ON-Vizepräsident Dkfm. Hans-Joachim Bäurle ist neuer Präsident
des
Europäischen Komitees für Normung CEN.
Berlin, Brüssel, Wien (oenorm) - Erstmals steht ein Österreicher an der Spitze der europäischen
Normung. Die Vollversammlung des Europäischen Komitees für Normung CEN hat Freitag, 10. Oktober 2003,
in Berlin den Vizepräsidenten des Österreichischen Normungsinsti-tuts ON, KommR Dkfm. Hans-Joachim Bäurle,
zu ihrem Präsidenten für die Jahre 2004 bis 2006 gewählt. Er folgt damit dem derzeitigen CEN-Präsidenten
Prof. Dr.-Ing. Christian Beckervordersandforth (Deutschland) nach.
Große Herausforderungen
Wie der künftige CEN-Präsident - er tritt sein Amt mit 1. Jänner 2004 an - in einer ersten
Stellungnahme betonte, steht die europäische Normung in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen:
Dazu gehören in erster Linie, so Bäurle, der Beitritt neuer Länder zur Eu-ropäischen Union
und die schon im Vorfeld stattfindende Erweiterung der "Europäischen Nor-mungsgemeinschaft", die
schon jetzt 22 Mitglieder (nationale Normungsorganisationen wie das ON) umfasst und in den nächsten Monaten
weiter anwachsen wird. Dies stellt das europäische Normungssystem vor ähnliche organisatorische Herausforderungen
wie die Union.
Weitere Schwerpunkte der nächsten Zeit sind Verbesserungen bei der Erarbeitung von Eu-ropäischen Normen
- sie machen bereits mehr als drei Viertel der 15 000 in Österreich gülti-gen ÖNORMEN aus. Bäurle:
"Wir müssen alles daran setzen, noch besser den Bedürfnissen des Markts zu entsprechen, die Dokumente
möglichst rasch verfügbar zu machen und gleich-zeitig dafür zu sorgen, dass die hohe Qualität
weiter erhalten bleibt." Nur so kann sichergestellt werden, dass die Normen, deren Anwendung im Prinzip ja
freiwillig ist, allgemein akzeptiert werden."
Ein weiteres Ziel werde es sein, den Beitrag, den die Normung für Europas Wirtschaft sowie für die Vertiefung
des Binnenmarkts leistet, stärker bewusst zu machen. Verbesserte und intensive Kommunikation mit allen interessierten
Kreisen und der Öffentlichkeit sowie klar gere-gelte Beziehungen mit den wichtigsten "Stakeholdern",
wie Europäische Kommission und
EFTA, seien dazu notwendig.
Zur Person
Dkfm. Hans-Joachim Bäurle, seit 2000 Vizepräsident des Österreichischen Normungsinstituts,
bringt auf Grund seiner beruflichen Karriere umfangreiche Erfahrungen mit, die gerade im Hinblick auf die bevorstehende
Erweiterung von besonderer Bedeutung sind:
Ab 1989 bei Schindler, einem weltweit führenden Hersteller von Aufzügen und Rolltreppen tätig, war
er als Vorstandsmitglied für alle Aktivitäten in Österreich zuständig. Ab 1991 engagierte er
sich zunehmend für die Tätigkeiten des Konzerns in Zentral- und Osteuropa und wurde 1994 "Group
Vice President Eastern European Operations". Von 2000 bis 2002 war er "Senior Vice President" der
Schindler Holding AG, Schweiz, und verantwortlich für den Aufbau der Tochterunternehmen in der Tschechischen
Republik, in Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Rumänien, Polen und der Türkei. Internationale Erfahrungen
sammelte er schon vorher in Schlüsselpositionen der HIROSS Group (Präzisionsklimageräte) mit wechselnden
Dienstorten, wie Wien, München und Mailand. Als Mitglied des Europäischen Aufzugsverbands EEA (Euro-pean
Elevator Association) hat er aktiv an der Erarbeitung der EU-Aufzugsrichtlinie mitgewirkt, die wesentlich zur Erhöhung
der Sicherheit bestehender Aufzüge beigetragen hat.
Europäische Normung
Verantwortlich für die Europäische Normungsarbeit ist das Europäische Komitee für Normung
CEN (Comité Européen de Normalisation), dessen Management Zentrum seinen Sitz in Brüssel hat.
Die praktische Normungsarbeit erfolgt in so genannten Technischen Komitees (TCs), in denen Delegierte aus den Fachgremien
der nationalen Mitglieder (derzeit 22) die Inhalte von Europäischen Normen erarbeiten. Europäische Normen
(ENs) müssen von den nationalen Mitgliedern (in Österreich das ON) in die nationalen Normenwerke übernommen
werden und gleichzeitig widersprechende nationale Normen zurückgezogen werden. Damit schaffen Europäische
Normen einheitliche Grundlagen für Wirtschaft und Verwaltung und sorgen für die praktische Umsetzbarkeit
Europäischer Richtlinien.
Normung in Österreich
Für die Normungsarbeit in Österreich zeichnet das Österreichische Normungsinstitut ON verantwortlich.
Das ON ist keine Behörde und kein Amt, sondern eine gemeinnützige Dienstleistungsorganisation (Verein),
die auf der Basis des Normengesetzes 1971 die Erarbeitung von Normen managt. Normen und Regelwerke werden in den
192 Fachnormenausschüssen (FNAs) des ON in Zusammenarbeit von Experten aus Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft
sowie Verbrauchern erarbeitet. Diese Experten wirken auch an der Europäischen und internationalen Normungsarbeit
mit.
Normung trägt rund 25 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegt bei 1,74
Milliarden Euro. |