Bei 100%igen Strafzöllen auf US-Einfuhren drohen österreichischen Unternehmen 250 Mio
Euro Schaden
Wien (pwk) - Wirtschaftskammer Österreich Präsident Christoph Leitl plädiert an den
für Handelsfragen zuständigen EU-Kommissar Lamy, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln eine politische
Lösung im Handelsstreit mit den USA anzustreben. Nur so könne die tatsächliche Einhebung von 100%igen
Strafzöllen auf Importe einer großen Anzahl von US-Produkte in die EU verhindert werden.
Wie bereits bekannt ist, hat die EU im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) den Streit mit den USA um die sog.
Foreign Sales Corporations (FSC) in allen Instanzen gewonnen. Über FSC geführte US-Exporte verhelfen
amerikanischen Firmen zu Steuervorteilen in Millionenhöhe. Dies stellt eine in der WTO verbotene Exportsubvention
dar. Im Spätsommer stellte die WTO dann abschließend den der EU jährlich entstehenden Schaden mit
4,043 Mio US$ fest. Die EU kann nun Strafzölle in der Höhe von über 4 Mrd US$ einheben.
Die WKÖ führte umfangreiche Konsultationen mit ihren Fachorganisationen und Mitgliedsfirmen durch und
übermittelte die Position der österreichischen Wirtschaft gestern an die EU-Kommission in Brüssel.
Auch das Wirtschaftsministerium wurde ersucht, die Kammerposition in den entsprechenden EU-Gremien in Brüssel
entsprechend zu vertreten.
Insbesondere die von US-Importen abhängige österreichische Kfz-Zulieferindustrie wäre von den EU-Strafzöllen
besonders betroffen. „Sollten die Strafzölle wirklich eingeführt werden, sind sogar Standortüberlegungen
nicht ausgeschlossen. Von vielen Firmen genannte Warenimporte aus den USA können sehr oft wegen konkreter
Vorschriften der Groß-Auftraggeber oder aufgrund technischer Spezifikationen nicht durch Lieferungen aus
der EU oder Drittstaaten ersetzt werden“, erklärt Leitl.
Die österreichischen Firmen befürchten noch weitergehende wirtschaftliche Nachteile, die sich aus möglicherweise
notwendig werdenden Ausstiegen aus bindenden Dauervertragsverhältnissen, aus der Suche neuer, gleichwertiger
Lieferanten außerhalb der USA, aus Marktanteilsverlusten und vor allem aus befürchteten Gegenmaßnahmen
der USA ergeben könnten. Wenn die zusätzlichen Zölle wirklich eingeführt werden, schätzt
die Wirtschaftskammer den für die österreichischen Firmen drohenden Schaden auf rund 250 Mio Euro.
„Sollten die USA nicht einlenken und ihre FSC-Regelung der WTO nicht anpassen, so müssten wenigstens die am
dringendsten benötigen Importinteressen der heimischen Betriebe gesichert und von der Strafzollliste genommen
werden“, fordert der WKÖ-Präsident. |