Thema Nationalratswahl – 15. November 2002

 TV-Konfrontation Dr. W. Schüssel vs. Dr. A. Gusenbauer
 Bures: Alfred Gusenbauer geht es um die Menschen in diesem Land
Schüssel beschränkt sich auf kalte Zahlenspielereien
Wien (sk) - Für SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures machte das heutige TV-Duell zwischen SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer und ÖVP-Chef Schüssel deutlich: "Alfred Gusenbauer geht es um die Menschen in diesem Land, die Anliegen und Sorgen jedes Einzelnen stehen für ihn im Mittelpunkt. Schüssel hingegen setzt sich über die Menschen hinweg und beschränkt sich lieber auf kalte Zahlenspielereien."
Schüssel habe "hilflos versucht, den schwarz-blauen Kurs der höchsten Steuern, der Rekordarbeitslosigkeit und insgesamt der gebrochenen Versprechen wegzureden", so Bures Donnerstag Abend gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. "Dabei ist er klar gescheitert. Schüssel lässt keinen Zweifel offen: Ihm geht es nur um seine Person und den Kanzlersessel. Die Anliegen der Menschen sind ihm egal", so Bures.
"Alfred Gusenbauer will aus Österreich ein Land machen, wo der soziale Zusammenhalt gestärkt wird", erklärte Bures, "wo junge Menschen faire Chancen bekommen, wo Schwache und Kranke nicht zur Zielscheibe einer verfehlten Einsparungspolitik werden und wo Menschen nach einem Leben harter Arbeit eine sichere Pension bekommen".
   
 IFES-Umfrage ergibt: Gusenbauer war bei TV-Duell klarer Sieger
Wien (sk) - Nach einer von der SPÖ in Auftrag gegebenen Umfrage des IFES-Meinungs- forschungs- institutes im Anschluss an die TV-Konfrontation zwischen SPÖ-Vorsitzendem Gusenbauer und ÖVP-Chef Bundeskanzler Wolfgang Schüssel gaben 40 Prozent der Zuseher an, von Gusenbauer positiv überrascht gewesen zu sein, nur 25 Prozent von Schüssel. In den so wichtigen Bereichen Glaubwürdigkeit und Themensetzung konnte Gusenbauer punkten. Für 59 Prozent war Schüssel der weitaus überheblichere Politiker, im Gegensatz zu 25 Prozent, die Gusenbauer dieses Attribut zuordneten. Für ein Drittel der ZuseherInnen ist klar, dass ihnen diese Fernsehdiskussion bei ihrer Wahlentscheidung für den 24. November geholfen habe.
Die Umfrage wurde telefonisch nach der TV-Konfrontation bei 300 Personen durchgeführt, die durch Pre-Screening vorselektioniert waren. Ein Großteil der Befragten gab an, dass die wichtigsten Themen für sie Beschäftigung und Pensionen sind.
Alfred Gusenbauer wirkte in dieser Diskussion mit Wolfgang Schüssel für 48 Prozent der Befragten glaubwürdiger, Schüssel nur für 39 Prozent. Der SPÖ-Chef hat deutlich mehr über die Zukunft gesprochen, meinten 50 Prozent gegenüber nur 25 Prozent, die Schüssel Zukunftsthemen zuschrieben. Soziale Themen wurden klar von Gusenbauer dominiert: 68 Prozent nahmen die bei Gusenbauer wahr, nur 19 Prozent bei Schüssel.
   
