Neuer IV-Bildungs-Ausschussvorsitzender Eder fordert die "Entprovinzialisierung Österreichs"
Wien (pdi) - Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte IV-Generalsekretär Lorenz Fritz
am Montag (04. 11.) den neuen Vorsitzenden des Ausschusses für Bildung, Innovation
und Forschung der IV, Dr. Wolfgang Eder, der Öffentlichkeit. Eder tritt mit einem klaren Programm an: "Ich
verstehe Universitäten und Industrie als Schicksalsgemeinschaft für die Zukunft. Ziel ist die ‚Entprovinzialisierung
Österreichs' - das gilt für die gesamte Bildungskette wie auch den Forschungs- und Innovationsbereich.
Eine neue Bundesregierung - wie auch immer sie nach den Wahlen zusammengesetzt sein mag - braucht klare Kompetenzabgrenzungen
und eine abgestimmte Strategie für die Entwicklung von Spitzenqualität an österreichischen Schulen,
autonomen Universitäten, Privatuniversitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtun-gen, um sie alle
im europäischen Spitzenfeld zu positionieren", erklärt er. Der Wettbewerb der Bildungs- und Wissenschaftssysteme
wird auf der internationalen Ebene entschieden. "Unser Ziel ist dafür auch ein ‚Miteinander der Räte'
- der neu einzurichtenden Uni-Räte, des neuen Wissenschaftsrates, des Fachhochschulrats, des Rats für
Forschung & Technologieentwicklung und des Akkreditierungsrats für Privatuniversitäten."
Innovationspolitik: Wenn Österreich nicht mitzieht, zieht Europa davon
Der EU-Gipfel in Lissabon brachte entscheidende Impulse für die Innovationspolitik. Alle EU-Länder
haben verstärkt in F&E investiert, um damit dem europäischen Gesamtziel, "bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten,
dynamischsten, wissensbasierten Wirtschaftraum der Welt zu werden", näher zu kommen. Beim EU-Gipfel in
Barcelona wurde als neues Ziel formuliert, die F&E - Ausgaben bis 2010 auf 3% des BIP zu erhöhen. Österreich
befindet sich hier- trotz beachtlicher Anstrengungen - auf Platz 8 der europäischen Innovationsskala (European
Innovation Score Board), während es regelmäßig um Platz 4 herum im Wohlstandsranking liegt. "Wenn
wir auf Dauer nur im Mittelfeld zu liegen kommen, heißt das in Wirklichkeit, dass wir gegenüber anderen
Ländern an Innovationskraft verlieren, weil diese ihren Vorsprung ausbauen können. Wir müssen uns
schleunigst mit Höchstleistungen einen Spitzenplatz in der europäischen Forschungs-Community sichern",
fordert Eder und verweist auf die Spitzenländer in Europa: "Was machen die Innovationsführer Schweden
und Finnland besser? Sie bieten für Unternehmen attraktive Innovationssysteme mit verlässlichen Rahmenbedingungen
an und haben bessere Förderprogramme mit wenigen, gut koordinierten Ansprechpartnern und dafür ungleich
höher dotierte Budgets. Sie haben Brainpower - mehr Akademiker als Grundlage einer doppelt so hohen Forscherquote
wie der europäische Schnitt (10 bzw. 5 pro 1000 Arbeitnehmer) und schließlich: Taxes - Das Steuersystem
ist überaus attraktiv für technologie- und innovationsintensive Betriebe."
Gute Ansätze aus der Vergangenheit reichen auf Dauer nicht aus
Am Beginn der auslaufenden Legislaturperiode hat die Bundesregierung mit Unterstützung der IV das
Ziel formuliert, bis 2005 2,5% des BIP in F&E zu investieren. Eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung
der Innovationslandschaft wurde eingeleitet (u.a. durch steuerliche Incentives für Bildung und Innovation)
und eine Fortsetzung des Programms ab 2004 zugesagt.
Die Bilanz der vergangenen Jahre liefert aus Sicht der Industriellenvereinigung die richtigen Impulse für
eine tiefgreifende Veränderung in der österreichischen Landschaft für Bildung, Innovation und Forschung.
Der Ausbau der Erfolgsgeschichte der Fachhochschulen in den vergangenen sieben Jahren ist bemerkenswert: Von 700
auf 18.000 Studierende in einem privatwirtschaftlich organisierten Bildungssektor mit Spitzenausbildung zu kommen
ist eine Leistung, die vor allem dem Wirtschaftsstandort Österreich zu gute kommt. Außerdem macht die
Einführung der Studienbeiträge als Lenkungs- und Finanzierungsinstrument den Studierenden vom "betreuten
Fall" zum Kunden des Bildungsunternehmens Universität. Damit werden naturgemäß auch die Forderungen
der Kunden steigen, die von einem modernen Universitätsmanagementsystem bedient werden.
Bildungs- und Innovationspolitik: Priorität für jede Bundesregierung!
An erster Stelle für die IV steht die zügige und vollständige Umsetzung der Universitätsreform.
