Dr. Hannes Farnleitner war am Europatelefon und im Internetchat
Wien (bpd) - Dr. Hannes Farnleitner, Beauftragter des Bundeskanzlers für den EU-Konvent zur
Zukunft Europas, stand am Mittwoch (06. 11.) am Europatelefon und im Internetchat für
Anfragen zum Thema "Eine europäische Verfassung?" zwei Stunden lang zur Verfügung. Themenschwerpunkte
bei den gestellten Fragen waren der Zeitplan für das Schlusspapier des Konvents, die Bürgernähe
Europas, die künftige institutionelle Gestaltung der EU sowie der von Konventspräsident Giscard d'Estaing
vorgelegte Verfassungsstrukturentwurf. "Der Konvent ist absolut entschlossen, Europa von einem Global-payer
zu einem Global-player zu machen. Bereits die derzeitigen Übereinstimmungen sind als große Fortschritte
zu werten. Auch bei den Bürgern findet ein weitgehender Informationsprozess über die Arbeit des Konvents
statt ", bewertete Farnleitner die Konventsarbeit und wies darauf hin, dass aus seiner Sicht das Zeitlimit
für das Schlusspapier im Juni 2003 eingehalten werden könne.
"Wir gehen in Richtung eines stärkeren Europas. Der Außendruck bei außen-, verteidigungs-
und wirtschaftspolitischen Fragen wird über die europäischen Bedenkenträger hinwegrollen. Schon
die Diskussion um den Stabilitätspakt zeigt, dass geschlossenes Agieren ein Gebot der Stunde ist", betonte
Farnleitner. Deshalb seien eine weitgehende Vergemeinschaftung der Außen- Sicherheits- und Verteidigungspolitik,
die Straffung der Vielfalt von Verfahren und ein besseres Zusammenspiel der Institutionen wichtig. Farnleitner
wies auch darauf hin, dass es besonders für die kleinen Staaten wesentlich sei, sich gegen die "latente
Tendenz zur Oligarchisierung der Europäischen Union" zu wehren und erwähnte in diesem Zusammenhang
Absprachen zwischen den großen Mitgliedstaaten bei zentralen europäischen Fragen.
Farnleitner hob auch die Bedeutung der Stärkung des Dialogs zwischen der Europäischen Union und der "civil
society" hervor. So sei in Diskussion, dass die Mitglieder der Kommission künftig den nationalen und
regionalen Parlamenten persönlich und auf Wunsch zur Verfügung stehen sollen. Ebenso habe er vorgeschlagen,
dass die Zivilgesellschaft künftig durch Mitglieder im Wirtschafts- und Sozialausschuss vertreten sein soll.
Auch trete er dafür ein, dass der Ausschuss der Regionen in drei Kurien unterteilt werden solle, um dadurch
eine effizientere Struktur zu erhalten. Laut Farnleitner sollte die Neustrukturierung eigene Kurien für verfasste
Regionen, Städte und Gemeinden sowie für sonstige Regionen enthalten. "Eine transparentere Europäische
Union, die den Bürger und Bürgerinnen auch Mitbestimmungsrechte einräumt, eröffnet neue Mitgestaltungsmöglichkeiten",
so Farnleitner. Es sei aber auch wichtig, dass bürgernahe Kompetenzen bei den Mitgliedstaaten bleiben, so
Farnleitner und nannte als Beispiele, Erziehung, Kultur, Gesundheit und Soziales. |