Harry Potter: Der Mix macht‘s  

erstellt am
05. 11. 03

Bonn (alphagalileo) - Wahre Fans haben den Termin schon vor Monaten im Kalender rot angestrichen. Am kommenden Samstag, 8. November, hat ihr Sehnen ein Ende. Dann erscheint der fünfte Band der Harry-Potter-Saga endlich auf deutsch. Für Uwe Baumann, Anglistik-Professor an der Universität Bonn, steht der Erfolg von „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ bereits fest. Und er weiß auch, warum: „Die Autorin Joanne K. Rowling mischt sehr geschickt Charaktaristika des klassischen Bildungsromans mit Krimi- und Abenteuer-Elementen und würzt das Ganze mit einer Prise Fantasy und Romantik.“ Diese Rezeptur scheine bei ihren Lesern blendend anzukommen. „Anfang der 90-er Jahre feierte der historische Kriminalroman Erfolge, indem er beispielsweise Verbrechen im alten Rom und im England des Mittelalters stattfinden ließ. Der besondere Pfiff Harry Potters liegt ebenfalls in der innovativen Mischung traditioneller Elemente.“

Professor Baumann stieß durch seine beiden Söhne auf die Abenteuer des schwarzhaarigen Zauberschülers. „Ich war vielleicht nicht so begeistert wie sie, aber jedenfalls sehr fasziniert.“ Vor allem davon, wie geschickt Rowling an die Alltagsrealität ihrer kleinen Leser anknüpft; beispielsweise, indem sie ihre Geschichten in einem – bei allen skurrilen Details – letztlich doch „typischen“ Internat ansiedelt. Oder indem sie die Zauberschüler über Vor- und Nachteile der neuesten Rennbesen fachsimpeln lässt – „ein ausgesprochen hübsches Detail“, schmunzelt der Anglist.

Rowlings Figuren sind zudem keine „Typen“, sondern komplexe Charaktere mit Zweifeln und Widersprüchen, und bieten gerade dadurch Identifikations-Möglichkeiten für alle Altersgruppen. „Wer kennt ihn nicht, den permanenten Sündenbock im Unterricht von Snape? Oder die Pubertäts-Probleme, die in Band 5 zunehmend eine Rolle spielen – Harrys Selbstzweifel beispielsweise oder sein angespanntes Verhältnis zur bislang unantastbaren Autoritätsperson Dumbledore?“ Die Protagonisten scheinen tatsächlich im Laufe der Bände zu altern – der Harry aus Band 1 hat ganz andere Probleme als der aus Band 5 und drückt sie auch sprachlich ganz anders aus. „Das macht Rowling einfach, aber sehr geschickt.“ Dazu komme ihr liebevoller Blick fürs Detail und ihre Gabe, „unglaublich eindrucksvolle Gestalten“ wie den Wildhüter und Aushilfslehrer Hagrid zu erfinden.

Eine Kritik hat der Professor für englische Literatur und ehemals begeisterte Fußball- und Eishockeyspieler denn doch, und zwar an der Zaubersportart Quidditch. „Der spielentscheidende ‚goldene Schnatz‘ kann seine Flugbahn ohne jedes Zutun der Mitspieler nach magischen Regeln ändern. Über das Spielergebnis entscheidet dadurch viel zu sehr der Zufall!“
 
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