Broukal: Investitionen in Forschung und Entwicklung garantieren die Jobs von morgen
Broukal übt Kritik an Studiengebühren - SPÖ gegen Barrieren im Bildungswesen
Wien (sk) - Im Rahmen einer Veranstaltung im Dr. Adolf Schärf Heim stellte sich am Mittwoch
(20. 11.) Abend Josef Broukal, Mitglied im Team von Alfred Gusenbauer, den Fragen von
StudentInnen. Im Mittelpunkt der Diskussion standen die Themen Bildung, insbesondere die Situation an den heimischen
Universitäten, und Forschung und Entwicklung. "Wir müssen eine Wirtschaft schaffen, die auf den
Produkten beruht, die international nachgefragt sind und wir müssen eine Wirtschaft schaffen, die nicht sofort
von internationalen Konjunktureinbrüchen gebeutelt wird", wies Broukal auf die Bedeutung von Investitionen
in Forschung und Entwicklung hin. Grundlagenforschung von heute garantiere die Jobs von morgen, so der SPÖ-Politiker.
"Die SPÖ sagt ganz klar: es darf keine Barrieren im Bildungssystem geben", unterstrich Broukal die
Forderung nach der Abschaffung der Studiengebühren.
Drei Gründe seien ausschlaggebend, um sich gegen die Studiengebühren auszusprechen, erklärte Broukal.
Erstens würde derzeit kein Euro der Studiengebühren den Unis zufließen. Zwar sei von der Regierung
versprochen, dass sich dieser Zustand 2004 ändern werde, er sei jedoch überzeugt, dass die Mehreinnahmen
durch die Studiengebühren dann den Unis an anderer Stelle aus dem Budget gekürzt werden. An die Studierenden
richtete Broukal den Appell, sich diesbezüglich "keinen Bären aufbinden zu lassen". Zweitens
habe die Kepler-Universität Linz eine Studie durchgeführt, die zeigen würde, dass der Anteil an
Studierenden aus Arbeiterfamilien auf Null zurückgegangen sei und auch der Anteil an berufstätigen Studierenden
sinke. Drittens würden Akademiker auf Grund der besseren Ausbildung im Schnitt mehr Steuern zahlen und so
das Geld, das in ihr
Studium investiert wurde, dem Staat wieder zurückgeben.
"Die Mindeststudiendauer ist theoretisch möglich, aber praktisch nicht", beschrieb Broukal den Zustand
an den Universitäten. "Da ist Sand im Getriebe." Man müsse alles daran setzen, die reale Studiendauer
so nah als möglich an die Mindeststudiendauer heran zu führen, sagte Broukal. Dies ermögliche den
Absolventen einen schnelleren Eintritt in die Arbeitswelt und bringe daher auch dem Staat zusätzliche Einnahmen
und würde die Kosten für die Ausbildung senken. Das "fortwurschteln" der Universitäten
müsse endlich beendet werden, dafür müsse auch mehr Geld in die Hand genommen werden. Herbe Kritik
übte Broukal auch am aktuellen Dienstrecht für Universitätsangehörige, das "Vier-Jahres-Tagelöhner"
produziere. Gerade in Bereichen, wo die Menschen in die Privatwirtschaft ausweichen können, werde die Universität
Probleme bekommen, Stellen mit qualifizierten Personen zu besetzten. "Zwischen lebenslanger Pragmatisierung
und gar nichts wird es wohl noch einen Mittelweg geben", so der SPÖ-Politiker.
Zum Thema Forschung und Entwicklung merkte Broukal an, dass dieser Bereich derzeit auf vier Ministerien aufgeteilt
sei und den Rat für Forschung und Entwicklung habe man als "Schattenministerium" geschaffen, da
sich niemand mehr auskenne. Laut Broukal müssen die Kompetenzen im Froschungsbereich wieder gebündelt
werden. Österreich liege bei Forschungsausgaben zwar im europäischen Schnitt, allerdings hätten
"die Länder, mit denen wir uns messen sollen" weitaus höhere Ausgaben. So investiere etwa Finnland
3,8 Prozent und die Schweiz 2,8 Prozent des Volkseinkommens in Forschung und Entwicklung "und wir dümpeln
bei 1,9 Prozent dahin". Österreich hätte pro Jahr Anspruch auf 150 Millionen Euro an Forschungsgeldern
aus der EU, die jedoch verfallen würden, weil keine Kofinanzierung stattfinde. Gerade in einer globalisierten
Welt bestehe die Gefahr, dass Firmen abwandern würden, wenn sie keine Unterstützung im Bereich der Forschung
erhalten würden. "Daher gibt es auch einen egoistischen Grund in Forschung zu investieren: Nämlich
den, die Unternehmen in Österreich zu halten", konstatierte Broukal.
Auf die Frage, warum er sich gerade jetzt entschlossen habe, sich für die SPÖ zu engagieren, betonte
Broukal, dass es Alfred Gusenbauer gelungen sei, der SPÖ klar zu machen, dass es in der Politik nicht darauf
ankomme, von der ersten Seite eines Magazincovers zu lachen. "Die SPÖ ist dazu da, jenen Menschen zu
helfen, die es etwas schwerer haben", sagte Broukal. Mit Gusenbauer habe wieder eine "neue Bescheidenheit"
in der Sozialdemokratie Einzug gehalten, schloss Broukal.
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Gehrer: Broukal verbreitet "glatte Unwahrheiten"
Studiengebühren gehen an die Unis - Broukal will offenbar bei Universitäten einsparen
Wien (övp-pd) - "Die Studienbeiträge, die von den Studierenden einbezahlt werden,
werden für Verbesserungen des Studienangebotes verwendet", sagte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer
in Richtung SPÖ-Nationalratskandidat Josef Broukal am Donnerstag (21. 11.), der
in einer Aussendung behauptet habe, dass derzeit kein Euro den Unis zufließe. "Das ist die glatte Unwahrheit",
betonte Gehrer. "Ich hätte mir gedacht, dass ein Journalist, der in die Politik geht, es gewohnt ist,
zu recherchieren und nachzufragen", wie es wirklich sei.
Die Zahlen seien nämlich auf der Homepage des Bildungsministeriums abrufbar. Dort könne man herauslesen,
dass 109 Millionen Euro aus den Studienbeiträgen an die Universitäten vergeben worden seien. Die Uni
Wien habe etwa 25,5 Millionen Euro erhalten, die TU Wien 11,5 Millionen Euro. "Das kann er alles erfahren,
wenn er sich informiert", so Gehrer. Und ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat ergänzte:
"Broukal sollte sich auf einer Homepage ja eigentlich zurechtfinden."
Zweitens solle Broukal nachlesen, was im Parlament beschlossen worden sei, so die Bildungsministerin, nämlich
dass die gesamten Studienbeiträge den Universitäten verbleiben werden. Auch die gesamte Budgetsumme für
die Universitäten sei bereits auf drei Jahre festgeschrieben. Wenn dagegen Broukal in einem Zeitungsbeitrag
sage, man könne zehn Prozent an den Universitäten einsparen, ohne das irgendjemand etwas bemerke, "dann
muss den Universitäten Angst und Bang werden, wenn sie einen Wissenschaftsminister Broukal bekommen. Denn
dann wird ihr Budget scheinbar gekürzt", so die Bildungsministerin.
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