Wien (sk) - "Auch Fragen wie Erziehung, Gesundheit, reproduktive Gesundheit und ähnliches sind
wichtig, um die Entwicklung global voranzutreiben", hielt die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Scheele am
Freitag (14. 11.) bei der Diskussion "Afrikas Zukunft - Europas Verantwortung"
fest. Weitere Teilnehmer an der Diskussion des Renner-Institutes waren der Direktor des technischen Zentrums für
ländliche und landwirtschaftliche Zusammenarbeit (CTA), Carl B. Greenidge, und Kunibert Raffer, Entwicklungsökonom
am Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Wien. "Es wird kein Weg an einem multilateralen
Handelsabkommen vorbei führen", so Scheele, angesichts des Scheiterns der WTO-Verhandlungen in Cancun,
auf politische Ansätze in näherer Zukunft angesprochen. Bilaterale Abkommen würden keinen Erfolg
zeigen und "so werden die afrikanischen Länder bei weitem mehr erpresst als von einer reformierten WTO",
führte Scheele aus.
Europa habe eine nicht immer rühmenswerte gemeinsame Vergangenheit mit Afrika, allerdings müsse man sich
auch die Frage stellen, ob der wirtschaftliche Kolonialismus gemeinsam mit dem politischen Kolonialismus beendet
worden sei. Es würde sich immer noch zeigen, dass seitens der EU in manchen Fragen national-wirtschaftliche
Interessen vor den Menschenrechten stehen würden, kritisierte Scheele. Dieser "inkohärenten Politik"
gegenüber den AKP-Ländern (die Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifischen Raumes) stehen allerdings
sehr gute, von der EU finanzierte, Projekte gegenüber, wie z.B. im Bereich der "reproduktiven Gesundheit",
wo die EU die treibende Kraft sei, dass Fragen wie Aufklärung, Verhütung und ähnliches auf der internationalen
Tagesordnung bleiben würden.
Die Parlamentarische Versammlung AKP-EU sei demokratiepolitisch eine wichtige Verbesserung in der Zusammenarbeit
zwischen der EU und den Entwicklungsländern, hielt Scheele fest, da nun Parlamentarier direkt mit Parlamentariern
diskutieren würden. Dennoch sei es wichtig, dass die EU eine kohärente Politik mache, so Scheele, die
das Vorgehen der EU-Kommission in Cancun kritisierte. Gerade was die Agrarpolitik angehe, müsse man sich für
das Scheitern der WTO-Verhandlungen selbst an der Nase nehmen, führte Scheele aus, denn gerade hier würden
viele Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, darauf bestehen, dass sich ja nichts verändere.
Zum Thema NEPAD (The New Partnership for Africa´s Development) sagte Scheele, dass nicht klar sei, in welche
Richtung es dabei gehen solle, es aber eine Resolution der AKP-EU-Parlamentsversammlung gebe, die kritisiere, dass
Zivilgesellschaft und NGOs nicht eingebunden seien und der Plan nicht auf breiter Ebene diskutiert werde. "Langfristig
habe ich aber die Hoffnung, dass es etwas bringen kann", präzisierte Scheele.
Scheele kritisierte, dass die österreichische Entwicklungszusammenarbeit immer noch hinter den meisten anderen
EU-Staaten liege. "Österreich könnte noch viel mehr tun", so die SPÖ-Europaabgeordnete.
Abschließend strich Scheele noch einmal die Wichtigkeit hervor zu bedenken, dass Entwicklungszusammenarbeit
aus vielen Faktoren bestehe. "Wenn man das Bevölkerungswachstum nicht in den Griff bekommt, dann ist
es nicht notwendig über positive wirtschaftliche Entwicklungen zu diskutieren", hielt Scheele fest. |