Ferrero-Waldner zieht Bilanz ihrer China-Reise  

erstellt am
10. 11. 03

»Made in China« auch in Österreich vertraut
Hongkong (bmaa) - In Hongkong führte Außenministerin Benita Ferrero-Waldner am Freitag (07. 11.) Gespräche über Wirtschaftsfragen und die Zukunft der Sonderwirtschaftszone mit dem Chief Executive, TUNG Chee Hwa, und eröffnete einen Umwelt Roundtable. Dabei zog die Außenministerin Bilanz über ihre China Reise und sagte: "Zweiunddreißig Jahre sind keine lange Zeit in der Geschichte von Völkern - schon gar nicht von Völkern, die auf eine Geschichte von 5000 Jahren zurückblicken wie China. China hat sich seit meinem letzten bilateralen Besuch im Jahr 2001 enorm gewandelt. Ich kann ohne zu übertreiben sagen, dass ich in ein neues Land gekommen bin. Und dieser Wandel ist nicht immer leicht." (Anm. Österreich schloss am 28. Mai 1971 diplomatische Beziehungen mit der Volksrepublik China).

Bezüglich notwendiger Veränderungen stellte Ferrero-Waldner einen Vergleich zwischen Österreich und China her. "In Österreich machen wir im Moment die Erfahrung, dass Veränderungen und Strukturwandel schmerzlich sein können, aber für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes unbedingt notwendig sind. Und wenn ich die Bereitschaft zum Strukturwandel vergleiche, sehe ich mit Respekt, wie Chinas Menschen mit wirklich tiefgreifenden Reformen und den damit verbundenen Belastungen umgehen", so die Außenministerin.

Ferrero-Waldner hat sich in den vergangenen Tagen davon überzeugen können, dass China vor "einzigartigen Herausforderungen" steht. Der Umbau des bevölkerungsreichsten Landes der Erde von einem Agrar- zu einem Industriestaat, die Privatisierung der Industrie, die Reform des Bankenwesens, der Aufbau eines leistungsfähigen Sozial- und Gesundheitswesens und die Entwicklung des Rechtsstaates - "all das sind gewaltige Aufgaben, die den Menschen viele Opfer abverlangen".

Die wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Veränderungen in China haben aber in den Augen der Außenministerin auch die österreichisch-chinesischen Beziehungen verändert. Österreichs Handel mit China ist enorm gewachsen, die österreichischen Exporte sind im Jahr 2002 um 38% gestiegen. China verzeichnet nach wie vor ein starkes Wirtschaftswachstum (geschätzt 6 %) mit einer intensiven staatlichen Investitionstätigkeit, die durch die Konsumausgaben einer wachsenden zahlungskräftigen Mittelschicht unterstützt wird. "Mit anderen Worten: China ist einer der großen Märkte der Zukunft, und es ist extrem wichtig, dass Österreich der Bedeutung dieses Landes immer wieder durch hochrangige Besuche Rechnung trägt", so Ferrero-Waldner. Österreich erfreut sich, nach den Worten der Außenministerin, in der Praxis "einer privilegierten Behandlung durch China, die es natürlich weiter zu fördern gilt. Chinas Interesse an Österreich ist sehr groß, nicht nur in wirtschaftlichen sondern auch in sozialen und gesellschaftlichen Fragen". So kamen allein im letzten Jahr über 130 chinesische Delegationen nach Österreich, um Gespräche zu führen.

"Made in China" ist vielen Österreichern längst vertraut, Chinesische Restaurants gehören heute zum gastronomischen Angebot jeder österreichischen Stadt und finden viele Liebhaber, so Ferrero-Waldner.

"Im Rahmen unserer guten bilateralen Beziehungen zu China hat Österreich aber auch bei der Erarbeitung der Grundausrichtung des neuen EU-Strategiepapiers zu China mitgewirkt", sagte die Außenministerin. Dieses ruft die Mitgliedsstaaten unter anderem dazu auf, eine Verstärkung des Dialogs bei den bilateralen Fragen im Hinblick auf den Handel und die Investitionen zu betreiben. Laufende Dialoge in Bereichen wie Umwelt sollen verstärkt werden. "Ich habe daher auch besonderen Wert darauf gelegt, dass die mich begleitende Wirtschaftsdelegation einen der Schwerpunkte auf Umwelttechnologie setzt". Eines der Hauptziele der Außenministerin war es, bei ihren Gesprächen in China durch gute politische Kontakte der österreichischen Wirtschaft zusätzlich exzellente Chancen zu bieten.

Für Ferrero-Waldner reichen aber die Konsequenzen der Reformen, die China seit den 80er Jahren eingeleitet hat, weit über die Wirtschaft hinaus. Sie beeinflussen unsere Beziehungen insgesamt. So haben Österreich und China "eine neue Partnerschaft" entwickelt, die auch auf anderen Feldern beispielhaft ist. Viele Chinesen studieren derzeit in Österreich. Unter österreichischen Studenten gilt ein Studium in Peking, Shanghai oder Nanjing als Geheimtipp und als zusätzliche Qualifikation bei der späteren Suche nach einem gut bezahlten Arbeitsplatz in der Industrie. "Diese jungen Menschen zeigen das Interesse, das unsere Länder aneinander haben, und sie sind zugleich die Garanten dafür, dass die Beziehungen unserer Länder auch in Zukunft von Verständnis und Freundschaft geprägt sein werden", sagte Ferrero-Waldner. Allein im vergangenen Jahr haben mehr als 60.000 chinesische Touristen Österreich besucht. Chinareisen sind ein wichtiger Teil des österreichischen Tourismusangebots geworden. "Damit gewinnen unsere Beziehungen eine zusätzliche menschliche Dimension, die ihnen in dieser Form früher gefehlt hat und die sie sicherlich verändern wird", so die Außenministerin.
 
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