DESY und SLAC unterzeichnen Vereinbarung in Washington
Hamburg (alphagalileo) - Mit der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung (Memorandum of Understanding)
haben die beiden großen Beschleunigerzentren DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) in Hamburg und SLAC
(Stanford Linear Accelerator Center) in Kalifornien, USA, ihre Absicht "besiegelt", in der Röntgenlaser-Forschung
künftig eng zusammen zu arbeiten und dieses zukunftsweisende Gebiet gemeinsam voran zu treiben. "Freie-Elektronen-Laser
für Röntgenstrahlung bieten für die Erforschung der Mikrowelt revolutionierende Aussichten. Durch
die jetzt vereinbarte intensive deutsch-amerikanische Zusammenarbeit ist von Beginn an eine optimale Weiterentwicklung
und Nutzung dieser neuen Lichtquellen für die Wissenschaft garantiert", so Professor Dr. Albrecht Wagner,
Vorsitzender des DESY-Direktoriums und einer der drei Unterzeichner des Memorandums.
Das Memorandum of Understanding dient der "Etablierung einer gemeinsamen Forschungsaktivität bei der
Nutzung und Entwicklung des wissenschaftlichen Potenzials sowohl der Linac Coherent Light Source (LCLS) als auch
des (bei DESY geplanten) TESLA X-Ray Free-Electron Lasers (TESLA-XFEL)." Es wurde heute im Energie-Ministerium
(Department of Energy, DOE) in Washington unterzeichnet. Die Vereinbarung regelt unter anderem den Austausch von
Wissenschaftlern, technischen Komponenten, Forschungs-ergebnissen und -daten sowie von allgemeinem Know-How. Damit
soll ein schneller Erfolg des wissenschaftlichen Programms beider Anlagen, die sich in ihren Eigenschaften ergänzen
und nach heutiger Planung 2008 beziehungsweise 2011 in Betrieb gehen können, erzielt werden. In einem ersten
Schritt werden die Forschungs-ergebnisse an den beiden kleineren Pilotanlagen, die sowohl in Stanford als auch
in Hamburg schon im Bau sind, gemeinsam genutzt. "Röntgenlaser sind eine große Herausforderung
und eine enorme Chance für die Zukunft!" kommentiert Prof. Dr. Jochen R. Schneider, DESY-Forschungsdirektor
und Mitunterzeichner des Memorandums. "Beide Anlagen bieten bahnbrechende Forschungsmöglichkeiten, die
über das Potenzial heutiger Strahlungsquellen weit hinausgehen."
DESY und SLAC gehören zu den weltweit führenden Zentren für Grundlagenforschung, in denen Elektronen-Beschleuniger
entwickelt und betrieben werden. Sie dienen sowohl der Elementarteilchenforschung als auch vielfältigen Untersuchungen
in Physik, Biologie, Materialwissenschaften und Chemie, die mit der an diesen Beschleunigern erzeugten elektromagnetischen
Strahlung durchgeführt werden können. Der nächste Schritt auf dem Weg zu noch leistungsfähigeren
Lichtquellen sind so genannte Freie-Elektronen-Laser (FEL). Sie erzeugen laserartige Röntgenstrahlung mit
sehr kurzen Wellenlängen und sehr hoher Leuchtkraft. DESY und SLAC haben in den vergangenen Jahren eine Schlüsselrolle
bei der Entwicklung von FEL-Röntgenlasern gespielt. Heute ist die Fachwelt weltweit von der technischen Machbarkeit
dieser neuen Generation von Forschungsinstrumenten überzeugt. - "Internationale Zusammenarbeit ist der
effizienteste Weg Forschungsanlagen von Weltniveau zu bauen. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
für einen künftigen Linearbeschleuniger für Elementarteilchenphysik gibt es schon eine sehr lebendige
Kooperation zwischen SLAC, DESY und dem japanischen Institut KEK. Das heutige Abkommen stärkt die Verbindungen
zwischen hervorragenden Zentren auf internationaler Ebene." sagte der SLAC-Direktor, Professor Jonathan Dorfan,
bei der heutigen Unterzeichnung.
Im Rahmen des TESLA-Projekts schlägt DESY vor, parallel zu dem geplanten 33 km langen Beschleuniger für
die Elementarteilchenphysik auch einen Linearbeschleuniger für FEL-Röntgenlaser zu bauen (TESLA-XFEL).
Sie erzeugen hochintensive ultrakurze Röntgenblitze mit den Eigenschaften von Laserlicht. Ihre Leuchtstärke
ist in ihren Spitzenwerten um das Zehnmilliardenfache höher als die modernster Röntgenquellen, die Zeitauflösung
um das Tausendfache. Die Blitzdauer beträgt weniger als eine billionstel Sekunde. Die Wellenlänge der
Blitze ist so klein, dass selbst atomare Details erkennbar werden: Sie kann im Bereich zwischen einem und einem
zehntel Nanometer variiert werden. Die unvorstellbar kurzen Röntgenpulse werden es den Forschern ermöglichen,
regelrechte Filme aus dem Mikrokosmos aufzunehmen, etwa zu verfolgen, wie eine chemische Reaktion abläuft,
wie Feststoffe entstehen oder wie die Abläufe in lebenden Zellen aussehen. - Das TESLA-Projekt wird zurzeit
im Auftrag der Bundesregierung zusammen mit sieben anderen geplanten deutschen Forschungsprojekten vom Wissenschaftsrat
begutachtet. Basierend auf diesem Ergebnis kann im Jahr 2003 mit einer TESLA-Entscheidung gerechnet werden. |