Koren: Exportplus mit der Schweiz, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen und Dänemark
– Haupthandelspartner Deutschland leicht im Minus
Wien (pwk) - Die österreichischen Exporte in die Staaten Nord- und Nordwesteuropas (Deutschland,
Schweiz, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Schweden, Finnland, Dänemark, Irland, Norwegen,
Estland, Lettland und Litauen) trotzen der angespannten Konjunkturlage. „Trotz derzeit relativ schwieriger Rahmenbedingungen
konnten unsere Ausfuhren nach Nordwesteuropa heuer in den ersten sieben Monaten ein Wachstum von 0,4 % auf 22,4
Mrd Euro erzielen", berichtet AWO-Chef Walter Koren anlässlich der Außenhandelstagung Nordwesteuropa
gemeinsam mit den Österreichischen Handelsdelegierten dieser Staaten in der WKÖ.
Gedämpft wird das Gesamtergebnis hauptsächlich durch rückgängige Ausfuhren zu Österreichs
weitaus wichtigstem Handelspartner Deutschland. „Während die österreichischen Exporte im Vorjahr noch
ein Plus von 3,9 % erreichen konnten, sanken diese heuer von Jänner bis Juli um 0,3 % auf 14,5 Mrd Euro“,
so Koren. Einbußen gab es vor allem bei Maschinen und Industriezulieferungen. Bei den rückläufigen
Automobilexporten dürfte die Talsohle aber bereits überschritten sein. Als erfreulich erweisen sich ansteigende
Exporte bei Nahrungsmitteln – der „Feinkostladen Österreich“ bewährt sich – und bei pharmazeutischen
Produkten. Auch die deutsch-österreichischen Verflechtungen im Dienstleistungsbereich nehmen kräftig
zu. „Konjunkturhoffnungsträger der deutschen Wirtschaft ist derzeit der Außenhandel, dessen Aufschwung
sich auch positiv für die österreichische Wirtschaft auswirken würde“, betont Koren. Die österreichischen
Importe aus der Bundesrepublik sind heuer in den ersten sieben Monaten um 2,5 % auf 18,2 Mrd Euro gesunken.
Ganz anders präsentiert sich die Entwicklung mit dem Nachbarland Schweiz. Nach einem empfindlichen Rückgang
der österreichischen Ausfuhren 2001 (-15 %) ist heuer in den ersten sieben Monaten wieder ein Aufwärtstrend
mit +3,5 % auf 2,3 Mrd Euro festzustellen. Beachtliche Zuwächse im Konsumgüterbereich und eine Verdoppelung
der österreichischen Pkw-Lieferungen trotz rückläufiger Autoimporte der Schweiz seien für die
heuer wieder positive Entwicklung mit der Schweiz verantwortlich, analysiert Koren. „Die breitgefächerte Streuung
der österreichischen Exporte stellte eine gute Absicherung gegen konjunkturbedingte Schwankungen dar. Ziel
der AWO ist es daher, im Sinne ‚neuer Nachbarschaft‘ weitere österreichische Erstexporteure für den Schweizer
Markt zu gewinnen.“
Auch nach Großbritannien stiegen die Ausfuhren heuer bislang um 2,5 % auf 2,1 Mrd Euro an. Großbritannien
ist aufgrund der kontinuierlich positiven Exportsituation für Österreich bereits zum viertwichtigsten
Exportmarkt in Europa geworden. „Generell sind die positiven Perspektiven auf die steigende Präsenz österreichischer
Firmen in Großbritannien seit dem EU-Beitritt und die ausgewogene Struktur der Exporte einschließlich
des High-Tech-Bereiches zurückzuführen“, weiß Koren zu berichten. Nach Irland nahmen die heimischen
Lieferungen in den ersten sieben Monaten um 1,2 % leicht ab, während die Einfuhren um über 30 % zulegten.
Gut behaupten konnten sich Österreichs Exporteure ebenso in den Niederlanden, wo sie vor allem „mit außergewöhnlichen
Steigerungen bei elektrischer Energie und pharmazeutischen Erzeugnissen sowie im Konsumgüterbereich punkteten“,
freut sich der AWO-Leiter. Die österreichischen Exporte stiegen in den ersten sieben Monaten um 6,4 % auf
1,1 Mrd Euro.
Bei den Lieferungen nach Belgien habe sich die momentan schlechte Konjunkturlage hingegen auf das österreichische
Exportergebnis niedergeschlagen, weist Koren hin. Hier sanken die Ausfuhren in den ersten sieben Monaten um 8,6
% auf 722 Mio Euro. Als verantwortlich dafür bezeichnet Koren die Situation in der Automobilbranche, die die
Lieferungen von Kfz-Teilen und -zubehör aus Österreich um mehr als ein Drittel schrumpfen ließ.
Auch nach Luxemburg verzeichneten die österreichischen Exporteure heuer Rückgänge um 12,7 %.
Ein leichtes Minus wurde auch im skandinavischen Raum verzeichnet: Österreichs Ausfuhren sanken heuer um -1,1
% auf 1,2 Mrd Euro. Schweden, Österreichs wertmäßig wichtigster Handelspartner in Skandinavien,
importierte von Jänner bis Juli um 3,5 % weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im zweiten Halbjahr
könnte es nach Ansicht Korens aber wieder zu einem Anstieg der österreichischen Lieferungen kommen: „Der
verstärkte Trend österreichischer Unternehmen zur eigenen Niederlassung im attraktiven und zuverlässigen
schwedischen Markt wirkt sich positiv aus.“ Nach Norwegen setzt sich der Aufwärtstrend des Vorjahres heuer
mit einem Plus von 3,2 % weiter fort. Besonders im Konsumgüterbereich konnten dabei Marktanteile gewonnen
werden. Auch nach Dänemark nahmen die Lieferungen österreichischer Produkte heuer um 1 % zu. Gute Chancen
bei Konsumgütern können die zäheren Investitionsgüterlieferungen ausgleichen, so Koren. Nach
einem starken Anstieg der Exporte nach Finnland reduzierten sich diese heuer bislang um 1,2 % auf 244 Mio Euro.
Auf dem finnischen Markt sind aber noch viele ungenützte Möglichkeiten offen, insbesondere bei Umweltschutz
und Bioenergie. Dementsprechend setzt die AWO für 2003 einen Schwerpunkt für Kooperationen in der Holz-
und Papierindustrie.
Zum Betreuungsbereich der Außenhandelsstelle in Finnland zählen auch Estland, Lettland und Litauen.
"Die baltischen Staaten verzeichneten als einzige zweistellige Zuwachsraten (40,6 %). Dies zeigt das enorme
Potential der EU-Erweiterungsländer, die angesichts der schwachen weltweiten Wirtschaftsentwicklung zur Konjunkturlokomotive
werden", fasst Koren die Entwicklung in Nordwesteuropa zusammen. |