18 Fahrzeuge aus sieben Klassen - Die Obere Mittelklasse greift nach den fünf Sternen
Wien (ÖAMTC-Presse) - Schrottplatz-reif gecrasht, aber mit fünf Sternen belohnt, posieren
sie wie auf dem Laufsteg: Die beiden Nobel-Limousinen Mercedes E und Renault Vel Satis. Nicht nur hübsch anzusehen,
wird der oberen Mittelklasse
Mercedes E |
Renault Vel Satis
Fotos: ÖAMTC |
auch beste Sicherheit attestiert. Das ist ein Ergebnis der neuen EuroNCAP-Testreihe, präsentiert von ÖAMTC
und VKI. "Tadellose Werte gab es für stabile Karosserien, passable Ergebnisse für die Kindersicherheit.
Hochmut ist aber nicht angebracht, denn um den Fußgänger-Schutz ist es auch bei den Fünf-Stern-Autos
schlecht bestellt", berichtet ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang.
Insgesamt 18 Fahrzeuge aus sieben Klassen wurden in dieser EuroNCAP-Crashtest-Reihe unter die Lupe genommen. "Gleich
vier Fahrzeuge durften das Testgelände dank Zusatzpunkten für Gurtanlege-Erinnerungssysteme (Seat-Belt-Reminder)
mit der Höchstanzahl an Sternen verlassen", bilanziert Lang, "elfmal wurden vier Sterne vergeben,
drei Autos kamen über schwache drei Sterne nicht hinaus."
Die Ergebnisse im Detail
Die Kleinwagen sind auf dem richtigen Weg. Alle drei getesteten Fahrzeuge - Citroen C3, Ford Fiesta und
Seat Ibiza - fuhren solide vier Sterne ein. Der Citroen erzielte mit 28 Punkten ein insgesamt ausgewogenes Ergebnis.
Gleich zwei Testergebnisse gab es für den Ford Fiesta, nämlich 28 Punkte für die herkömmliche,
linksgelenkte Version (30 Punkte mit optionalem Kopfairbag) und 25 Punkte für die britisch-rechtsgelenkte
Version. Ebenfalls auf 28 Punkte brachte es der Seat Ibiza.
Als klarer Sieger in der Kompaktklasse tat sich der Renault Mégane mit 33 Punkten und fünf Sternen
hervor: Die äußerst stabile Karosserie bietet den Insassen sicheren Schutz. Toyota Corolla sicherte
sich nun mit 28 Punkten den vierten Stern, den der Vorgänger noch knapp verfehlte. Der trendige Chrysler PT
Cruiser brachte es lediglich auf drei Sterne bei 21 Punkten: Enttäuschend waren vor allem die Frontaufprall-Ergebnisse.
In der Mittelklasse darf sich ein schwedischer Autohersteller fünf Sterne auf die stolzgeschwellte Brust heften:
Der Saab 9-3 überzeugte beim Crashtest mit seinen Qualitäten und erhielt 33 Punkte. Immerhin vier Sterne
bekamen der Nissan Primera (29 Punkte) und der Subaru Outback (27 Punkte).
Am hellsten strahlen die Gestirne allerdings in der oberen Mittelklasse: Die beiden Neuzugänge Mercedes E
und Renault Vel Satis erzielten dank Pfahltest und der Wertung für das Sicherheitsgurt-Erinnerungssystem auf
Anhieb je 33 Punkte und somit fünf Sterne. Stabile Karosserien bieten sehr guten Insassenschutz, beim Seitenaufpralltest
holten beide Fahrzeuge die maximalen Punkte.
Ein Minivan - Mercedes Vaneo - wurde gecrasht und verließ das Testgelände mit vier Sternen (27 Punkte).
Der Vaneo ist eine Kombination zwischen A-Klasse und kleinem Transporter. Er weist viele Sicherheitsmerkmale der
A-Klasse auf, beim Seitenaufprall trägt die hohe Sitzposition zum besseren Schutz der Insassen bei. Der Peugeot
807, der einzige in dieser Serie getestete Van, schnitt bei den Tests hervorragend ab und verpasste mit 32 Punkten
den fünften Stern nur knapp.
Gleich fünf Geländewagen wurden in dieser Testserie gecrasht, die Ergebnisse fielen teilweise eher bescheiden
aus. Nur drei Sterne gab es für Landrover Freelander (20 Punkte) und Suzuki Grand Vitara (23 Punkte), gerade
noch vier Sterne gab es für Hyundai Santa Fe (25 Punkte). Bei allen drei Fahrzeugen erwies sich die Fahrgastzelle
als instabil, bei den Frontaufprall-Tests war die Brustbelastung besonders hoch. Vier Sterne fuhren auch Nissan
X-Trail (26 Punkte) und Mercedes M (30 Punkte) ein.
Weiterhin uneinheitliche Ergebnisse bei der Kindersicherheit
"Große Diskrepanzen gibt es weiterhin bei der Kindersicherheit. Nicht immer sind Kinder unterschiedlichen
Alters gleich gut geschützt", kritisiert der Geschäftsführer des VKI, Hannes Spitalsky. So
war im Citro?n C3 der dreijährige Dummy im Gegensatz zum eineinhalbjährigen weder beim Front- noch beim
Seitenaufprall sicher. Umgekehrt verhielt es sich bei Chrysler PT Cruiser, Nissan Primera und Seat Ibiza. Der Dreijährige
war in seinem Kindersitz gut geschützt, beim Eineinhalbjährigen war die Nacken- und Brustbelastung beim
Frontaufprall relativ hoch.
