Molterer: Moderne Landwirtschaft setzt auf Internet und PC  

Raschere Information und weniger Verwaltungsaufwand steigern die Wettbewerbsfähigkeit
Wien (bmlfuw) - Die österreichische Landwirtschaft setzt auf Internet und PC, weil die modernen Kommunikationstechnologien gerade in ländlichen Räumen unbestreitbare Vorteile bieten. Je größer die Entfernungen zu den Behörden, zu Bildungseinrichtungen oder Informationsanbietern sind, desto größer ist der Vorteil der Informationsbeschaffung, der Abwicklung von Behördenwegen bzw. der Gestaltung von Geschäftsprozessen via Internet. Die Agrarmarkt Austria als Förderabwicklungsstelle und Ansprechpartner der Bauern in vielen Verwaltungsfragen ist deshalb wichtiger Träger und Partner des Lebensministeriums in der eGovernment-Entwicklung in der Landwirtschaft. Dies erklärte Lebensminister Mag. Wilhelm Molterer im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vorstandsvorsitzenden der Agrarmarkt Austria, Mag. Georg Schöppl, am Dienstag (05. 11.) zum Thema eAMA.

EGovernment ist eines der Schlüsselbegriffe einer modernen Verwaltung. Es geht dabei um den einfacheren Zugang des Bürgers zu den Behörden, um mehr Transparenz und um die raschere Abwicklung von Geschäftsfällen. Der Reisepass ohne lange Wartezeiten war dabei nur ein erstes Beispiel, elektronisches Inskribieren an Unis ist ebenfalls bereits Realität wie die elektronische Strafregisterbescheinigung. Der derzeit in Vorbereitung stehende elektronische Akt für den gesamten Bundesbereich wird einen Quantensprung in der Verwaltung darstellen. Damit verbunden sind eine Reihe weiterer Dienste wie intelligente Formulare, die zur Verfügung stehende Informationen automatisch übernehmen, die elektronische Zustellung von Schriftstücken, insbesondere von Bescheiden, die erst zuhause ausgedruckt werden, und schließlich die elektronische Signatur. Die derzeitige Bundesregierung hat viele Dinge in Angriff genommen, die jetzt Schritt für Schritt umgesetzt werden, führte Molterer weiter aus.

In der Landwirtschaft ist die zentrale Drehscheibe für eGovernment-Anwendungen die AMA. Ziel ist, dass Landwirte Anträge, Meldungen und andere Verwaltungsabläufe direkt vom Hof und elektronisch abwickeln können. Die AMA hält derzeit bereits gemeinsam mit dem Lebensministerium ein breites Informationsangebot an Landwirte bereit. Das Ressort bietet neben seiner Homepage bereist fünf Zielgruppen-Portale an. Auf seinem Landwirtschaftsportal "www.agrarnet.at" befindet sich beispielsweise seit heuer ein Beratungsservice für Landwirte sowie eine regelmäßige Markt- und Preisberichterstattung. Ein weiteres derzeit knapp vor der Realisierung stehendes Projekt ist die elektronische Weinadministration, von Weinmeldungen über Antragstellungen bis hin zur Kontrolle wird auf Internet-Technologie umgestellt.

INVEKOS-GIS wird neue Maßstäbe in der Landwirtschaft setzen
Darüber hinaus arbeitet das Ressort bereits an der nächsten Generation der elektronischen Betriebs- und Förderungsverwaltung. Für die Förderungsabwicklung der EU ist ein geografisches Informationssystem (GIS) bis 2005 zu realisieren, das am Bildschirm die Katastergrenzen gemeinsam mit einem entzerrten Luftbild darstellt. Dieses neue INVEKOS-System wird die Förderungsabwicklung und die Kontrollen massiv vereinfachen, wobei die dazu notwendigen Programme den Landwirten, Beratern und Kontrolloren von der AMA zur Verfügung gestellt werden.

