Enzymstruktur liefert Ansatz für körpereigene Schmerzausschaltung Blockierung von FAAH verlängert Wirkung von speziellem Cannabionoid London (pte) - Chemische Botenstoffe ermöglichen die Kommunikation zwischen den Zellen des Zentralnervensystems. Bislang sind die Mechanismen der Signalübertragung bzw. Regulierung als wenig bekannt. Forscher des "The Scripps Research Institute" (TSRI) haben jetzt die Struktur eines Enzyms entschlüsselt, das die Funktion des zentralen Nervensystems wie die Schmerzempfindung, die Wahrnehmung und den Schlaf moduliert. Könnte dieses Enzym blockiert werden, bedeute dies Schmerzausschaltung ohne Nebenwirkungen. Bei dem Enzym handelt es sich um FAAH (fatty acid amide hydrolase). Dieses Enzym baut bestimmte fetthaltige Signalmoleküle in den Lipidmembranen von Zellen des Zentralnervensystems ab. FAAH moduliert die fetthaltigen Signalmoleküle durch einen ungewöhnlichen Mechanismus: Es schält die Lipide aus der Zellmembran und "zerkaut" diese. Die Entschlüsselung dieses Mechanismus könnte die Entwicklung neuer schmerzhemmender Substanzen einläuten. "Könnte man spezifische FAAH-Inhibitoren entwickeln, könnte der Schmerz ohne Nebenwirkungen gängiger Schmerzmittel bekämpft werden, erklärte einer der Studienautoren, Benjamin Cravatt von der Abteilung für Zellbiologie und Chemie des TSRI im Fachmagazin Science: "Structural Adaptations in a Membrane Enzyme that Terminates Endocannabinoid Signaling". Die Suche nach der Schmerzbekämpfung ohne Nebenwirkung geht auf Hippocrates zurück. Jede bislang bekannte Methode zur Schmerzbehandlung von Opiaten über Hypnose bis hin zur Elektrotherapie zeigen mehr oder weniger unerwünschte Nebenwirkungen. Der Haken ist, ob die Schmerzreduktion oder die Nebeneffekte dringlicher sind. Eine heiß diskutierte Substanz zur Schmerzbehandlung in den vergangenen zehn Jahren war der aktive Marihuana-Wirkstoff Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC). THC ahmt die Wirkung natürlicher Cannabinoide nach, die der Körper als Reaktion auf Schmerzstimuli herstellt. Die schmerzreduzierende Wirkung erreicht THC durch die Bindung an so genannte CB1-Rezeptoren, die in einer bestimmten Region des Rückenmarks vorkommen. In dieser Region wird die Schmerzempfindlichkeit gesteuert. THC bindet aber auch an Rezeptoren in anderen Gehirnteilen wie z.B. im Gedächtniszentrum bzw. im Informationsverarbeitungszentrum des Hippokampus. Nebenwirkungen wie Probleme der Wahrnehmung, Koordinationsverlust, Desorientierung, beschleunigter Herzschlag, Blutdruckanstieg, Angst- und Panikattacken sind nicht auszuschließen. Die Herausforderung im Einsatz von THCs und anderen Cannabinoiden liegt darin, zu einer wirksamen und lang andauernden Schmerzbefreiung zu kommen – ohne diese Nebenwirkungen. Die Lösung liegt laut Cravatt in der einer Steigerung der Wirksamkeit der natürlichen, endogenen Cannabinoide (so genannte Endocannabinoide). Endocannabinoide werden vom Körper selbst als Schmerzreaktion produziert. Vor allem ein spezielles Cannabionoid, das so genannte Anandamid, wird vom Körper zur Schmerzbekämpfung freigesetzt. Es bekämpfen den Schmerz, da es an CB-1 bindet und die Übertragung des Schmerzsignals blockiert. Der Effekt ist allerdings nur von kurzer Dauer, da FAAH die Anandamine sehr rasch umwandeln. Durch die Hemmung von FAAH würde sich durch die Verlängerung der Lebensdauer der Anandamine die schmerzstillende Wirkung verlängern. |
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