Vereinigten Staaten Probleme in den Beziehungen zwischen Mehrheits-
und Minderheitskirchen sowie im Verhältnis der jeweiligen Staaten zu ihren Kirchen. "Wir wollen zu einer
Situation kommen, wo die Kirchen einander anerkennen, ihre wechselseitigen Vorurteile abbauen und gemeinsam einen
Beitrag leisten für die Gesellschaft", sagte der KEK-Generalsekretär in seinem Eröffnungsstatement.
Seit ihrer Gründung im Kalten Krieg habe die KEK versucht, die Stimmen der Kirchen in die europäischen
und internationalen Organisationen hineinzutragen. Dieser Dialogprozess sei nach wie vor zentrale Aufgabe, betonte
Clements.
Die historische Entwicklung in der Frage der Religionsfreiheit beleuchtete der Wiener Kirchenrechtler Univ.-Prof.
Dr. Karl Schwarz. Religionsfreiheit sei bis in die heutige Zeit als ein gegen staatliche Eingriffe gerichtetes
Abwehrrecht verstanden worden, so der Ministerialrat, der im Kultusamt des Bildungsministeriums für die Kirchen
und Religionsgemeinschaften zuständig ist. Heute bedürften die Grundrechte eines Funktionsrahmens. Religionsfreiheit
als Grundrecht setze institutionelle Gewährleistungen seitens des Staates voraus. Wenn die EU ihre Aufgabe
in der Freiheitsverwirklichung der Menschen sehe, müsse auch gelten, den Menschen ein religiös erfülltes
Leben zu ermöglichen. Dies bedinge ein verstärktes Mitspracherecht der Kirchen und Religionsgemeinschaften
in der EU.
Den Mangel an religiöser Toleranz kritisierte auch Mag. Merilin Kiviorg von der juridisches Fakultät
der Universität Tartu (Estland). Trotz demokratischer Gesetze und der Anerkennung der internationalen Standards
in der Frage der Menschenrechte würden in den osteuropäischen Staaten bestimmte Minderheitskirchen „eingeschüchtert“.
Vielfach würde die Mehrheitskirche durch ihr intensives Lobbying vom Staat unterstützt, während
restriktive Gesetze Minderheiten in der Ausübung ihrer Religion behinderten. „Es gibt keine religiös
homogenen Gesellschaften in der EU. Das müssen wir akzeptieren“, meinte die Juristin. Notwendig sei ein vertieftes
Verständnis zwischen Staat und Kirchen sowie zwischen den Glaubensgemeinschaften.
Organisiert wurde die Tagung von der Arbeitsgruppe Menschenrechte und Religionsfreiheit" innerhalb der KEK.
Mitglied dieser Arbeitsgruppe ist der Präsident der lutherischen Synode und der evangelischen Generalsynode
in Österreich, RA Dr. Peter Krömer, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seitens der Evangelischen
Kirchen in Österreich begrüßte.
An der Eröffnung nahmen neben den internationalen Gästen auch zahlreiche hochrangige Vertreter der Kirchen
in Österreich teil, darunter etwa der lutherische Bischof Mag. Herwig Sturm, die Vorsitzende des Ökumenischen
Rates der Kirchen in Österreich, Oberin Christine Gleixner, der griechisch-orthoxe Metropolit Michael Staikos,
Superintendent Lothar Pöll und Altsuperintendent Helmut Nausner von der Methodistenkirche, Oberkirchenrat
Dr. Michael Bünker und Superintendent Mag. Werner Horn von der lutherischen Kirche. |