Österreich hat Infrastrukturausbau in Hinblick auf die Erweiterung
verschlafen
Wien (sk) - "In den nächsten Jahren kommen auf Österreich in europapolitischer Hinsicht
besondere Aufgaben zu. Es geht um die Erweiterung, die eine ungeheure Chance darstellt, aber natürlich auch
gewisse Schwierigkeiten mit sich bringen wird. Es geht um die Schaffung einer europäischen Verfassung und
es geht um die Anfang 2006 anstehende EU-Präsidentschaft", erklärte der Leiter der SPÖ-Delegation
im Europäischen Parlament, Hannes Swoboda, am Freitag (29. 11.) bei einem Referat
vor dem Österreichischen Grenzlandverein. "Diese anstehenden Probleme sprechen an sich für eine
Regierung auf möglichst breiter Basis, das sollte insbesondere auch die ÖVP berücksichtigen",
so Swoboda. "Selbstverständlich" müsse sich "die SPÖ inhaltlich in einer solchen
Konstellation wieder finden können", so Swoboda, "die ÖVP muss nun ernsthafte Vorschläge
machen."
"Österreichs Rolle innerhalb der Union und die Durchsetzung österreichischer Interessen hat extrem
unter der instabilen schwarz-blauen Regierung gelitten. Die ÖVP sollte nicht noch einmal aus innenpolitischen
Interessen eine so instabile und widersprüchliche Koalition bilden", appellierte Swoboda.
"Die Infrastruktur ist in Österreich vernachlässigt worden", konstatierte der EU-Abgeordnete.
Er selbst habe sich bei einem Besuch in Bratislava ein Bild von dortigen Verkehrsprojekten machen können.
"Ich bedaure, wie wenig Kooperation zwischen Österreich und der Slowakei da zu Stande gekommen ist."
In anderen Ländern wäre so ein Gebiet, wie jenes von Wien und Bratislava eine metropolitane Region, erklärte
Swoboda. "Hier wird von beiden Seiten zu wenig gemacht." Insgesamt wäre es politisch wichtig gewesen,
in den letzten Jahren Fragen nach Infrastrukturausbau, wirtschaftlicher Zusammenarbeit und Ausbildung den gleichen
Druck zu verleihen, wie in der Diskussion um die Benes-Dekrete, bemerkte Swoboda, da sich diese Frage wahrscheinlich
von selbst gelöst hätte, wenn man die Zusammenarbeit in anderen Bereichen forciert hätte.
Überdies machte Swoboda darauf aufmerksam, dass man die EU-Erweiterung als "permanenten Prozess"
betrachten müsse. Jetzt seien die ersten Länder an der Reihe, denen es aus politischen Gründen nicht
möglich war, von Anfang an am europäischen Integrationsprozess teilzunehmen. "Spätestens 2007
wird dann Bulgarien und Rumänien dazustoßen", hielt Swoboda fest. Auch mit der Türkei werde
man noch weitergehende politische und wirtschaftliche Abgleichungen vornehmen müssen. "Ob am Ende ein
Beitritt steht, wage ich nicht zu sagen", so Swoboda. Des weiteren stehe man gerade am Anfang, mit den Balkanstaaten
zu verhandeln, fügte der EU-Abgeordnete hinzu. |