Beeindruckende Sonderausstellung des Heeresgeschichtlichen Museums Wien
Wien (bmlv) - Knapp 400 Jahre nachdem die ersten Iren aus zumeist politischen Gründen ihre Heimatinsel
verlassen mussten und ihren Weg auf den Kontinent antraten, um dort ihre militärischen und politischen Fähigkeiten
in den Dienst der europäischen Mächte zu stellen, widmet sich eine Sonderausstellung des Heeresgeschichtlichen
Museums diesem bislang kaum beachteten Thema. In einer bilateralen Kooperation mit dem Irischen Nationalmuseum
wird versucht, insbesondere den weithin unbekannten, aber äußert interessanten und bedeutenden österreichischen
Aspekt der Geschichte dieser gemeinhin als Wildgänse ("Wild Geese") bezeichneten Soldaten und Offiziere
näher zu betrachten.
Über 100 Ausstellungstücke, Uniformen, Musketen, Säbel, Orden und Auszeichnungen, Schlachtengemälde,
Portraits und nicht zuletzt zahlreiche
Foto © Bundesheer |
Dokumente präsentieren die sehr wechselvolle und facettenreiche Geschichte dieser österreichischen Iren
derzeit in den Collins Barracks/Dublin (Irland). Neben Portraits und Erinnerungsstücken an Thomas Carve, Deveroux
und Butler lassen sich in dieser Ausstellung auch bekannte Namen aus der maria-theresianischen Epoche wiederfinden,
wie Feldmarschall Maximilian Ulysses Brown (1705-1757), Feldmarschall Karl Claudius O'Donnell sowie der des langjährigen
Lehrmeisters Kaiser Josephs II. und Begründer des österreichischen Generalstabswesens, Feldmarschall
Moriz Graf Lacy (1725-1801). Dem militärischen Einsatz der irischen Soldaten während der napoleonischen
Kriege wird jedoch genauso Rechnung getragen, wie der heldenmütigen Rettung Kaiser Franz Joseph I. beim Attentatsversuch
1853 durch seinen Adjutanten Oberst Maximilian Graf O'Donnell. Ein spezielles Kapitel widmet sich den Iren im Dienste
der österreichischen Kriegsmarine und nicht zuletzt dem erst 1986 verstorbenen letzten Träger des Maria
Theresien Ordens und wohl bekanntesten österreichischen Marinefliegers des 1. Weltkrieges irischer Abstammung,
Linienschiffsleutnant Gottfried Baron von Banfield.
Der traditionsreichen Vergangenheit der "irischen Wildgänse" im Dienste der Habsburger widmete sich
auch das zunächst am Vormittag des 31. Oktobers 2002 im prestigeträchtigen Dublin Castle durchgeführte
Symposium, das internationalen Anklang fand und sich insbesondere mit der Geschichte der irischen Offiziere in
der kaiserlichen Armee während des 30jährigen Krieges, des Siebenjährigen Krieg und jener Iren beschäftigte,
die mit der höchsten militärischen Auszeichnung dekoriert wurden, die die Donaumonarchie bis 1918 zu
vergeben hatte, dem Militär-Maria-Theresien-Orden.
Beim anschließenden "trouping the colour" in den Collins Barracks nahm auch eine kleine Abordnung
des jüngsten Jahrganges der Theresianischen Militärakademie "O'Donell" (benannt nach einem
der erfolgreichsten "Wild Geese", Feldmarschall Carl Claudius O'Donell) teil, die ihr Jahrgangswappen
in einer feierlichen Zeremonie an die Kadetten der Irischen Streitkräfte bzw. an den Direktor des Irischen
Nationalmuseums überreichte. Von den musikalischen Einlagen (Prinz Eugen und Radetzky Marsch) der irischen
Militärmusik sowie vom tadellosen Auftreten der österreichischen Fähnriche zeigten sich die zahlreich
erschienen in- und ausländischen Gäste besonders begeistert.
Ganz im Zeichen der Tradition dieser langjährigen gemeinsamen Militärgeschichte unterstrichen der eigentliche
Initiator dieses Projekts, seine Exzellenz der österreichische Botschafter in Irland, Dr. Paul Leifer, sowie
der irische Minister für Kunst, Sport und Tourismus, John O'Donoghue in ihren Eröffnungsreden nicht nur
den historischen Wert dieser Ausstellung sondern betonten vor allem auch insbesondere die Bedeutung dieser ersten
bilateralen Ausstellung, in Hinblick auf zukünftige Projekte und den Wunsch zur verstärkten Fortführung
der Kontakte zwischen Österreich und Irland in kultur- und sicherheitspolitischen Bereichen. Anschließend
erfolgte im Beisein des Generalstabschef der irischen Streitkräfte, Lt. General Mangan, durch den Direktor
des irischen Nationalmuseums, Dr. Patrick Wallace, die eigentliche Eröffnung der Ausstellung, die sich bereits
in den ersten Tagen großen Zuspruchs erfreute. |