Schenner: "Wünsche mir Ministerium, zusammen mit Kultur und Sport" - Road-Pricing
bremst österreichischen Bustourismus aus
Wien (pwk) - Zu der in den vergangenen Tagen diskutierten Forderung nach Schaffung eines eigenen
Tourismus-Ministeriums hat der Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer
Österreich, Komm.Rat Johann Schenner, am Dienstag (26. 11.) Stellung bezogen: „Die
Beibehaltung des Staatssekretariats für Tourismus ist das mindeste, was wir durchsetzen wollen. Ein eigenes,
auch für Kultur und Sport zuständiges Ministerium wäre uns noch lieber. Es gibt schließlich
Branchen mit einem geringeren BIP-Anteil als wir, die ein eigenes Ministerium haben“, stellte Schenner im Club
der Wirtschaftspublizisten auf Anfrage fest.
Nach einer erfreulich verlaufenen Sommsaison und guten Aussichten für den Winter 2002/03 („Die Buchungen sind
derzeit leicht besser als vor einem Jahr“) gehe es jetzt darum, die Weichen für eine weiterhin erfolgreiche
Zukunft zu stellen. Diesem Ziel dient das Zwölf-Punkte-Programm der Bundessparte, das Schenner der Presse
vorlegte.
Eine der Hauptsorgen der Branche, vor allem in Westösterreich, betrifft den Mangel an verfügbaren Mitarbeitern.
Da die Tourismuswirtschaft von Jahr zu Jahr wächst und auch die Beschäftigung um rund ein Prozent pro
Jahr zunimmt, wird der Arbeitskräftemangel regelmäßig zu den Saisonhöhepunkten akut. Während
sich die Hoteliers vielfach vergeblich auf die Suche nach geeignetem Personal machen, gaukeln die Arbeitsmarkt-Statistiken
ein falsches Bild vor. Ende September gab es laut AMS-Statistik 27.940 vorgemerkte Arbeitslose im Tourismus. Davon
waren allerdings, so Schenner, nur 13.385 vermittelbar. Einstellungszusagen, regionale und soziale Zumutbarkeitsgrenzen,
mangelnde Qualifikation oder zu hohes Alter verhindern die tatsächliche Beschäftigung.
Zur Unterstützung des AMS hat die Bundessparte ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Erweiterte Stellenbeschreibungen,
neue Anforderungsprofile und Checklisten sollen helfen, Arbeitssuchende rascher und effizienter an die bestehenden
Angebote heranzuführen. Auch vermehrte Teilzeitarbeit und Praktikantenabkommen könnten helfen, die angespannte
Situation am touristischen Arbeitsmarkt zu entschärfen. Derzeit muss, wer Teilzeitkräfte einsetzen will,
bürokratische Hürden nehmen. „Selbst wenn ein Teilzeitarbeitnehmer nur eine Stunde täglich aushilft,
muss er voll angemeldet werden, da sein Mindestverdienst pro Tag von 23,30 Euro brutto im Kollektivvertrag verankert
ist“.
Während Deutschland die Reisebusse vom Road-Pricing ausnimmt sind, sind sie in Österreich voll betroffen.
Es bestehe die Gefahr, dass deutsche Touristenbusse nicht mehr nach Österreich fahren, sondern in andere Länder
bzw. in die neuen Bundesländer ausweichen. „Wir appellieren daher an die Politik, das Roadpricing für
Reisebusse in Österreich aufzuheben. Der Finanzminister kassiert sowieso im Wege der Autobahn-Vignetten. Eine
neuerliche Änderung birgt die Gefahr, dass unser Land bei den deutschen Reiseveranstaltern negativ ins Gerede
kommt“, warnt Schenner. |