85 Mio. Euro Preissenkungen seit Fusion - Heimische Lösung gilt als Modellfall in Österreichs
Energiewirtschaft
Salzburg - Zwei Jahre nach der Fusion zwischen dem Landesenergieversorger SAFE und den stadteigenen
Salzburger Stadtwerken ziehen die Eigentümervertreter Landeshauptmann Dr. Franz Schausberger und Bürgermeister
Dr. Heinz Schaden am Mittwoch (20. 11.) eine positive Bilanz: „Es war die richtige Entscheidung
zum richtigen Zeitpunkt. Durch die Fusion ist ein starker regionaler Dienstleister entstanden, der die Preise massiv
gesenkt hat, im Land investiert und darüber hinaus mit der Tochter MyElectric zu einem wichtigen Faktor der
österreichischen Energiepolitik geworden ist.“
Beide Unternehmen wären ohne Fusion in erhebliche Schwierigkeiten geraten. Für die Stadtwerke hätte
der aus der Liberalisierung resultierende Preisverfall zu erheblichen Problemen für die Verkehrsfinanzierung
und die Ausfinanzierung sowie den Betrieb des HKW-Mitte geführt. Die SAFE hätte mit hoher Wahrscheinlichkeit
ihren Stromkunden Salzburger Stadtwerke und damit ein Drittel ihres Stromabsatzes verloren.
In anderen Bundesländern bestehen lediglich Verbindungen zwischen Landesenergiegesellschaften und Stadtwerken,
allerdings bei weitem nicht so konsequent und erfolgreich wie in Salzburg. In der Steiermark sind beispielsweise
die Estag und die Grazer Stadtwerke über die gemeinsame „Energie Graz“ verschränkt. In Tirol verkaufte
die Stadt Innsbruck 25,1 % der Anteile an den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) an die TIWAG. Die EnergieAllianz
hält seit Sommer 2001 25,1 Prozent an der Energie AG Oberösterreich. Die städtische Linz AG ist
ebenfalls ein Partner der EnergieAllianz. Die vollen Synergievorteile im Interesse der Kunden können aber
nur durch eine Vollfusion wie eben im Falle der Salzburg AG erzielt werden.
85 Mio. Euro Preissenkungen für Salzburger Haushalte und Betriebe
Um zu erreichen, dass der Salzburger Kunde bei der Salzburg AG bleibt, bietet das Unternehmen attraktive
Dienstleistungen zu wettbewerbsfähigen Preisen. So konnten beispielsweise seit der Fusion Preissenkungen in
der Höhe von 85 Mio. Euro (knapp 1,2 Mrd. Schilling) erzielt werden. Davon stammen 50 Mio. Euro ausschließlich
aus Fusionssynergien. Die verbleibenden 35 Mio. Euro ergeben sich durch reduzierte Bezugskosten am Beschaffungsmarkt.
Multi-Utility als Erfolgsrezept
Die Salzburg AG ist ein echter Multi-Utility-Anbieter geworden, der Strom, Gas, Wasser, Telekomdienstleistungen,
Fernwärme und Verkehr aus einer Hand anbietet. Erhebliche Vorteile im Vergleich zu anderen Unternehmungen
bestehen darin, dass jeder Verkäufer ein ganzes Produktbündel verkaufen kann und dass die verschiedenen
Netze (Strom, Erdgas, Wasser, Telekom, Fernwärme) von einer Mannschaft betrieben und gewartet werden können.
Elektrotechniker werden auch im Gas- und Wasserfach ausgebildet und umgekehrt. Auf diese Art und Weise arbeiten
die Netzteams nicht gegeneinander, sondern in einer in dieser Form nur in Salzburg umgesetzten Art und Weise miteinander.
Das erspart erhebliche Reibungsverluste und Kosten.
Investitionen und Wertschöpfung in und für Salzburg
Die in Stadt und Land Salzburg erzielten Erlöse werden in Stadt und Land Salzburg wieder investiert.
Das jährliche Investitionsvolumen der Salzburg AG beträgt 73 Mio. Euro. Jüngstes Beispiel für
die Investitionspolitik im Interesse der heimischen Wirtschaft ist die Neuerrichtung des Saalach-Kraftwerks Rott
in der Landeshauptstadt. Die Gesamtinvestition für den Ersatzbau beträgt 20 Mio. Euro. Der Bauauftrag
im Ausmaß von rund 8 Mio. Euro ging an ein heimisches Bieterkonsortium. Es bedeutet einen wichtigen Impuls
für die heimische Bauwirtschaft in einer schwierigen Zeit. Die Eigentümervertreter von Stadt und Land
Salzburg sehen die Rolle der Salzburg AG auch in Zukunft als die eines heimischen Dienstleistungsunternehmens,
das dafür sorgt, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.
