"Ein wirtschaftliches Kursbuch mit klaren Zielen und Maßnahmen" - "Steuern
und Abgaben sowie Staatsausgaben bis 2010 um zehn Mrd Euro senken"
Wien (pwk) - "Die nächste Regierung muss unbedingt eine Reformregierung sein, egal wie
sie sich zusammensetzt. Kernpunkte der Reformarbeit müssen die Senkung der Abgabenquote auf 40 Prozent des
BIP bis 2010, bei gleichzeitig ausgeglichenem Staatsbudget, und damit die Sicherung von Betrieben, Arbeitsplätzen
und Einkommen sein. Wir wollen die Ziele ohne Schuldenpolitik erreichen, die Entlastungen sind durch Ausgabensenkungen
zu finanzieren", stellte der Präsident der Wirtschafskammer Österreich, Christoph Leitl, Mittwoch
(06. 11.) Vormittag im Club der Wirtschafspublizisten fest.
Die Vorschläge der Wirtschaftskammer zur Zukunftssicherung Österreichs sind in einem detaillierten 12-Punkte-Programm
zusammengefasst, das Leitl den Journalisten vorlegte. "Es ist dies ein wirtschaftliches Kursbuch mit klaren
Zielen und Maßnahmen. Wenn sich die kommende Regierung den oben genannten Punkten verpflichtet fühlt,
findet sie hier eine konkrete Handlungsanleitung", betonte Leitl: "Für die Politik ist Handeln angesagt,
um Österreich in möglichst vielen Bereichen an die Spitze Europas zu bringen".
Im Rahmen des von Präsident Leitl skizzierten "Zukunftsportfolios" sinkt die Steuern- und Abgabenquote
von derzeit 45,6 bis zum Jahr 2006 auf 42,5 und bis 2010 auf 40 Prozent, was durch eine Senkung der Staatsausgabenquote
von heute 52,3 auf 49 (2006) und 46 Prozent (2010) gegenfinanziert werden soll. Priorität bei der Senkung
von Steuern und Abgaben hat für die Wirtschaft eine 25prozentige Betriebssteuer auf nicht entnommene Gewinne
und eine Senkung der Lohnnebenkosten, insbesondere für ältere Arbeitnehmer. Um eine Senkung der Abgabenquote
bei einem ausgeglichenen Staatshaushalt finanzieren zu können, müssen die Ausgaben des Gesamtstaates
bis 2010 um gut zehn Mrd Euro, vor allem in den Bereichen Verwaltung, Zinsendienst, etc, gesenkt werden.
Die Arbeitslosenquote soll sich in diesem Zeitraum von 4,1 auf 3 Prozent reduzieren, und das Kyoto-Ziel (Reduktion
des Treibhausgas-Ausstoßes um 13 Prozent, bezogen auf das Basisjahr 1990) bis 2010 erreicht werden. Kräftig
steigen sollen in diesem Zeitraum die Unternehmensanzahl, das Exportvolumen (von 73 auf 120 Mrd. Euro), die Forschungsquote
(von 2 auf 3 Prozent), die PISA-Wertung für Bildungseliten (vom 14. auf den 5. Platz), die Erwerbsquote (von
68,8 auf 75 Prozent) und die Exporte in die MOEL-Staaten (Leitl: "Gelebte EU-Erweiterung") von 10,1 auf
15 Milliarden Euro.
Gerade bei der EU-Erweiterung gebe es "überhaupt kein Augenzwinkern", stellte der Präsident
in der Diskussion klar: "Hier darf es kein Wanken geben.
Auf die Frage der Bewertung der Arbeit der schwarz-blauen Regierung meinte Leitl, es sei in den vergangenen zweieinhalb
Jahren "wesentlich mehr passiert als zuvor, aber noch immer nicht genug. Sonst säße ich jetzt nicht
hier mit unserem klaren Forderungsprogramm".
Das von Präsidium der Wirtschaftskammer abgesegnete Programm enthalte zwölf Punkte, die ineinandergreifen
und eine "Strategie für die Top Ten" beinhalten. "Österreich muss zu den allerbesten Standorten
in Europa gehören".
"Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, winkt uns ein europäischer Spitzenplatz. Sonst droht uns
das Schicksal Deutschlands." Die jüngste Entwicklung in unserem Nachbarland müsse zu denken geben:
"Es gibt sicher andere Möglichkeiten, als weitere Steuererhöhungen. Die Rezepte dazu finden sich
in diesem Programm. Wenn hingegen die neue Regierung in Österreich mit Steuererhöhungen begänne,
wäre dies psychologisch ein schlechtes Signal. Denn die Stimmung im Wirtschaftsleben macht schon einmal 50
Prozent aus".
Er erwarte sich, wie Leitl abschließend sagte, dass die Vorschläge der Wirtschaftskammer in den verbleibenden
Wochen bis zur Wahl eingehend und sachlich diskutiert werden. |