5. Gasteiner Gesundheitserklärung im Europäischen Parlament
präsentiert / Forderungen an Kommission zur Patientenmobilität
Salzburg (lk) - Das Europäische Gesundheitsforum Gastein (EHFG) zählt mittlerweile zu einem
der renommiertesten gesundheitspolitischen Kongresse Europas. Auch heuer versammelte das fünfte EHFG Ende
September wieder mehr als 400 Teilnehmer aus 35 Staaten und stand diesmal unter dem Generalthema „Gemeinsame Herausforderung
an Gesundheit und Pflege". EHFG-Präsident Dr. Günther Leiner präsentierte am Donnerstag (28. 11.) die Gasteiner Gesundheitserklärung 2002 im Europäischen Parlament in Brüssel
vor mehr als 70 interessierten Gesundheitsexperten und Europapolitkern. Zur Diskussion stand anschließend
das Thema „Patientenmobilität – eine Chance oder eine Gefahr für Europa?", das sich in Anbetracht
des zusammenwachsenden Europas aufdrängt und auch beim EFGH 2002 immer wieder als Querschnittsmaterie erwiesen
hatte.
Breiten Konsens gab es beim fünften EHFG in der Frage der Einführung einer von der Europäischen
Kommission finanzierten „Kommission für Makroökonomie und Gesundheitswesen" die kurz-, mittel-,
und langfristige Investitionen zur Verbesserung des Gesundheitswesen innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten und der
EU-Beitrittsländer in den kommenden zwanzig Jahren koordinieren soll. Es besteht nach Ansicht der Experten
aus Gesundheitspolitik, Wissenschaft und Wirtschaft Handlungsbedarf, öffentlichkeitswirksam zu verdeutlichen,
dass die Werte und Leitlinien des „Europäischen Sozialmodells für das Gesundheitswesen" sichergestellt,
geschützt und beachtet werden und diese als Richtlinie bei der Entwicklung von Gesundheitssystemen und Dienstleistungen
gelten.
Werbung um Akzeptanz für Patientenmobilität
Es gilt also, Ärzte und Krankenpflegepersonal, aber auch Erhalter von Krankenhäusern oder Reha-Zentren
vom praktischen Nutzen zu überzeugen, die der freie Binnenmarkt für sie bringt. Das sei Impuls gebend
für weitere politische Maßnahmen, erzeugt also politischen Druck, etwas zugunsten der Patientenmobilität
zu verändern.
Europas Gesundheitssysteme stehen, so unterschiedlich sie hinsichtlich Konzeption, Leitung und Finanzierung auch
sind, allesamt vor dem gleichen Dilemma: Einerseits sollen sie der Kostenexplosion entgegensteuern, andererseits
erwarten sich die Versicherten, am neuesten Stand der medizinischen Forschung behandelt zu werden, ohne deswegen
noch mehr Geld für die Gesundheitskosten ausgeben zu müssen. Nun sehen viele in einer erleichterten,
ja forcierten Patientenmobilität die Chance, dass Gesundheitseinrichtungen überregional und auch international
zu kooperieren beginnen und so eine Strukturbereinigung in nie da gewesenem Ausmaß möglich wird. Damit
bräuchte nicht mehr jedes Krankenhaus das technische Equipment und entsprechendes Personal bereitzuhalten,
um von der Basisversorgung bis zur Herztransplantation alle Behandlungen anbieten zu können.
Darüber hinaus empfiehlt das Forum die Verdeutlichung der praktischen Vorteile bei der grenzüberschreitenden
Gesundheitsversorgung, um Impulse für weitere politische Maßnahmen und Akzeptanz zu geben. Die Europäische
Kommission soll rechtliche und politische Rahmenbedingungen für den Ausbau einer grenzüberschreitenden
Gesundheitsversorgung schaffen.
Um die Qualität im Europäischen Gesundheitssystem künftig zu sichern und auszubauen soll in Forschungsprogramme,
die sich mit der Verbesserung des Wissenstands beschäftigen, investiert werden. Das Thema "Qualitätssicherung"
soll in die Lehrpläne der medizinischen Ausbildungen an Schulen und Universitäten und anderen Ausbildungseinrichtungen
mit medizinischer Ausrichtung aufgenommen werden. Das EHFG empfiehlt weiter die Entwicklung von Qualitätsindikatoren
für die EU zum Vergleich der Gesundheitssysteme und Institutionen und die Verbesserung des Zugriffs auf Qualitätsinformationen
zur Gesundheitsversorgung durch Patientenaufklärung und in den Medien.
Bei der Ernährungs- und Gesundheitspolitik ruft das EHFG die Europäische Kommission dazu auf, vollständig
und ohne Verzögerungen die Verpflichtungen umzusetzen, die sie hinsichtlich der Ernährung mit dem „White
Paper" für Lebensmittelstandards eingegangen ist, nämlich die Umsetzung der darin enthaltenen Verpflichtung
zur Entwicklung einer umfassenden und kohärenten Ernährungspolitik, die Präsentation eines entsprechenden
Maßnahmenplans und die Entwicklung einer Ratsempfehlung zu Ernährungsrichtlinien. |