Ebenso wichtig ist, dass auf diesen Daten aufbauend die graphische Verwaltung von Feld- und Grundstücken, ein Wunsch vieler professioneller Landwirte, möglich wird. Hersteller von Agrarsoftware können darauf aufbauen professionelle Instrumente für die Betriebsplanung breitflächig zur Verfügung stellen, wie etwa für:

  • die Verknüpfung von georeferenzierten Bodenanalysedaten mit Dünge- und Pflanzenschutzmittelausbringungs- und Ertragsdaten,
  • die Fruchtfolgeplanung,
  • die Ertragskartierung in Verknüpfung mit GPS-Aufzeichnungen,
  • die Erfassung von Landschaftselementen,
  • die Verwaltung von Pacht- und Tauschflächen oder
  • die Schlageinteilung.


Der erste Einsatz ist in Teilgebieten Österreichs bereits im Herbst 2003 geplant, die flächendeckende Umsetzung wird schrittweise bis 2005 erfolgen, kündigte Molterer an.

Das Beispiel zeigt deutlich, dass die eGovernment-Anwendungen nicht beim Informationsangebot stehen bleiben, sondern Verwaltungsprozesse zwischen Behörde und Bürger elektronisch im Dialog abwickeln und Betriebe darüber hinaus neue Ansatzpunkte zur betrieblichen Optimierung erhalten. Damit die Vorteile auch genutzt werden, ist allerdings Flexibilität sowohl von der Verwaltung als auch den Nutzern der neuen Systeme notwendig.

Die AMA hat dabei erst kürzlich ihre Leistungsfähigkeit bestätigt erhalten. Sie hat für das von ihr entwickelte und betriebene RinderNet (www.ama.at bzw. www.rindernet.at) den eGovernment Award erhalten und zählt damit zu den besten europäischen eGovernment-Projekten. Insgesamt waren 281 Projekte aus ganz Europa eingereicht und von einer Fachjury beurteilt worden. Das AMA-RinderNet darf sich nun mit der Auszeichnung "eGovernment Label" schmücken.

Für den Erfolg des e-Government-Programms ist aber gleichzeitig notwendig, dass die erhöhten Sicherheitsanforderungen durch sauberen Umgang mit Datenschutz, Verschlüsselung und elektronischer Signatur glaubhaft gewährleistet werden. Ein durchgängiger elektronischer Informationsfluss mit allen förderrelevanten Daten durch die gesamte Verwaltung wird zu einer weiteren Steigerung von Effizienz und Wirtschaftlichkeit führen, muss aber dem sorgfältigen Umgang mit den Daten ebenso großes Gewicht beimessen. Sonst wird Misstrauen zu einem hemmenden Faktor, sagte Molterer.

Offensive zur Internet-Qualifizierung mit Bildungseinrichtung
Für die landwirtschaftlichen Betriebe ist eine Offensive zur Internetqualifizierung geplant. Damit sollen die Landwirte und ihre Familienangehörigen in die Lage versetzt werden, mit den neuen Medien, insbesondere dem PC und dem Internet, optimal umgehen zu können. In Zusammenarbeit mit bäuerlichen Bildungseinrichtungen wird das schon bestehende umfangreiche Qualifizierungsangebot für den Bereich EDV und Internet verstärkt werden. Neben dem Erwerb von Basisqualifikationen für das bäuerliche Familienunternehmen soll den Landwirten die Möglichkeit gegeben werden, ihren Wissensvorsprung und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit auszubauen.

Wenn diese Faktoren zusammenpassen, dann kommen alle Vorteile von eGovernment-Projekten auch für die Land- und Forstwirtschaft zum Tragen:

  • Vereinfachung der Abwicklung;
  • die Dienstleistung steht rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung;
  • enorme Zeitersparnis, da kein persönliches Erscheinen am Amt für die Landwirtschaft mehr erforderlich ist und somit keine Anfahrtszeiten und Wartezeiten anfallen;
  • für alle Landwirte mit einem außerlandwirtschaftlichen Beruf, hier speziell die Nebenerwerbslandwirte, ist dies ein optimales Instrument zur Kommunikation mit der Behörde, da kein Urlaub mehr für den Behördengang genommen werden muss;
  • direkte Informationsmöglichkeit über den eigenen Datenbestand;
  • die Daten werden bei der Eingabe auf Plausibilität geprüft, so dass der Landwirt sofort notwendige Korrekturen vornehmen kann und Fehler dadurch reduziert werden können.