 Rauch-Kallat: Österreicher wollen keinen aggressiven Bundeskanzler
Gusenbauer hat Form als Oppositionspolitiker gefunden - ist kein Kanzler - Klare Mehrheit für Schüssel als Bundeskanzler
Wien (övü-pk) - Das TV-Duell zwischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und SPÖ-Vorsitzendem Alfred Gusenbauer habe gezeigt, "dass die Österreicherinnen und Österreicher keinen aggressiven Bundeskanzler wollen. Gusenbauer war ein ungewöhnlich aggressiver Herausforderer, der praktisch keine Fakten genannt hat und mit keinem einzigen Argument die Art und Weise, wie er Österreich regieren möchte, belegen konnte. Es hat viele Zuseherinnen und Zuseher sehr gestört, dass er nicht zuhören kann, ständig unterbrochen und ausschließlich aggressiv argumentiert hat, ohne einen einzigen Lösungsansatz zu präsentieren." Das würden auch die Umfragen von Gallup und Fessel bestätigen, sagte ÖVP-General- sekretärin Abg.z.NR Maria Rauch-Kallat am Freitag (15. 11.) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der ÖVP-Delegationsleiter im Europäischen Parlament Ursula Stenzel.
"Jetzt endlich" habe Gusenbauer "seine Form als Oppositionspolitiker" gefunden. "Das ist eine Verbesserung, aber das qualifiziert ihn überhaupt nicht zum Bundeskanzler", betonte Rauch-Kallat. "Die Menschen wollen einen Bundeskanzler, der mit Weitsicht, mit Umsicht und Konzepten das Land auch durch schwierige Zeiten führt." Dies habe Wolfgang Schüssel in den letzten zweieinhalb Jahren bewiesen "und er wird das auch in Zukunft beweisen können".
Besonders kritisierte Rauch-Kallat, dass Gusenbauer keine Vorschläge zur Sicherung der Arbeitsplätze und des Wirtschaftswachstums gemacht habe. "Der einzige konkrete Vorschlag war der Investitionsfreibetrag, wo ihm Wolfgang Schüssel klar das bessere Konzept gegenüberstellen konnte."
Demgemäß sehe etwa auch das Gallup-Institut Bundeskanzler Schüssel als klaren Sieger des TV-Duells. Eine Blitzuntersuchung habe ergeben, dass für 60 Prozent der ÖVP-Obmann eindeutig den besseren Eindruck gemacht habe, 40 Prozent hätten Gusenbauer voran gesehen. Das Fessel-Institut sehe Wolfgang Schüssel mit 61 Prozent im Vorteil. Er hat alles in allem deutlich besser abgeschnitten", sagte Rauch-Kallat. Gusenbauer habe in der Debatte zwar eine bessere Figur gemacht, als in den beiden früheren Auseinandersetzungen, "aber er verärgerte viele Zuseherinnen und Zuseher durch ständiges aggressives Hineinreden und ständiges Wiederholen von eingelernten Floskeln", was vor allem auch auf Frauen zutreffe, so Rauch-Kallat.
Auf die Frage, wer ihnen als Bundeskanzler lieber wäre, hätten in der Fessel-Umfrage 60 Prozent Schüssel und 33 Prozent Gusenbauer genannt. "Wenig positiven Eindruck" habe Gusenbauer insbesondere auch auf in ihrer Wahlentscheidung noch nicht festgelegte Personen gemacht, von denen sich nur 18 Prozent für den Oppositionspolitiker, aber jeder zweite für Wolfgang Schüssel als Kanzler ausgesprochen hätten. "Von denen, die vor der Diskussion keine Parteipräferenz äußerten, sprachen sich nach der Diskussion doppelt so viele für die ÖVP als für die SPÖ aus. Das war auch das Gefühl, das ich hatte: Gusenbauer mag es zwar gelungen sein, bei seinen Kernschichten zu fischen, aber darüber hinaus hat er wohl kaum Wähler angesprochen", schloss Rauch-Kallat.
   
 Fessel-GfK-Ulram zu TV-Duell: 60 Prozent wollen Schüssel als Kanzler
Wien (övp-pd) - Nach einer überaus hart geführten Debatte sahen laut Fessel-GfK- Meinungsforscher Dr. Peter Ulram 61 Prozent der von Fessel-GfK befragten 418 Seher und Seherinnen der TV-Konfrontation Schüssel-Gusenbauer Bundeskanzler Schüssel im Vorteil ("Hat alles in allem besser abgeschnitten": 61 Prozent Schüssel, 32 Prozent Gusenbauer, sieben Prozent: Weiß nicht/keine Angabe). Gusenbauer habe in der Debatte zwar eine bessere Figur gemacht als in den beiden früheren Auseinandersetzungen, aber viele Zuseher und Zuseherinnen durch ständiges aggressives "Hineinreden" und die Wiederholung "eingelernter Floskeln" verärgert.
Auf die Frage, wer ihnen als Bundeskanzler lieber wäre, nannten 60 Prozent Schüssel und 33 Prozent Gusenbauer (sieben Prozent keine Angabe). Wenig positiven Eindruck machte Gusenbauer insbesondere auf in ihrer Wahlentscheidung noch nicht festgelegte Personen, wo sich nur 18 Prozent für Gusenbauer, aber jede(r) zweite für Schüssel als Kanzler aussprach. Von denen, die vor der Diskussion keine Parteipräferenz äußerten, sprachen sich nach der Diskussion doppelt so viele für die ÖVP (18 Prozent) als für die SPÖ (neun Prozent) aus. Acht Prozent "wanderten" zu anderen Parteien, 55 Prozent blieben unentschlossen, neun Prozent äußerten sich nicht).
   
