Bonn (alphagalileo) - Wer vor dem Schaufenster eines Autoproduzenten steht, mag sich fragen: »Wie
schaffen die es, eine derart breite Modellpalette anzubieten?« In der Tat sind die Zeiten des uniformen Volkswagens
endgültig vorbei: Die Industrie bemüht sich zunehmend um mass costumization - also der Massenfertigung
von Produkten, in die dennoch möglichst viele Kundenwünsche einfließen sollen. Neben logistischen
Herausforderungen gilt es daher, neue Press- und Umformwerkzeuge schnell zu bauen und in die Fertigungslinien zu
integrieren. Für den Bau der Werkzeuge eignen sich daher Rapid-Technologien besonders. Gegenüber klassischen
Verfahren wie Gießen oder Fräsen ist ihnen gemeinsam, dass die Kette zwischen CAD-Entwurf und dem endgültigen
Bauteil möglichst ungebrochen elektronisch ablaufen soll.
Ein jüngerer Vertreter der Rapid-Familie heißt MELATO. Den ersten Schritt dieses Metal Laminated Tooling
erklärt Dr. Anja Techel, Projektleiterin am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS
in Dresden: »Wie beim Schneiden einer Wurst wird das im Computer entworfene Werkzeug zunächst in Schichten
zerlegt. Mithilfe einer Software, die unser Partner NC-SOFT Wagner in Schwerin programmiert hat, packt der
Computer die einzelnen Scheiben optimal auf die virtuelle Blechbahn und ein Laser schneidet sie real aus.«
Das Laminated der Technologie schließt sich an: Die einzelnen Scheiben werden übereinander gestapelt
und eingespannt miteinander verklebt, verlötet oder verschweißt. Den letzten Schliff erhält das
bis zu 70 x 150 Zentimeter große Stahlwerkzeug in einer kombinierten Maschine: Durch Laserauftragschweißen
wird Metall an kritischen Bereichen rund 0,3 Millimeter genau aufgebracht - ein Fräser gibt dem Bauteil seine
endgültige Gestalt.
MELATO und zahlreiche weitere Rapid-Technologien präsentiert die Fraunhofer-Allianz Rapid Prototyping, der
neben dem IWS elf weitere Institute angehören, auf der »Euro-uRapid2002«. Diese internationale
Anwenderkonferenz findet am 2. und 3. Dezember in Frankfurt am Main statt. In über 50 Vorträgen können
sich Fachleute aus der Auto- und Zulieferindustrie, Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und allen Branchen, die
sich der schnellen Produktinnovation stellen, über die neusten Trends informieren. Rapid-Technologien zum
Anfassen bietet die Messe EuroMold, die sich vom 4. bis 7. Dezember anschließt. Selbst an das heimische Regal
wurde gedacht: Eine Spitzgießmaschine fertigt mit Rapid-Formen Büsten des Namenspatrons Joseph von Fraunhofer
aus Kunststoff - am Gemeinschaftsstand in Halle 8. |