Schüssel
und Grasser legen Zehn-Punkte-Programm vor
1.000 Euro Entlastung bis 2005 - Abgabenquote bis 2010 auf 40 Prozent
Wien (övp-pd) - ÖVP-Bundesparteiobmann Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel und Finanzminister
Mag. Karl-Heinz Grasser stellten am Sonntag (17. 11.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz
in Wien ein Zehn-Punkte-Programm für die Wirtschafts- und Finanzpolitik der kommenden Jahre vor.
1. Stabile Staatsfinanzen
"Stabile Staatsfinanzen bedeutet einen ausgeglichenen Haushalt über den Konjunkturzyklus, also
nicht notwendigerweise ein Null-Defizit jedes Jahr", so Grasser. Diese Politik sei eine notwendige Voraussetzung
für alle weiteren Initiativen wie Verringerung der Steuerbelastung, Senkung der Lohnnebenkosten, aber auch
die langfristige Absicherung unseres staatlichen Pensionssystems. "Die Bevölkerung weiß, dass dies
ein kluger Weg ist. Daherb bleiben wir dabei", so der Finanzminister.
2. "Nachhaltige Senkung" der Abgabenquote auf 40 Prozent bis 2010
Das langfristige Ziel einer Reduktion der österreichischen Steuer- und Abgabenquote auf 40 Prozent
bis 2010 "soll für die Bevölkerung greifbar werden" und setze bereits jetzt realistische Zwischenziele
voraus, so Grasser. Das erste Etappenziel stelle daher die Verringerung der Abgabenquote von derzeit 45,6 Prozent
auf 43 Prozent bis 2005 dar. Um die Senkung der Abgabenquote zu erreichen, seien eine Steuerreform und eine Steuersenkung
in Etappen notwendig. Die Steuersenkung - "die leistbar sein muss" - werde vor allem die Bezieher von
kleinen und mittleren Einkommen und die Klein- und Mittelbetriebe entlasten. Bis 2005 sei in mehreren Etappen eine
Entlastung für jeden Erwerbstätigen um 1.000 Euro möglich.
3. Notwendige Sicherung des Pensions- und Gesundheitssystems
Die demografische Verschiebung zugunsten der älteren Menschen ziehe für die öffentlichen
Haushalte zusätzliche Ausgaben im Pensions- und Gesundheitssystem nach sich. "Strukturreformen müssen
die erste Säule der Altersvorsorge nachhaltig sichern und die bestehenden Pensionsleistungen garantieren",
so der Kanzler. Schüssel sprach sich für ein einheitliches Pensionsrecht für alle aus. Es sei "unfair",
dass Eisenbahner etwa mit 52 und Bundesbeamte mit durchschnittlich 59 Jahren in Pension gehen könnten. Bestehende
Ansprüche müssten bei einer Reform gewahrt bleiben, ein gemeinsam mit Vizekanzlerin Susannen Riess-Passer
ausgearbeiteter Entwurf liege "fertig in der Schublade", so Schüssel.
4. Grundlegende Verwaltungs- und Bundesstaatsreform
"Hier haben wir bereits mehr gemacht als jede andere Regierung und es hat bereits beachtliche Erfolge
gegeben", sagte Schüssel. Die Verwaltungsreform sei verstärkt fortzuführen. Dabei sei gemeinsam
mit Ländern und Gemeinden noch ein Volumen von rund einer Milliarde Euro möglich.
5. Fortsetzung des Privatisierungskurses
Grasser betonte, es sei bereits gelungen, die sechs Milliarden Schulden, die bei der ÖIAG übernommen
worden seien, auf zwei Milliarden zu reduzieren. "Wir haben den Turnaround geschafft, das ist vor allem für
die Steuerzahler wichtig. Das Unternehmen kann jetzt aus eigener Kraft die Schulden bedienen. Es ist klar, dass
dieser erfolgreiche Privatisierungskurs in der kommenden Legislaturperiode fortgesetzt werden soll. Privat ist
besser als Staat - das ist unsere gemeinsame Überzeugung", so Grasser.
6. Weitere Schritte zur Stärkung der Klein- und Mittelbetriebe
"Wir wollen uns noch stärker um die Klein - und Mittelbetriebe kümmern. Diese sichern den Großteil
unserer Arbeitsplätze, schaffen großes Wachstum und produzieren Wertschöpfung", sagte Grasser.
Im Dialog mit rund 7000 Unternehmern österreichischer Klein- und Mittelbetriebe (KMUs) seien vor allem folgende
Wünsche als vorrangig erachtet worden: die Senkung der Lohnnebenkosten, eine begünstigte Besteuerung
des nichtentnommenen Gewinns und die forcierte Fortführung der Verwaltungsreform. Die weitere Senkung der
Lohnnebenkosten, insbesondere für ältere Arbeitnehmer, solle zügig umgesetzt werden.
7. Wirtschaftsstandort Österreich noch attraktiver machen
Schüssel erklärte, Österreich liege gegenwärtig in der EU betreffend Standortqualität
auf Platz acht und im World Competitiveness Yearbook auf Platz 13. "Es muss das Ziel sein, innerhalb der nächsten
vier Jahre einen Platz unter den ersten Fünf in der EU bzw. unter den ersten Zehn weltweit zu erreichen",
so der Kanzler.
8. Strukturreformen am Arbeitsmarkt:
Schüssel sprach sich für weitere Reformen am Arbeitsmarkt aus. "Das AMS muss sich noch mehr
um Problemgruppen wie Behinderte und Ältere kümmern. Wir dürfen niemanden zurücklassen, jeder
muss seine Würde bewahren können", so der Kanzler. Strukturelle Reformen am Arbeitsmarkt müssen
die Quellen von Fehlanreizen und Ineffizienzen beseitigen.