"Es hat sich wiederum gezeigt, dass Renault besondere Anstrengungen unternimmt, um die Kindersicherheit ihrer
Autos zu erhöhen", so Spitalsky, "sowohl Vel Satis als auch Mégane erzielten sehr gute Ergebnisse.
Die Kinderrückhalte-Systeme erfüllten fast alle vom EuroNCAP geforderten Kriterien."
Als vorbildlich gelten die von Subaru im Auto und auf den Kindersitzen angebrachten Hinweise über die Verwendung
der Sitze. Hervorgetan hat sich auch der Mercedes E. Die von Mercedes angebotenen Kindersitze sind mit Sensoren
ausgestattet, die dem Fahrzeug melden, ob ein Kindersitz auf dem Beifahrersitz montiert ist. In diesem Fall wird
der Beifahrerairbag automatisch abgeschaltet.
Entscheidend für die gute Kindersicherung im Auto ist das optimale Kinderrückhalte-System. Insgesamt
14 der 18 getesteten Fahrzeuge verfügen bereits über ISOFIX-Sitze. Dieses genormte Befestigungssystem
garantiert optimalen Halt des Kindersitzes im Fahrzeug durch einfache Handhabung.
Auch bei Fünf-Stern-Autos hapert es am Fußgänger-Schutz
Leider ist beim Gros der Fahrzeuge der Fußgänger-Schutz nicht im selben Maß verbessert
worden wie der Schutz der Insassen. VKI-Geschäftsführer Spitalsky: "Dieses Manko fällt vor
allem bei den Fünf-Stern-Autos auf. Wie die Ergebnisse von Vel Satis und teilweise auch von Mégane
zeigen, nimmt Renault diesen Sicherheitsaspekt nicht entsprechend ernst. Zwar bieten einige wenige Stellen auf
der Motorhaube einen gewissen Schutz, insgesamt ist die Fahrzeugfront aber sehr steif." Ähnlich schwache
Ergebnisse lieferten die zwei weiteren Fünf-Stern-Fahrzeuge Mercedes E und Saab 9-3.
Besser als der Durchschnitt waren beim Fußgänger-Schutz in dieser Testreihe nur der Toyota Corolla,
Ford Fiesta, Seat Ibiza und Citro?n C3. Überdurchschnittlich gut schnitt der Mercedes Vaneo ab. "Die
Form des Fahrzeuges wirkt sich bei einem Unfall günstig auf das Verletzungsrisiko des Fußgängers
aus. Wegen der extrem kurzen Motorhaube würde der Kopf eines erwachsenen Fußgängers bei einem Zusammenstoß
eher auf der Windschutz-Scheibe auftreffen", erklärt Hannes Spitalsky.
Bei den Geländewagen sind gute Ergebnisse im Fußgänger-Schutz eher die Seltenheit. Der Grund liegt
auf der Hand: Hohe Fahrzeuge sind für Fußgänger, besonders für Kinder, problematisch. Spitalsky:
"Beim Großteil der getesteten Allradler war der Fußgänger-Schutz völlig unzureichend.
Ein einzigartiges Negativbeispiel mit null Punkten demonstrierte hier der Suzuki Grand Vitara." Aber Ausnahmen
bestätigen auch bei diesem Prüfkriterium die Regel: Dem Nissan X-Trail brachte der Fußgänger-Schutz
zwei Sterne ein.
Noch immer Missverhältnisse zwischen Front- und Seitensicherheit
Die Werte bei der Seitensicherheit sind allgemein recht gut ausgefallen. Durchschnittlich kamen die Probanden
auf 16,2 Punkte. Ein Drittel der gecrashten Fahrzeuge erreichte sogar die maximal möglichen 18 Punkte. Lediglich
der Landrover Freelander blieb mit 13 Punkten deutlich unter dem Durchschnitt.
Weniger erfreut zeigten sich die Crashtester über die Ergebnisse im Frontaufprall. "Die maximal erreichbaren
16 Punkte wurden kein einziges Mal vergeben, am besten schnitten noch Renault Mégane und Vel Satis mit 14
Punkten ab. Durchschnittlich wurden beim Frontaufprall-Test 10,9 Punkte erreicht", rechnet ÖAMTC-Cheftechniker
Lang vor.
Der teils enorme Punkteunterschied bei den Ergebnissen von Front- und Seitenaufprall ist den EuroNCAP-Testern ein
Dorn im Auge. Beim Chrysler PT Cruiser hätte die Diskrepanz - 16 Punkte beim Seitenaufprall, aber nur 6 Punkte
beim Frontcrash - beinahe zum Abzug eines Sterns geführt. "Insassen sind in Fahrzeugen nur dann wirklich
sicher, wenn Front- und Seitensicherheit gute Werte erreichen," so Lang. Die Musterknaben an Ausgewogenheit
waren hier bei Renault zu finden: Vel Satis und Mégane mit jeweils 14 Punkten beim Front- und 18 Punkten
beim Seitenaufprall. |