Wien (sk) - "Es sind politische und ideologische Gründe, die bei weiten Teilen des EU-Konvents
dazu führen, dass es eine skeptische Ablehnung des Ziels gibt, dass die europäische Union auch für
soziale Fragen zuständig sein soll", erklärte SPÖ-Europaabgeordente und stellvertretende Delegierte
zum EU-Konvent, Marias Berger, am Freitag (15. 11.) bei der Veranstaltung "Mehr
Demokratie wagen" in der diplomatischen Akademie. "Großes Einvernehmen herrscht über eine
gemeinsame Geld- und Finanzpolitik in der Union, die Sozialpolitik wird als Aufgabe der nationalen Parlamente angesehen,
kritisierte Berger. Auch der Entwurf des Konventspräsidiums betreffend eine spätere EU-Verfassung stößt
bei ihr nicht auf ungeteilte Zustimmung: "Das sind institutionelle Überschriften von Themen, die zum
Teil noch gar nicht diskutiert wurden." Berger forderte zudem eine Integration des Euratom-Vertrags in den
Entwurf.
Das positivste am Verfassungsentwurf durch das Kongresspräsidium sei, so Berger, dass es ihn wenigstens schon
gebe und dass "formal die Auflösung der Säulenstruktur der Union gefordert wird." Heikel aber
sei, dass darin der Kongress aller Abgeordneten der nationalen Parlamente propagiert werde, obwohl eine Mehrheit
der Konventsdelegierten gegen diesen Vorschlag war. Außerdem richte sich dieses Konzept klar gegen das EU-Parlament.
"Unklar ist mir auch, warum es einen EU-Präsidenten geben soll, denn das wäre schon der fünfte
Vorsitzende in der Union. Da weiß der US-Präsident dann erst recht nicht, wen er in Europa mit dem roten
Telefon anrufen soll", brachte Berger es auf den Punkt. Sie ist sich jedoch sicher, dass die nationalen Regierungen
für ein positives Ergenbnis des Konvents sind, "sonst würden sie ja nicht so stark versuchen, ihn
zu beeinflussen."
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