Luc Bondy als Intendant der Wiener Festwochen bis 2007 bestätigt
Kulturstadtrat Mailath-Pokorny: "Wien bleibt wichtige internationale Künstlerpersönlichkeit erhalten"
Wien (rk) - Luc Bondy wird weiterhin als Intendant der Wiener Festwochen zur Verfügung stehen. Dies gab Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny am Dienstag (19. 11.) bekannt. Der bestehende Vertrag bis 2004 wurde um weitere drei Jahre, bis 2007, verlängert.

"Ich freue mich über Bondys Entscheidung, den Wiener Festwochen weiterhin zur Verfügung zu stehen", erklärte dazu Mailath-Pokorny. "Bondy ist eine Künstlerpersönlichkeit von internationalem Format. Er hat Impulse nicht nur bei den Wiener Festwochen, sondern innerhalb der gesamten Wiener Theaterlandschaft gesetzt." Und weiter: "Wien ist für Bondy geistiges und kulturelles Zentrum Europas, gleichzeitig ist er gleichsam Garant oder Kristallisationspunkt genau dafür. Er ist offen für die Einflüsse Osteuropas. Das ist heute wichtiger denn je."

Der 1948 in Zürich geborene Regisseur wurde 1996 durch Kulturstadträtin Ursula Pasterk nach Wien geholt und gehörte seit 1997 dem Dreierdirektorium der Wiener Festwochen an. Nach 1998 und 1999 verantwortete das Dreierdirektorium mit Schauspieldirektor Luc Bondy, Musikdirektor Dr. Klaus-Peter Kehr und der Direktorin für Tanz und Crossover-Projekte Hortensia Völckers noch das Programm der Wiener Festwochen 2000 und 2001. Seit 2001 war Bondy als Intendant allein programmverantwortlich, als Direktoren holte er sich Marie Zimmermann für den Bereich Schauspiel und Hans Landesmann für den Bereich Musik.

Zur Person
Luc Bondy wurde 1948 in Zürich geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Frankreich. Nach dem Besuch der Pantomimenschule von Jacques Lecoq gab er sein Debüt am Théâtre Universitaire International in Paris, wo er mit Erfolg eine Novelle von Gombrowicz für das Theater adaptierte.

1969 wird Luc Bondy Regieassistent am Thalia Theater in Hamburg. Ab 1971 inszeniert er eine Reihe wichtiger Werke: Die Zofen von Genet (Hamburg, 1971), Die Stühle von Ionesco (Nürnberg, 1972), Wie es euch gefällt von Shakespeare (Wuppertal, 1973), Goethes Stella (Darmstadt, 1973) und Edward Bonds Die See (München, 1973). Von 1974 bis 1976 arbeitet Luc Bondy an der Städtischen Bühne Frankfurt. In weiterer Folge übernimmt er die Regie zahlreicher Stücke an der von Peter Stein geleiteten Berliner Schaubühne. Nach einer kurzen Pause ist der Regisseur 1981 in Köln tätig, wo er Yvonne, Prinzessin von Burgund von Gombrowicz, Glückliche Tage von Beckett und 1982 Macbeth von Shakespeare inszeniert. Im gleichen Jahr adaptiert er einen Text von Botho Strauß, Kalldewey Farce, für das Theater, der dann an der Berliner Schaubühne uraufgeführt wird. 1984 inszeniert Bondy Arthur Schnitzlers Das weite Land am Théâtre des Amandiers im Pariser Vorort Nanterre (für diese Inszenierung wurde er mit dem Deutschen Kritikerpreis, Abteilung Theater, ausgezeichnet).

Von 1985 bis 1987 ist er künstlerischer Kodirektor (mit den Dramaturgen Dieter Sturm und Christoph Leimbacher) der Berliner Schaubühne, wo er unter anderem 1985 Triumph der Liebe (Marivaux) - Gastspiel bei den Wiener Festwochen 1986, 1986 Die Fremdenführerin (Botho Strauß) und im November 1987 Molières Der Menschenfeind inszenierte.

Zu Bondys weiteren wichtigen Inszenierungen gehören: Das Wintermärchen von Shakespeare in der Übersetzung von Bernard-Marie Koltès (Nanterre, 1988 und Festival d'Avignon), Die Zeit und das Zimmer von Botho Strauß (Schaubühne, 1989) - Gastspiel bei den Wiener Festwochen 1990, und Der einsame Weg von Schnitzler am Théâtre Renaud-Barrault in Paris (1989), eine Neuinszenierung von Das Wintermärchen (Schaubühne, 1990), Schlußchor von Botho Strauß (Schaubühne, 1992), John Gabriel Borkman von Ibsen (Lausanne, 1993) - Gastspiel bei den Wiener Festwochen 1993, Das Gleichgewicht von Botho Strauß (Salzburger Festspiele, 1993), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten von Peter Handke (Schaubühne, 1994, in Koproduktion mit Festival d'Automne à Paris), Der Illusionist und Träumen wir! von Sacha Guitry (Schaubühne, 1995), Jouer avec le feu von August Strindberg (Théâtre Vidy- Lausanne, 1996, in Koproduktion mit den Wiener Festwochen u.a., zu sehen bei den Wiener Festwochen 1997).