 Schweitzer: EU-Sanktionen: FPÖ fordert Stellungnahme Schüssels
Wußte ÖVP-Obmann über Reisetätigkeit Gusenbauers Bescheid?
Wien (fpd) - FPÖ-Klubobmann Mag. Karl Schweitzer forderte am Freitag (15. 11.) eine Stellungnahme von Bundeskanzler Schüssel zu den gestrigen Behauptungen Alfred Gusenbauers, daß Schüssel über dessen Reisetätigkeit während der Zeit der EU-Sanktionen im Vorhinein Bescheid gewußt habe, bzw. von Schüssel sogar dazu aufgefordert worden sei und diesem nach der jeweiligen Reise regelmäßig Bericht erstattet habe.
"Wenn das stimmt, dann hat Schüssel seinen Koalitionspartner bereits damals hinters Licht geführt", betonte Schweitzer. Dies ziehe sich wie ein roter Faden durch die Regierungszusammenarbeit. Ähnliches habe man ja auch in der Causa Temelin erlebt, wo Schüssel die gleiche Art von Geheimdiplomatie betrieben habe, ohne den Koalitionspartner zu informieren. Es sei daher relativ schwierig gewesen, mit diesem Mann zusammenzuarbeiten, wie aus diesen Beispielen ersichtlich sei.
Weiters sei es bei der gestrigen Konfrontation erstaunlich gewesen, mit welcher Vehemenz Schüssel Reformen wie das Kindergeld oder die Abfertigung Neu verteidigt habe, Dinge, die er 1999 noch in Bausch und Bogen abgelehnt und als ungedeckte Schecks bezeichnet habe. Schüssels größte Stärke liegt darin, die Arbeit anderer als seine eigene auszugeben", sagte Schweitzer. "Darin hat er es zur Meisterschaft gebracht." Die Konfrontation habe jedenfalls gezeigt, daß Reformen in Österreich nur mit der FPÖ möglich seien. Weder Schüssel noch Gusenbauer seien allein dazu imstande. Eine rotschwarze Koalition würde Stillstand und Lähmung bedeuten.
     
 Glawischnig: Hick-Hack erinnert an alte Zeiten der Rot-Schwarzen-Koalition
Weichen stehen nach TV-Duell auf Rot-Schwarz mit blauem Anstrich
Wien (grüne) - "Das gegenseitige Hick-Hack im TV-Duell erinnert an die alten Zeiten der Rot-Schwarzen-Koalition. Die Weichen für Alfred Gusenbauer und Wolfgang Schüssel stehen offenbar auf Rot-Schwarz, diesmal mit blauem Anstrich", so die stv. Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. "Die Weigerung Gusenbauers, einem FPÖ-Finanzminister Grasser in einer großen Koalition auszuschliessen, ist offenbar die erste Vorleistung für Rot-Schwarz. Die SPÖ ist allem Anschein nach bereit, in einer Koalition mit der ÖVP die blauschwarze Wende fortzusetzen, mit Studien-, Ambulanzgebühren und Abfangjägern. Schüssel wiederum lässt keinen Versuch aus, mit Untergriffen, persönlichen Diffamierungen und Unterstellungen im Stil FPÖ-Methoden zu kopieren. Ein Armutszeugnis für den Obmann einer christlichen, sozialen Partei."