Wittener Wirtschaftswissenschaftler plädiert für mehr Konsumentensouveränität
Witten / Herdecke (alphagalileo) - „Bei uns dürfen Sie sich jede Farbe aussuchen“, soll der
legendäre Autobauer Henry Ford gesagt haben, „solange sie schwarz ist“. Auch heute kann ein Kunde kaum mehr,
als unter vorgefertigten Waren auswählen. Mit der Idee eines modernen Konsumenten, so meint Dr. Hermann van
Bömmel von der Universität Witten/Herdecke, hat das nichts zu tun. Der Wirtschaftswissenschaftler beschreibt
in seinem aktuellen Buch „Konsumentensouveränität“ neue Gestaltungsmöglichkeiten für den Kunden.
Er soll durchaus König sein, aber auch die Verantwortung für seine Kaufentscheidung übernehmen.
Ein Souverän ist frei in seinen Entscheidungen und gleichzeitig verantwortlich, für das, was er tut.
Ähnlich verwendet Dr. Hermann van Bömmel den Begriff der Konsumentensouveränität. Doch in der
bisherigen Wirtschaftsform hat der Kunde nicht viel zu sagen. Hier steht der Produzent im Mittelpunkt. Und der
interessiert sich kaum für die individuellen Wünsche der Konsumenten, sondern vor allem dafür, wie
er die in hoher Stückzahl gefertigten Produkte möglichst gewinnbringend verkauft. „Was ich auf dem Markt
kriege, sind standardisierte Produkte“, sagt Hermann van Bömmel. „Ich muss mich an die Produkte anpassen,
anstatt auf meine Bedürfnisse angepasste Produkte zu bekommen.“
Vor der Industrialisierung gehörte das Gespräch zwischen den Menschen zum Wirtschaften. Ein direkter
Kontakt zwischen Produzenten und Konsumenten wäre wieder wünschenswert. Der Kunde könnte das Produkt
mitgestalten. Mittlerweile gibt es z. B. Computerfirmen, die ihre Geräte nach Benutzerwünschen zusammenstellen.
Die Wirtschaftsprozesse können alles in allem so organisiert werden, dass sie auf den Konsumenten als Souverän
ausgerichtet sind. Schon heute hat jeder Kunde Mitwirkungsmöglichkeiten, und er trägt dabei zugleich
eine Verantwortung. Er kann sich bewusst vor allem für oder gegen solche Produkte entscheiden, für die
die Arbeitskraft von Kindern ausgebeutet wurde oder die unter ökologisch bedenklichen Umständen produziert
worden sind. |