Salzburg AG in heimischer Hand
Von der heimischen Energielösung überzeugt sind auch die Eigentümervertreter aus Stadt und
Land Salzburg. Bürgermeister Dr. Heinz Schaden: „Ein Verkauf von Unternehmensanteilen würde zwar kurzfristig
Geld in die Kassen bringen, mittel- und langfristig aber Wertschöpfung aus der Region abfließen lassen.
Wohin das führt, wenn heimische Assets an ausländische Konzerne verkauft werden, beweist das Beispiel
der Bank Austria. Nach Medienberichten hat die Bank Austria in den ersten drei Quartalen des Jahres 2002 rund 300
Mio. Euro an die bayrische Hypo-Vereinsbank überwiesen und damit einen großen Beitrag zur Sanierung
der in die Verlustzone geratenen HVB geleistet. Die Wertschöpfung der Bank Austria fließt damit nach
Bayern ab und ist für die österreichische Wirtschaft verloren.“
Voll-Gas in die Zukunft
Auch an der ostösterreichischen Gaslösung ECON wird Salzburg nicht teilnehmen. Schaden: „Wir holen uns
mit der Ruhrgas einen starken Partner. Im Gegensatz zu anderen Lösungen in Kärnten und in der Steiermark
verkaufen wir aber dabei keinen Anteil an der Salzburg AG. Wir gründen lediglich reine Vertriebsgesellschaften,
die vor allem außerhalb des Landes Salzburg tätig sein werden und sichern damit der Salzburger Bevölkerung
Versorgungssicherheit durch die Zusammenarbeit mit dem größten europäischen Gaskonzern, eben mit
der Ruhrgas.“
Eigenständig und stark
Die geringe Wechselrate von nicht einmal 0,7 % der Salzburg AG-Stromkunden beweist, dass nicht nur Großkonzerne
preisgünstig anbieten können, sondern auch mittelgroße Energiedienstleister, die ihre spezifischen
Kostenvorteile nützen und durch Kundennähe zu Kundenbindung kommen. Es war eine sehr bewusste Entscheidung
von Stadt und Land, nicht an der österreichischen Stromlösung teilzunehmen. Die österreichische
Stromlösung hätte für die Salzburg AG finanzielle Nachteile im Ausmaß von jährlich rund
7 Mio. Euro gebracht und darüber hinaus wesentliche Unternehmensfunktionen wie z.B. den Großkundenvertrieb
nach Wien verlagert.
Dr. Heinz Schaden: „Darüber hinaus ist es eigenartig von einer österreichischen Stromlösung zu sprechen,
wenn von neun österreichischen Bundesländern nur vier an dieser Stromlösung beteiligt sind.“
Umfrage der Wirtschaftskammer bestätigt das Salzburger Modell
Eine soeben unter 400 Salzburger Unternehmern durchgeführte IGF-Umfrage der Salzburger Wirtschaftskammer
beweist, dass die Entscheidung von Stadt und Land Salzburg, durch die Fusion die Eigenständigkeit der Salzburger
Energieversorgung zu stärken und die Salzburg AG in heimischer Hand zu halten, von der Wirtschaft für
richtig gehalten wird. Auf die Frage nach gewünschten Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität
des Wirtschaftsstandortes Salzburg sagen 75 % der befragten Unternehmer, dass ihnen der Erhalt der Eigenständigkeit
der Salzburg AG sehr wichtig bzw. wichtig ist. Nur 5 % halten dies für unwichtig.
Vorstandssprecher Dr. Arno Gasteiger: „Den Stellenwert dieser Antwort kann man daran ablesen, dass z.B. 71 % der
Befragten die Olympiabewerbung Salzburgs für sehr wichtig oder wichtig halten. Bemerkenswert ist auch, dass
gleich viele Unternehmer den Straßenausbau für gleich wichtig halten wie die Selbstständigkeit
der Salzburg AG.“
Nr. 8 in Salzburg, Nr. 1 bei heimischer Wertschöpfung
Mit einem konsolidierten Umsatz von 462 Mio. Euro (bei 2.000 Mitarbeitern) verfügt die Salzburg AG
über eine gesunde wirtschaftliche Basis und eine profunde und kritische Größe für die Zukunft.
Bei den Salzburger Unternehmen rangiert die Salzburg AG an 8. Stelle (Quelle: WirtschaftsBlatt, 5. November 2002).
Zum Vergleich: Alle 7 voranliegenden Unternehmen sind Unternehmen, die zwar ihren Sitz in Salzburg haben, aber
den Großteil ihrer Wertschöpfung sowie den Großteil ihrer Mitarbeiter österreichweit erwirtschaften
bzw. beschäftigen. Beispielsweise die ersten drei: Porsche, Spar und Alpine-Mayreder. Rechnet man die Wertschöpfung
vor Ort, so zeigt sich, dass die Salzburg AG das größte heimische Unternehmen ist.
Deutlich wird dies auch im Ranking der größten Unternehmen Österreichs. So belegt die Salzburg
AG unter den Top 1000 (Quelle: News, November 2002) Platz 126. |