AK Präsident fordert Vorrang für Jugendausbildung und Beschäftigungspolitik
Graz (ak) - Als Schlüssel für die Lösung der akuten Probleme und für die dauerhafte
Sicherung der Sozialsysteme bezeichnete AK Präsident Herbert Tumpel eine aktive Beschäftigungspolitik.
Das sei die vorrangige Forderung an die neue Bundesregierung, "und zwar an jede, egal in welcher Zusammensetzung".
In seiner Rede vor der Hauptversammlung der Bundesarbeitskammer, die am Mittwoch (27. 11.)
in Graz stattfindet, nannte Tumpel die Schwerpunkte der Forderungen: Investitionen in Bildung, Berufsausbildung
und gegen die Jugendarbeitslosigkeit, aktive Arbeitsmarktpolitik, mehr Berufschancen für Frauen und für
ältere ArbeitnehmerInnen.
Noch nie seit 1945 seien in Österreich so viele Menschen auf Arbeitssuche gewesen, sagte Tumpel. Besonders
Besorgnis erregend sei, dass bei den Jungen unter 24 der Anstieg der Arbeitslosigkeit dramatisch sei. Zwei Drittel
dieser Jugendlichen hätten keine, zu wenig Ausbildung oder seien in Berufen mit wenig Chancen ausgebildet.
Trotz hoher direkter Förderungen an die Unternehmen gäbe es immer weniger Lehrstellen, es fehlen Ausbildungsplätze.
Hier muss die neue Regierung vorrangig investieren, forderte Tumpel.
Vorrang für aktive Arbeitsmarktpolitik sei die Voraussetzung für die Lösung der Probleme jener,
die Arbeit suchen, aber auch der Schlüssel für die langfristige Sicherung der Sozialsysteme. Wenn alle,
die arbeiten wollen, auch Arbeit hätten, dann seien drei Viertel der Finanzierungsprobleme in der Krankenversicherung
oder bei den Pensionen schon gelöst, sagte
Tumpel.
Als Ziel nannte Tumpel eine deutlich Steigerung der Frauenerwerbsquote. Dafür fordert der AK Präsident
Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Ein Recht auf Teilzeitkarenz, mehr Kinderbetreuungsangebote
und mehr Mitsprache für Eltern kleiner Kinder bei der Arbeitszeit.
Auch für sogenannte ältere Arbeitnehmer seien dringend Maßnahmen notwendig, dass sie in Arbeit
bleiben können. Derzeit seien sie de facto vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, wenn sie ihre Arbeit verlieren,
kritisiert Tumpel. Die Hälfte derer, die in Pension gehen, sind zuvor unfreiwillig aus dem Berufsleben ausgeschieden.
Das alles auf die internationale Konjunktur zu schieben, sei falsch, sagt Tumpel. Österreich sei im Wirtschaftswachstum
von seinem früheren Spitzenplatz trotz guter Exportlage abgerutscht. Das zeige, dass ein Gutteil der Wirtschaftsschwäche
hausgemacht sei. Der AK Präsident verlangt Maßnahmen zur Ankurbelung von Beschäftigung und Wirtschaft.
Dazu müssen die kleinen und mittleren Einkommen entlastet werden, die Investitionen beschleunigt und vor allem
bereits vorbereitete Investitionen in die Infrastruktur endlich durchgeführt werden. |