Thema Nationalratswahl – 14. November 2002

 Lebensmittel 
 Molterer: Wir müssen kulinarisches Erbe lebendig halten
Vielfalt der Lebensmittel und Genießen als Teil des österreichischen Lebensmittelkonzepts
Wien (bmlfuw) - Das kulinarische Erbe Österreichs ist unverzichtbarer Teil unserer Identität. Esskultur hat in Österreich einen ausgeprägten Stellenwert und gehört zum kulturellen Gesamtbild. Gutes Essen und Trinken besitzt für die Österreicher einen hohen Stellenwert (39% bezeichnen es als sehr wichtig, weitere 50% als eher wichtig). Um das kulinarische Erbe lebendig zu erhalten, ist die Mitarbeit der Haubenköche Österreichs ebenso notwendig wie die aller Profiköche, in der Regel Frauen, die im familiären Kreis für gesunde Ernährung sorgen, sowie der steigenden Zahl der Hobbyköche, in der Regel Männer, die dem Genuss sowie dem sozialen Aspekt von Essen einen großen Stellenwert beimessen. Dies erklärte Lebensminister Mag. Wilhelm Molterer anlässlich der Übergabe eines handgeschriebenen Exemplars der Kochbuchs der 100 klassischen Gerichte Österreichs an die Nationalbibliothek am Mittwoch (13. 11.).
Um den kulinarischen Besitzstand Österreichs zu erhalten, ist es notwendig, sich mit ihm verstärkt auseinander zu setzen. Die Übergabe des Kochbuchs der 100 klassischen Gerichte Österreichs an die Nationalbibliothek ist ein symbolischer Akt. Genauso wichtig ist, dass das "Kulinarische Erbe" auch in die Buchhandlungen kommt und neugierig auf traditionelle und gleichzeitig kreative Speisenzubereitung macht. Das kulinarische Erbe hat massive Bedeutung für die Zukunft unserer Küche, unserer Landwirtschaft, Gastronomie und des gesamten Lebensmittelsektors, führte Molterer weiter aus, der gemeinsam mit Dkfm Elisabeth Gürtler, Dr. Franz Fischler und Dr. Christian Konrad den Ehrenschutz des "Kuratoriums Kulinarisches Erbe Österreichs" inne hat.
Die neuesten Trends im Konsumentenverhalten sind von modernen Lebensstilen geprägt und drängen Schritt für Schritt traditionelle Ernährungs- und Kochstile zurück. Functional food, fast food und Tiefkühlkost sind dazu die Stichworte. Ziel muss es daher sein, sich des Werts herkömmlich zubereiteter Speisen mit frischen Zutaten und schonender, gesunder Zubereitung bewusst zu sein. Gerade in unserer schnelllebigen und oft stressigen Zeit sollte dem Genießen und einer ausgewogener Ernährung entsprechende Bedeutung geschenkt werden.
Die präsentierten klassischen einheimischen Rezepte ermöglichen einen Brückenschlag zwischen neuen Lebensgewohnheiten und den seit langem bekannten typischen österreichischen kulinarischen Traditionen. Das Erbe ist nur dann lebendig zu halten, wenn es einerseits gelingt, es zeitgemäß weiter zu entwickeln, andererseits, wenn es Teil der Alltagskultur bleibt.
Veränderte Ernährungsgewohnheiten gehen einher mit der Internationalisierung der Lebensmittelproduktion, neuen Produktionsmethoden, weltweit agierenden Restaurant-bzw. Fast-Food-Ketten und damit einhergehend der Globalisierung des Geschmacks. Auf der Strecke bleibt die Vielfalt der landwirtschaftlichen Produktion, die Vielfalt der Verarbeitung und Zubereitung sowie des gastronomischen Angebots.
Das österreichische Lebensmittelmodell setzt im Gegenzug auf die Vielfalt als eine der vier Säulen, auf denen die Qualitätsproduktion fußt. In der landwirtschaftlichen Produktion heißt das Erhaltung von Sortenvielfalt und von gefährdeten Tierrassen. Weiters ist dazu die Stärkung der regionalen Küche und Gastronomie ebenso notwendig wie die Vielfalt bei der Verarbeitung und der Rezepturen. Davon ist die gesamte Verarbeitungskette betroffen, beginnend bei den Fleischhauern, Bäckern und gewerblichen Verarbeitern in den Regionen. Zu unterstützen ist diese Vielfalt durch eine klare Kennzeichnung von Qualitäten und Herkunft. Auf Konsumentenseite besteht an den Lebensmittelhandel der klare Wunsch nach Vielfalt und Qualitätsdifferenzierung in den Regalen, weiters nach mehr Information über Produkte und Qualitäten.
Das kulinarische Erbe Österreichs ist geprägt von regionalen Produkten und Rezepten. Und es ist gleichzeitig ein internationales Erbe. Die Bregenzerwälder Käsesuppe ist ebenso Teil des Erbes wie Steirischer Sterz, der kroatische Schindelbraten ebenso wie das Szegediner Gulasch. Österreichische Küche war immer international. Das Erbe bewahren heißt daher, auch in Zukunft über den eigenen Tellerrand hinaussehen und kreativ neue Trends und kulinarische Entwicklungen aufnehmen und genießen, statt sich von ihnen überrollen zu lassen, schloss Molterer.
   
 Molterer untergräbt Gesundheitsschutz
Moser: Ablehnung einer verbesserten Kennzeichnung schädigt KonsumentInnen
Wien (grüne) - Die ablehnende Haltung des selbsternannten „Lebensministers“ gegenüber der fortschrittlichen Kennzeichungspolitik der EU-Kommission bedeutet einen massiven Rückfall in der KonsumentInnenpolitik, kritisierte die KonsumentInnensprecherin der Grünen, Gabriela Moser am Mittwoch (13. 11.). „Minister Molterer dürfte noch immer nicht begriffen haben, daß Informationen über Inhaltsstoffe von Lebensmitteln ein gesundheitliches Grundrecht der KonsumentInnen darstellt. Mit seinem Veto gegenüber einer offensiven Kennzeichnung von Inhaltsstoffen gerade für Allergiker entlarvt sich Molterer als Gegner einer am KonsumentInnen- und Gesundheitsinteresse orientierten Lebensmittelpolitik.“
In Wahlzeiten soll man sich nicht mit der Herausgabe von Koch- und Gesangsbüchern gegenseitig überbieten, sondern die Chance auf EU-Ebene nützen, gerade dem Feinkostladen Österreich und österreichischen Qualitätsprodukten durch eine bessere Kennzeichnung zu mehr Absatz zu verhelfen.