Thema Nationalratswahl – 09. November 2002

 ORF-TV-Konfrontation Gusenbauer vs. Van der Bellen
 Bures: Gusenbauer hat Führungsanspruch der SPÖ unterstrichen
Gusenbauer für "Koalition mit den Frauen" in Österreich
Wien (sk) - Alfred Gusenbauer habe den Führungs- und Gestaltungsanspruch der SPÖ unterstrichen und klar gelegt, wo die Prioritäten der SPÖ liegen, stellte SPÖ-Bundes- geschäftsführerin Doris Bures Donnerstag (07. 11.) Abend im Anschluss an das TV-Duell zwischen Grünen-Chef Van der Bellen und SPÖ-Chef Gusenbauer fest. Gusenbauer habe deutlich gemacht, dass die zentralen Lebensinteressen unter einer SPÖ-geführten Regierung - nämlich die Themen Arbeitsplätze, Soziales und Gesundheit - Vorrang haben. Wichtig sei auch, dass Gusenbauer dem Ankauf neuer Abfangjäger eine klare Absage erteilt habe. Höchst erfreut ist Bures außerdem über Gusenbauers Versprechen, "eine Koalition mit den Frauen" des Landes eingehen zu wollen.
Verwundert zeigte sich die SPÖ-Bundesgeschäftsführerin allerdings über Van der Bellen, der im Zuge der Diskussion ein Einkommen von 1.500 bis 2.000 Euro als "niedrig bis sehr niedrig" bezeichnet hat. Diese Ansage sei "sehr befremdlich", denn immerhin liege das Durchschnittseinkommen der Frauen in Österreich bei rund 1.000 Euro. Hier habe Van der Bellen noch einiges zu lernen, so Bures.
Gusenbauer habe in der TV-Konfrontation außerdem klar gestellt, dass sich eine SPÖ unter seiner Führung zu absoluter Budgetdisziplin und zur Einhaltung aller europäischen Verträge verpflichten werde. Ebenso habe Gusenbauer deutlich gemacht, dass es mit der SPÖ in der Regierung keine Liberalisierung von Drogen geben wird, stellte Bures abschließend fest.
   
 Rauch-Kallat: Professor prüft Schüler auf Rot-Grüne Reife
Plakatslogans und Stehsätze amerikanischer Spin-Doktoren für einen österreichischen Bundeskanzler eindeutig zu wenig
Wien (övp-pk) - "Die bisher langweiligste TV-Debatte hat gezeigt, dass die Grünen unbedingt Rot-Grün wollen und die diesbezüglichen Verschleierungsversuche von Alfred Gusenbauer unglaubwürdig sind. Wer also ein Rot-Grünes Debakel wie in Deutschland verhindern will, muss die ÖVP wählen", sagte ÖVP-Generalsekretärin Abg.z.NR Maria Rauch-Kallat am Freitag (08. 11.).
Insgesamt habe der Grünen-Chef beim Rot-Grünen Paarlauf besser abgeschnitten und vor allem mehr Persönlichkeit gezeigt: "Professor Van der Bellen hat den Schüler Alfred Gusenbauer auf seine Rot-Grüne Reife geprüft, aber diesen ist kaum etwas anders eingefallen als die Plakatslogans der SPÖ und die Stehsätze seiner amerikanischen Spin-Doktoren. Dass ist für einen österreichischen Bundeskanzler eindeutig zu wenig", schloss die ÖVP-Generalsekretärin.
   
 Schweitzer: "Wer Rot wählt, wählt Grün, und umgekehrt"
"Van der Bellen sieht sich nur mehr als Mehrheitsbeschaffer für SPÖ" - Inhaltlich keine Unterschiede zwischen SPÖ und Grünen
Wien (fpd) - "Eigentlich muß man sich wundern, daß sich die beiden nicht vor laufender Kamera umarmt haben", meinte FPÖ-Klubobmann Mag. Karl Schweitzer am Freitag (08. 11.) zur gestrigen TV-Konfrontation zwischen Gusenbauer und Van der Bellen. "Von einer ‚Konfrontation' im eigentlichen Sinn kann man gar nicht sprechen", meinte Schweitzer. "In Wirklichkeit war es ein Kaffeeplausch zwischen zwei Herren, die sich über alle wesentlichen Dinge schon im Vorfeld geeinigt haben." Inhaltlich gebe es keine gravierenden Unterschiede mehr zwischen SPÖ und Grünen, es gehe nur mehr um Nuancen. "Eines ist gestern klar geworden: Wer Rot wählt, wählt Grün, und umgekehrt."
Beschämend sei allerdings das Betteln Van der Bellens um eine rotgrüne Koalition gewesen. "Van der Bellen sieht sich offenbar wirklich nur mehr als Mehrheitsbeschaffer für die SPÖ", betonte Schweitzer. "Das gespielte Zögern Gusenbauers dient einzig und allein dem Zweck, den Preis zu erhöhen, den die Grünen für einen Regierungseintritt zu zahlen haben."
Insgesamt habe es keine Neuigkeiten gegeben. Was Österreich im Falle einer rotgrünen Regierung drohe, sei ohnehin längst klar: Steuererhöhungen ohne Ende, eine Abwirtschaftung des Landes nach dem Muster Deutschlands, schrankenlose Zuwanderung, Drogenfreigabe, EU-Erweiterung ohne Rücksicht auf Verluste usw. usf. "Das hat sich dieses Land nicht verdient", stellte der freiheitliche Klubobmann klar. "Und dagegen werden wir ankämpfen. Denn wir stehen für Österreich. Ohne Wenn und Aber.
   
 Öllinger: Gusenbauer bereit, zentrale Anliegen einer Koalition mit ÖVP zu opfern
SPÖ ist erster Platz wichtiger als Abschaffung von Studiengebühren, Ambulanzgebühren und Stopp von Abfangjägerankauf
Wien (grüne) - "Die Abschaffung der Studiengebühren und der Ambulanzgebühren sowie der Verzicht auf den Kauf der Abfangjäger sind nur mit den Grünen garantiert. SP-Chef Gusenbauer hat in der TV-Konfrontation mehr als deutlich gemacht, daß er eventuell bereit ist, diese zentralen politischen Anliegen zugunsten einer Koalition mit der ÖVP aufzugeben", so der stv. Klubobmann der Grünen, Karl Öllinger am Freitag (08. 11.). Gusenbauer habe auch deutlich demonstriert, daß es ihm nicht vorrangig um die Brechung der blau-schwarzen Mehrheit gehe, sondern darum, daß die SPÖ Erster werde. "Vorrangiges Ziel muß aber sein, daß die desaströse Politik von Blau-Schwarz keine Forstsetzung erfährt und nicht die Frage, wer Erster oder Zweiter wird", so Öllinger.