Mitterbauer: Europa muss Wachstum schaffen und Belastungen für Industrie abbauen
Wien (PdI) - Mehr als 400 Spitzenunternehmer aus allen EU-Staaten und den meisten Erweiterungsländern
nahmen am Freitag (14. 11.) in Brüssel am ersten "Wettbewerbsfähigkeitstag"
des Europäischen Arbeitgeberdachverbands UNICE teil. Der Wettbewerbsfähigkeitstag geht auf eine Initiative
von EU-Ratspräsident Silvio Berlusconi und UNICE-Präsident Dr. Jürgen Strube zurück und hatte
zum Ziel, Vorschläge für industriepolitische Maßnahmen zu diskutieren und zu konkretisieren, mit
denen Europa dem Lissabon-Ziel näher kommen soll. Die Industriellenvereinigung (IV) war durch eine Delegation
mit Präsident DI Peter Mitterbauer an der Spitze vertreten, der auch Vizepräsident der UNICE ist.
Mehr als 500 Umweltregulative in 10 Jahren - Kyoto als Wachstumsfalle
Die vergangenen zehn Jahre brachten auf europäischer Ebene insgesamt 500 Regulative im Umweltbereich,
die einander teilweise widersprechen und deren Implementierung kostspielig und zeitraubend ist. Mitterbauer sprach
in seinem Panel-Vortrag die Bedrohungen durch überbordende Regulierung - vor allem durch umweltpolitische
Vorhaben - am Beispiel Österreichs an: "Die Wettbewerbsfähigkeit Europas muss durch eine industriefreundliche
Umsetzung des Emissionshandels erhalten bleiben, sonst droht, dass ganze Industriesparten in Länder abwandern,
die keine oder geringere Klimaschutzverpflichtungen eingegangen sind. Dies würde für das weltweite Klima
und gleichzeitig für die europäischen Volkswirtschaften mittelfristig großen Schaden bedeuten.
"Der CO2-Handel sollte nach Ansicht der europäischen Industrie mit möglichst geringen Kosten umgesetzt
werden. Außerdem treten wir dafür ein, dass Reduktionen, die die Industrie durch flexible Instrumente
schafft, voll angerechnet werden."
EU-Chemiepolitik bedroht gesamte Wertschöpfungskette
Der IV-Präsident brachte mit der geplanten Chemikalienverordnung "REACH" ein zweites industriepolitisch
besonders sensibles Thema in die Diskussion: "Die Bedrohung aus dieser exzessiven Regulierung richtet sich
nicht nur gegen die chemische Industrie, sie betrifft auch alle anderen Erzeuger und Weiterverarbeiter in der Wertschöpfungskette."
Die Gefahr einer "De-Industrialisierung" prägte die weiteren Diskussionen am Competitiveness Day
der UNICE, wobei die Hoffnungen der Industrievertreter sich vor allem auf bessere Rahmenbedingungen durch die Europäische
Wachstumsinitiative der Kommission und der Zurücknahme bzw. Nichteinführung von Belastungen im Umweltbereich
und der Bürokratie richten. Als einen möglichen Hebel dafür sieht Mitterbauer ein umfassendes "Impact-Assessment"
(eine Art Gesetzesfolgekostenabschätzung) an, das in Zukunft jeder industriepolitischen Maßnahme auf
europäischer wie nationaler Ebene vorangehen müsste. |