Luc Bondys Operninszenierungen
Wozzeck (1976) und Lulu (1978) von Alban Berg in Hamburg, in Brüssel am Théâtre de la Monnaie 1986 Così fan tutte (Mozart) - Gastspiel bei den Wiener Festwochen 1986, und 1989 Die Krönung der Poppea (Monteverdi), Don Giovanni (Mozart) für die Wiener Festwochen 1990 (Wiederaufnahme 1991), Salome (Richard Strauss) für die Salzburger Festspiele 1992 (Wiederaufnahme 1993), Reigen (Boesmans) für La Monnaie/De Munt, Brüssel 1993, Le Nozze di Figaro (Mozart) für die Salzburger Festspiele 1995 (Wiederaufnahme 1996), Don Carlos (Verdi), Premiere am 27. Februar 1996, Théâtre Musical du Châtelet.

Luc Bondy führt auch Regie bei zwei Filmen: Die Ortliebschen Frauen, 1980 (Grand Prix du Jeune Cinéma, Festival d'Hyères, 1981) und Das weite Land (1987). Ab dem Sommersemester 1997 bis Juni 2001 hat Luc Bondy eine Gastprofessur für Regie am Max-Reinhardt- Seminar inne. September 1997 bis Juni 2001 ist Luc Bondy Schauspieldirektor der Wiener Festwochen.

Am 24. Februar 1998 findet als internationale Gemeinschaftsproduktion u.a. mit den Wiener Festwochen am Théâtre Vidy-Lausanne die Premiere von Jean Racines Phèdre in der Inszenierung von Luc Bondy statt. Bei den Wiener Festwochen 1998 ist die Produktion von 16. bis 21. Mai im Odeon zu sehen, anschließend internationale Tournee.

Für die Wiener Festwochen 1998 inszeniert Luc Bondy Figaro lässt sich scheiden (Ödön von Horváth) als Gemeinschaftsproduktion mit dem Theater in der Josefstadt: Premiere am 10. Mai 1998 im Theater an der Wien, Premiere der Wiederaufnahme am 16. Januar 1999 im Theater in der Josefstadt, eingeladen zum Berliner Theatertreffen 1999.

Am 15. Mai 1998 erhält Luc Bondy in Berlin den Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen.

En attendant Godot von Samuel Beckett inszeniert Luc Bondy als Gemeinschaftsproduktion Wiener Festwochen und Théâtre Vidy- Lausanne: zu sehen bei den Wiener Festwochen 1999 im Theater an der Wien vom 25. bis 28. Mai.

Für die Wiener Festwochen 1999 inszeniert Luc Bondy mit Schauspielstudenten des Max-Reinhardt-Seminars die Uraufführung eines neuen Botho Strauß Stückes, Lotphantasie. Am 29. August 1999 hat seine Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Macbeth beim Edinburgh Festival Premiere. Macbeth, eine Gemeinschaftsproduktion Wiener Festwochen, Scottish Opera, Glasgow, Edinburgh International Festival und Opéra de Bordeaux, wird bei den Wiener Festwochen 2000 gezeigt. Luc Bondy führt Regie bei der Uraufführung der Oper Wintermärchen von Philippe Boesmans an der Brüsseler Oper La Monnaie, Premiere am 10. Dezember 1999.

Am 24. Januar 2000 unterzeichnet Luc Bondy einen Dreijahresvertrag als Intendant und alleiniger künstlerisch Verantwortlicher der Wiener Festwochen 2002 bis 2004. Premiere bei den Wiener Festwochen 2000 am 14. Mai im Akademietheater: Luc Bondys Neuinszenierung von Anton Tschechows Die Möwe als Gemeinschaftsproduktion Wiener Festwochen und Burgtheater Wien. Am 21. Oktober 2000 erhält Luc Bondy den erstmals verliehenen "Nestroy - Der Erste Wiener Theaterpreis" für seine Inszenierung von Die Möwe. Seine Inszenierung wird auch zur besten deutschsprachigen Aufführung gewählt und mit einem weiteren NESTROY ausgezeichnet. Inszenierung der Uraufführung Drei Mal Leben von Yasmina Reza, Premiere am 29. Oktober 2000 im Akademietheater. Eine Produktion Burgtheater Wien.

Luc Bondys Inszenierungen von Die Möwe und Drei Mal Leben werden im Mai 2001 zum 36. Berliner Theatertreffen eingeladen.

Seit 1. Juli 2001 ist Luc Bondy Intendant der Wiener Festwochen. Luc Bondy inszeniert Benjamin Brittens Oper The Turn of the Screw. Musikalische Leitung: Daniel Harding. Die Premiere dieser Gemeinschaftsproduktion Festival d'Aix-en-Provence und Wiener Festwochen findet am 10. Juli 2001 in Aix statt, bei den Wiener Festwochen am 31. Mai 2002.

Luc Bondy inszeniert am Schauspielhaus Zürich die Schweizer Erstaufführung von Auf dem Land von Martin Crimp, Premiere am 18. September 2001, eine Co-Produktion mit dem Berliner Ensemble.

Am 2. November 2001 wird Luc Bondy in Moskau mit dem Stanislawskij-Preis für seine Inszenierung von Tschechows Die Möwe ausgezeichnet. Uraufführung eines neuen Stückes von Botho Strauß: Unerwartete Rückkehr, Premiere 9. März 2002 am Berliner Ensemble. Luc Bondy inszeniert für die Wiener Festwochen 2002 als Koproduktion Wiener Festwochen und Burgtheater Anatol von Arthur Schnitzler, Premiere am 5. Juni 2002 im Akademietheater.

Publikationen
Luc Bondy: "Das Fest des Augenblicks", Residenz Verlag, Salzburg und Wien, 1997
Luc Bondy: "Wo war ich? Einbildungen", Ammann Verlag, Zürich, 1998
C. Bernd Sucher: "LUC BONDY Erfinder, Spieler, Liebhaber", Residenz Verlag, Edition Burgtheater, Salzburg und Wien 2002.