Naturjuwele wie Nationalpark Donau-Auen und Wachau betroffen
Wien (wwf) - Geht es nach der Europäischen Union, sollte die Donau im Rahmen der Trans-Europäischen-Netzwerke
(TEN) auf insgesamt 1000 Kilometern zu kanalisierten Fahrwasserrinnen ausgebaut werden. Diese Vorgaben sind jedoch
eine ernste Bedrohung für einzigartige Naturjuwele entlang des Stroms. „Der schon bestehende Druck von Seiten
der Schifffahrt, die Donau hart auszubauen, würde enorm steigen,“ meinte Ulrich Eichelmann, Auenökologe
des WWF Österreich am Dienstag (04. 11.). Der WWF fordert deshalb von Umweltminister
Pröll und Bundeskanzler Schüssel, die von der Schifffahrtslobby geforderten Tiefenvorgaben nicht zu akzeptieren.
Ansonsten finanziert Österreich eine der größten Naturzerstörungen Europas mit. „Die Pläne
würden die beeindruckendsten Flusslandschaften Europas in Rumänien, Bulgarien und Ungarn zerstören,
noch bevor sie ihrer Besonderheit wegen bekannt werden,“ warnt Emil Dister, Leiter des WWF-Aueninstituts Deutschland.
Die heute beispielsweise in Österreich existierenden Fahrwassertiefen von 2,30 bis 2,50 Meter müssten
durch die von der EU geforderte Tauchtiefe von 2,5 Metern auf eine Gesamttiefe von 3 bis 3,2 Metern ausgebaut werden.
Die Fließgeschwindigkeit würde erhöht und der Donaustrom in einen monotonen Kanal gezwängt.
Ähnliche Pläne bestehen für Donauabschnitte in Deutschland, Slowakei, Ungarn, Rumänien und
Bulgarien. „Eine Erhöhung der Fahrwassertiefe würde für das Ziel einer erwünschten Verlagerung
des Güterverkehrs von der Straße auf das Wasser nichts bringen und wäre daher ökologisch verantwortungslos.
Nur der Aufbau eines intelligenten Wasserstraßenmanagements in Kombination mit modernen Navigations-, Informations-
und Kommunikationssystemen könnte eine Konkurrenz zum LKW darstellen,“ so der Verkehrsexperte Helmut Hiess.
Wachau und Nationalpark Donau-Auen
Die Wachau scheint zwar nicht auf der Karte der „Flaschenhals“-Abschnitte auf, doch werden auch in diesem einzigartigen
Durchbruchstal gleiche Tiefenverhältnisse erreicht werden müssen. Vereinbarkeit mit dem Status „Weltkulturerbe“
sowie Auswirkungen auf die Hochwassersicherheit sind unklar. Für den Nationalpark Donau-Auen würde nach
Untersuchungen des WWF Österreich bedeuten, dass fast 80 Prozent der gesamten Strecke ausgebaggert und eingeengt
werden müssten. In dem 1996 eröffneten Nationalpark leben etwa 5.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter
Auhirsch, Seeadler, Sumpfschildkröte und rund 60 Fischarten. „Wenn wir in den derzeitigen Unionsländern
die Donau so hart ausbauen, indem wir auch Schutzgebiete vernachlässigen, mit welchen Argumenten könnten
wir dann den Schutz wertvollster Donaustrecken von den zukünftigen EU-Staaten weiter stromabwärts einfordern?“,
fragt Eichelmann. |