GVO wird bei Autohändlern zur Ausrede für knausrige Rabatte  

erstellt am
04. 11. 03

Club-Magazin »auto touring« beim Mystery-Shopping: Nur mit Verhandlungsgeschick lässt sich beim Autokauf guter Preis erzielen
Wien (öamtc) - Seit 1. Oktober ist im Autohandel vieles anders: Die Neuregelung der Gruppenfreistellungs-Verordnung, kurz GVO, hat die Karten im Vertrieb neu gemischt. Jetzt, einen Monat nach dem Inkrafttreten, hat der ÖAMTC die Folgen für die Konsumenten recherchiert und festgestellt, dass sich die geänderten Spielregeln beim Autokauf vor allem in einer neuen Knausrigkeit auswirken: Die Händler-Rabatte sind deutlich gesunken. Das bestätigte auch ein Mystery-Shopping bei Autohändlern in ganz Österreich, durchgeführt im Auftrag des ÖAMTC-Magazins "auto touring". "Mehrkosten im Zuge der GVO von Seiten der Händler werden auf den Konsumenten abgewälzt. Die Branche läuft Gefahr, den Kunden als König zu entthronen", gibt ÖAMTC-Verkehrswirtschaftsexpertin Elisabeth Brugger-Brandau zu bedenken.

Die EU wollte billigere Autos durch erhöhten Konkurrenzdruck für Händler und Werkstätten und liberalisierte mit der GVO den bislang streng reglementierten Kfz-Vertrieb. Beispielsweise sollen Autohändler einfacher als bisher mehrere Marken unter einem Dach anbieten können. Außerdem wurde der Handel über neue Vertriebswege, wie z.B. Internet, vereinfacht und der Autokauf bei Branchenfremden, wie Supermarkt oder Kaffeeröster, ermöglicht. Der ungehinderte Autokauf innerhalb der EU soll aber noch weiter liberalisiert werden.

"Am eigentlichen Ziel, nämlich den Kunden Autos billiger anzubieten, geht man derzeit glatt vorbei", stellt Brugger-Brandau jedoch fest, "denn Nachlässe auf den Listenpreis, wie sie noch bis Ende September geboten wurden, sind bei den Autohändlern heute nicht mehr drinnen". Die Händler begründen das mit folgenden Argumenten: Mit der Einführung der GVO erfolgte auch eine Neugestaltung der Verträge zwischen Herstellern und Händlern. Dabei wurden den Händlern ihre fixen Spannen auf Neuwagen um bis zu fünf Prozent gekürzt. Außerdem haben die Hersteller die GVO-Neuregelung zum Anlass genommen, ihre Händler stärker unter Druck zu setzen und Investitionen zu verlangen: Um überhaupt als Marken-Händler akzeptiert zu werden, sind bessere Standards gefordert, sonst droht die Vertrags-Kündigung.

Diese Entwicklung kommentiert der ÖAMTC kritisch. "Es darf nicht sein, dass geänderte Rahmenbedingungen und andere Händlerstrukturen sich zu Ungunsten des Kunden auswirken", kritisiert Brugger-Brandau. "Mehrkosten im Vertrieb dürfen nicht an den Konsumenten abgewälzt werden. Hier muss ein Umdenken stattfinden." Selbstbewusstsein unter den Autokäufern ist nun nach Ansicht der Club-Expertin gefragt, um auf dem freien Markt die bestmögliche Kaufentscheidung zu treffen. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Autokauf strategisch zu planen.

Guter Preis wird oft allein durchs Reden lukriert
Dass es auf die richtige Taktik ankommt, das zeigte auch ein "Mystery Shopping", durchgeführt vom ÖAMTC-Clubmagazin "auto touring". Testkäufer haben in ganz Österreich Konditionen beim Neuwagenkauf ausgelotet. Das Ergebnis: Feilschen gehört nach wie vor zum Ritual beim Autokauf, die Nachlässe sind aber deutlich niedriger geworden. Am ehesten lassen sich Rabatte noch bei Auslaufmodellen lukrieren. Für den Opel Astra beispielsweise - sein Nachfolger kommt voraussichtlich im April - wurden den Testern bei einem Kärntner Händler 14,5 Prozent Rabatt ("NoVA gratis"-Hersteller-Aktion und Rabatt) geboten. Im Vergleich dazu konnten die Testkäufer für den neuen Golf V bei acht Händlern in Österreich jeweils maximal fünf Prozent Rabatt "herausschinden", mehr war nicht drinnen. Was außerdem auffällt, ist ein Preis-Gefälle: Im Westen gibt es im Schnitt die wenigsten Prozente, stellten die "Mystery-Shopper" fest.

"Der gute Preis beim Autokauf wird oft durchs Reden erzielt", weiß Brugger-Brandau über die richtige Verhandlungs-Taktik Bescheid. Gute Vorbereitung ist das Um und Auf, um den gewünschten Erfolg beim Feilschen zu erreichen:

  • Im Internet recherchieren. Vor dem Erstkontakt mit dem Händler informiert man sich am besten schon im Internet über in Frage kommende Modelle, Preise und Aktionen. Der ÖAMTC bietet auf seiner Homepage tagesaktuell eine Liste von Neuwagen-Aktionen unter http://www.oeamtc.at/auto/
  • Details kennen. Bei Auslaufmodellen ist mehr Rabatt zu holen als bei Bestsellern, bei Auslagenstücken mehr als auf zu bestellende Fahrzeuge. Bereits zugelassene Vorführwagen gelten meist als Schnäppchen. In Ballungsräumen ist das Händlernetz einer Marke dichter und der Verhandlungserfolg oft größer. "Am Land" gibt es hingegen häufig mehr Geld für den Eintauschwagen, weil wegen des geringeren Angebots das Preisniveau der Gebrauchten höher ist. Es macht sich auf jeden Fall bezahlt, wenn man vor dem Kauf schon einige Faustregeln kennt.
  • Souverän verhandeln. Zunächst holt man erste Rabatt-Zusagen ein (häufig ist das sogar schon am Telefon möglich), dann werden die Händler mit den höchsten Rabatt-Zusagen nochmals kontaktiert und eingeladen, ihr Angebot nachzubessern. Schlussendlich die Best-Bieter zur ausführlichen persönlichen Verhandlung aufsuchen. Dort ist es dann wichtig, besonders selbstsicher und souverän zu verhandeln.
  • Last-Minute-Bonus nicht vergessen. Kurz vor der Unterschrift noch über vergünstigt oder gratis dazu gegebene Winterreifen oder CD-Radios zu reden, das wird kaum ein Verkaufsgespräch zum Scheitern bringen.


Ausführliche Informationen zum Preis-Test und Thema "Autokauf" finden sich auf der Homepage des ÖAMTC-Clubmagazins "auto touring" unter http://www.autotouring.at/

 
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