"Auf dem Weg zum österreichischen Nobelpreisträger sind wir etwas weiter gekommen, mit fortgesetzten
- und noch beschleunigten - Maßnahmen kann der Traum Wirklichkeit werden. Nur die Umsetzung der Uni-Reform
mit einer optimalen Besetzung der Uni-Räte garantiert die Weiterentwicklung unseres Universitätssystems
zu einem Zukunfts-Chancen- und Innovationssystem", denn laut Eder habe die junge Generation die beste Ausbildung
verdient und keine Halbheiten. "Jeder Stillstand wäre hier Rückschritt und würde den Verlust
an Kompetenz, Motivation, internationaler Reputation und Zeit bedeuten!"
Für innovative und forschungsintensive Betriebe bestehen nach wie vor zu viele Ansprechpartner und ungeklärte
Zuständigkeiten. "Die nächste Regierung muss in jedem Fall die Kompetenzen klären, bündeln
und neu - wirtschaftsnäher - verteilen. Derzeit gibt es für Bildung, Innovation und Forschung(sförderung)
insgesamt vier Ministerien als Ansprechpartner. Die IV schlägt vor, zwei Ressorts einzurichten - eines für
Bildung, Wissenschaft und Forschung mit dem dazugehörigen Fonds für Grundlagenforschung und eines für
Innovation (unabhängig ob mit Wirtschaft oder Infrastruktur verbunden). Zwei Innovationsressorts die eng zusammen
arbeiten", regt Wolfgang Eder an und verweist auf weitere Herausforderungen in der Struktur:
- Die vernünftige und erfolgreiche Institution "Rat für Forschung und Technologieentwicklung"
als unabhängiges Beratungsorgan der Bundesregierung gehört noch stärker in die Innovationspolitik
eingebunden und die Politik bei der Umsetzung der Empfehlungen in die Pflicht genommen.
- Die Autonomie der beiden großen Forschungsförderungsfonds (FWF und FFF) als Kernbereiche der österreichischen
Forschungsförderung und ihre Kompetenzverteilung muss beibehalten und ihre Aufgaben erweitert werden.
- Um im europäischen Forschungsrahmen mithalten zu können, bedarf es des Aufbaus "kritischer Massen",
von über die Grenzen hinaus attraktiven und leistungsfähigen "Centers/Networks of Excellence"
und einer verstärkten Zusammenarbeit von F&E- Einrichtungen, einer Abstimmung der Programme und einer
engeren Kooperation der Verantwortlichen. Dringend geboten für Österreich ist die Einrichtung "international
attraktiver Zellen" - also Forschergruppen in Spitzenbereichen, die Strahlkraft über die österreichische
Grenze hinaus entwickeln.
- Ebenso sind die Abstimmung von Strategien, der konzertierte Einsatz von Finanzmitteln und die Sicherung des
Nachwuchses an Wissenschaftern, Technikern und Forschern erforderlich.
"Vor allem aber bedarf es verlässlicher Rahmenbedingungen für Unternehmen denn Investitionen
am Standort Österreich sind keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Dies gilt besonders für die
Verlässlichkeit von Förderzusagen wie etwa des FFF - diese sind einzuhalten. Verlorenes Vertrauen ist
kaum wieder wettzumachen", so Eder.
Gesucht: Die besten Köpfe für Innovation
"Um eine Forschungsquote von 2,5% des BIP zu erreichen, muss auch auf Forschernachwuchs gesetzt werden.
Uns droht ein Engpass von mehreren tausend Wissenschaftern und Technikern bis 2005. Dieser Herausforderung muss
einerseits durch verstärkte Zuwanderung wissenschaftlicher Spitzenkräfte begegnet werden, andererseits
kann auch unsere Ausbildung ihren Beitrag leisten", erklärt Eder und verweist auf IV-Initiativen in diesem
Bereich. In ausgewählten technischen Studienrichtungen ist im vergangenen Jahrzehnt die Zahl der Studienanfänger
dramatisch eingebrochen - oft um die Hälfte oder mehr [siehe beiliegende Grafiken]. Ein Teilziel ist es, mehr
junge Menschen insbesondere Mädchen für technische Berufe zu begeistern - das beginnt bereits bei den
typischen Zubringerschulen. Die IV-Website www.industriekarriere.at
versucht ganz gezielt, junge Mädchen für eine Karriere in technischen Berufen und eine technische Schullaufbahn
zu begeistern."
Zur Person: Dr. Wolfgang Eder
Eder wurde 1952 geboren und ist seit 1978 im voestalpine-Konzern tätig. Der Jurist ist stellvertretender
Vorsitzender des Vorstandes der voestalpine AG, Vorsitzender des Vorstandes der voestalpine Stahl GmbH und Sprecher
der Geschäftsführung der voestalpine motion GmbH. In der Industriellenvereinigung ist Eder auch Vorstandsmitglied
der Landesgruppe Oberösterreich. Wolfgang Eder als Spitzenmanager eines international tätigen österreichischen
Konzerns ist damit ein Musterbeispiel für die neue strategische Arbeit der IV. Gemeinsam mit weiteren Managern
anderer IV-Mitgliedsunternehmen wird er in Zukunft zu aktuellen Themen des Bereiches Bildung, Innovation und Forschung
flexible Task Forces formen, die aus Unternehmersicht politische Umsetzungskonzepte erarbeiten. So vernetzen wir
unsere Zukunftskompetenz inhaltlich und in der Durchsetzung", erläutert Fritz die künftig zentrale
Rolle der Ausschussvorsitzenden in der strategischen Arbeit der IV.
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