9. Strukturreformen am Kapitalmarkt
"Wir haben bewiesen, dass diese Regierung ein guter Freund von Eigenkapital ist", so Grasser.
Ausreichende Verfügbarkeit von Eigenkapital sei die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften
und insbesondere Unternehmensneugründungen in den nächsten Jahren. Daher sei der in den letzen Jahren
eingeschlagene Weg einer Kapitalmarktoffensive mit dem Ziel angebots- und nachfrageseitig das Kapitalmarktvolumen
zu steigern und für mehr Vertrauen der Investoren zu sorgen, fortzusetzen.
10. Ja zur Erweiterung - Chancen wahrnehmen
Grasser sprach "ein klares und deutliches Ja" zur EU-Erweiterung aus. Europa und Österreich
stünden vor einer historischen Chance. Österreich rücke von der Randlage in das Zentrum Europas.
Schon von der Öffnung der vergangenen Jahre habe unser Land profitiert. "Mit entsprechenden Rahmenbedingungen
wird Österreichs Wirtschaft die neuen Chancen nutzen", so der Finanzminister.
|
Cap: Schüssel präsentiert Panikprogramm im letzten Augenblick
Finanzierbarkeit kein Thema
Wien (sk) - ÖVP-Chef Schüssel und Finanzminister Grasser hätten zwar das SPÖ-Wirtschaftsprogramm
in wichtigen Einzelpunkten übernommen - "nach zweieinhalb Jahren Belastungspolitik finde ich dies einige
Tage vor der Wahl bezeichnend" - die offensichtliche Panik bei der ÖVP lasse allerdings "jedes Finanzierungskonzept
vermissen", sagte der gf. SPÖ-Klubobmann Josef Cap am Sonntag (17. 11.) in
Reaktion zu dem von Schüssel und Grasser präsentierten Zehn-Punkte-Programm.
Neben der Unfinanzierbarkeit des ÖVP-Konzepts nannte Cap noch einen weiteren Unterschied zum SPÖ-Programm
"Wachstum ohne Schulden": "Unser Programm ist bis ins Detail ausformuliert, nachzulesen und die
Finanzierbarkeit dargelegt, während die ÖVP-Forderungen allem Anschein nach in einer Nacht- und Nebelaktion
aus dem Hut gezaubert wurden." Cap gegenüber dem SPÖ-Pressedienst: "Die seit dem TV-Duell bemerkbare
Verunsicherung bei der ÖVP treibt bunte Blüten." Jetzt sei ihnen sogar
die Finanzierbarkeit ihres Programmes gleichgültig.
Zu den 9 Mrd. Euro, die das ÖVP-Wirtschaftsprogramm bereits koste, seien heute nochmals zusätzliche Versprechungen
hinzugefügt worden. Die angestrebte Absenkung der Abgabenquote - "die übrigens im krassen Gegensatz
zu allem steht, was wir von Schwarz-Blau in den letzten zweieinhalb Jahren bekommen haben" - würde ein
Sparpaket von 4,5 Mrd. Euro bedeuten. "Nicht zu vergessen die Abfangjäger", so Cap abschließend,
"an dieser Milliarden-Investition hält das Panik-Duo Schüssel-Grasser nach wie vor ganz entschlossen
fest".
|
Haupt: Schüssel und Grasser mit lupenreinem FPÖ-Programm
Knittelfeld und Jörg Haider durch Schüssel und Grasser voll rehabilitiert
Wien (fpd) - Die am Sonntag (17. 11.) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel
und Finanzminister Karl-Heinz Grasser präzisierten Vorstellungen für eine zukünftige Steuerentlastungspolitik
sind eine 1:1 Kopie freiheitlicher Ideen. Die Delegiertenversammlung von Knittelfeld und damit auch Jörg Haider
werden dadurch zu 100 Prozent rehabilitiert. Mit diesen Aussagen replizierte heute FPÖ-Spitzenkandidat und
Parteiobmann, Sozialminister Mag. Herbert Haupt, auf die Aussagen von Schüssel und Grasser.
Jedermann in Österreich könne jetzt sehen, so Haupt, dass alle Grasser- und Schüssel-Vorschläge
genauso gut von einer ÖVP und FPÖ- Regierungskoalition hätten umgesetzt werden können. Dadurch
zeige sich eindeutig, dass Schüssel und Grasser hinter dem Rücken der FPÖ ein abgekartetes Spiel
gespielt hätten. Alle Punkte, die heute Schüssel und Grasser präsentiert hätten, entsprechen
dem, was die freiheitliche Basis immer gewollt hat, betonte Haupt.
Sowohl in der Verwaltungsreform als auch in der Strukturierung des Hauptverbandes der Sozialversicherung gingen
Schüssel und Grasser mit FPÖ-Ideen hausieren. Dies ist besonders fadenscheinig, weil gerade hier die
ÖVP und ihre Vertreter sich in den vergangenen Monaten als größte Blockierer und Bremser erwiesen
haben, bekräftigte Haupt seinen Vorwurf eines ÖVP-Doppelspiels. Die ÖVP versucht sich auf Kosten
der Freiheitlichen herauszumästen, so Haupt.
Schüssel und Grasser wollten mit der Provozierung von Neuwahlen nur ihre eigenen Positionen absichern, egal
wie viele Millionen Euro dies auch koste. Diese egoistische Einstellung geht zu Lasten der vielen kleinen Steuerzahler,
die wieder einmal die Zechen zu bezahlen haben, so Haupt abschließend.
|