Wien (rk) - In einem Mediengespräch wurden am Mittwoch (12. 11.) die
Siegerprojekte des "Life Sciences Call 2003" von Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der auch
Präsident des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist, dem Vizepräsidenten
des Fonds DDr. Bernhard Görg, sowie von Dr. Michael Stampfer, Geschäftsführer des WWTF und der Vorsitzenden
der Jury, Dr. Renee Schroeder vorgestellt. Insgesamt wurden 59 Projekte eingereicht, internationale Fachgutachter
entschieden sich für zehn Projekte. Die zehn genehmigten Projekte sind alle "wissenschaftliche Top Class"
und entsprechen in ihrer Konzeption vollinhaltlich der Intention der Ausschreibung. Diese Kriterien schlossen u.a.
eine Schwerpunktsetzung im Bereich Bioinformatik, Kooperationen, Interdisziplinarität, Nutzen- und Verwertungsperspektiven
sowie Stärkung von Frauen in ihrer wissenschaftlichen Karriere ein.
Wie Bürgermeister Dr. Michael Häupl ausführte, verfolge die Stadt Wien das Ziel, in bestimmten Forschungsbereichen
in absehbarer Zeit in Europas Spitze mitarbeiten zu können. Der Fonds sei vor mehr als zwei Jahren gegründet
worden und laufe sehr gut. Besonders hob Häupl die intensive Auseinandersetzung mit den Vorschlägen hervor,
die Entscheidungen seien äußerst sorgfältig getroffen worden.
Man habe seinerzeit neben dem Goldenen Wiener Herz das Goldene Wiener Hirn ansprechen wollen, führte DDr.
Görg aus. Er erinnerte weiters an den "Strategieplan 2000" und lobte das ausgeklügelte Auswahlverfahren,
dass nun zu einem Ergebnis geführt habe.
Dr. Michael Stampfer und Dr. Renee Schroeder betonten, dass die 59 Projekte von 206 Gutachtern geprüft worden
sind. Die institutionellen Träger der Siegerprojekte sind die Universität Wien (sieben Projekte, von
denen fünf der neuen medizinischen Universität Wien zugerechnet werden können), die Universität
für Bodenkultur (zwei Projekte) sowie die Veterinärmedizinische Universität (ein Projekt).
Die Siegerprojekte des WWTF Life Sciences Call 2003
Analyse von Stress-Reaktions-Mechanismen in Pflanzen
Universität Wien, Institut für medizinische Biochemie - Ao. Univ.-Prof. Dr. Andrea Barta
Ziel dieses Projekts ist es, molekulare Grundlagen für die Züchtung von Pflanzen zu erforschen, die gegen
abiotischen (z.B. Hitze, Dürre etc.) und biotischen (lebende Organismen) Stress resistent sind.
Molekulare Analyse der Wechselwirkungen zwischen Krankheitserregern und Wirtsorganismen
Universität Wien, Institut für molekulare Genetik - Ao. Univ.-Prof. Dr. Karl Kuchler
Ziel des Projekts ist es, neue Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Krankheitserregern und ihren Wirtsorganismen
zu gewinnen, um auf dieser Basis neue Therapiemöglichkeiten entwickeln zu können.
Identifikation relevanter Genprodukt-Interaktionen bei Kapillarveränderungen durch Diabetes mittels molekularer
Netzwerke
Medizinische Fakultät, Univ.-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten - Ao. Univ.-Prof. DDr.
Stefan Thurner und Dr. Nikolaus Wick
Ziel des Projekts ist es, die Interaktionen von Genprodukten zu analysieren, die den Kapillarveränderungen
bei Diabetes zugrunde liegen. Dadurch könnte der Wirkungsbereich von neuen Medikamenten gezielter bestimmt
werden.
Genomforschung für eine saubere Umwelt
Universität für Bodenkultur, Zentrum für Angewandte Genetik - Ao. Univ.-Prof. Dr. Joseph Strauss
Ziel des Projekts ist es, aufzuklären, welche molekularen Mechanismen zwischen Weiden und den symbiotischen
Partnern ihrer Wurzeln (Bakterien, Pilze) zu einer erhöhten Aufnahme von Schwermetallen aus dem Boden führen.
Dadurch könnten Böden rascher entgiftet werden.
Glykodesign in Pflanzen
Universität für Bodenkultur, Zentrum für Angewandte Genetik - Ao. Univ.-Prof. Dr. Herta Steinkellner
Ziel des Projekts ist die Erzeugung von Pflanzenlinien für die Produktion therapeutisch relevanter sialyierter
Glykoproteine. Dadurch könnten Proteine in Pflanzen hergestellt werden, die bei verschiedensten Humantherapien
gut einsetzbar sind.
Grundlagen für Tests zur Früherkennung von cALD
Universität Wien, Institut für Hirnforschung, Abteilung Neuroimmunologie - Ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes
Berger
Ziel des Projekts ist es, Grundlagen für Tests zu entwickeln, die es ermöglichen, die cerebrale Form
der Krankheit X-ALD frühzeitig zu erkennen und zur Überwachung von Therapien geeignet sind. Bei X-ALD
handelt es sich um eine vererbbare Stoffwechselstörung, die das Zentralnervensystem schädigt und zum
vorzeitigen Tod von Patienten führt.
Strukturelle und Funktionelle Genomik durch Nuclear Magnetic Resonance (NMR)
Universität Wien, Institut für Theoretische Chemie und molekulare Strukturbiologie - Univ.-Prof.
Dr. Robert Konrat
Ziel des Forschungsprojekts ist es, durch interdisziplinär kombiniertes Know-how schnell und automatisiert
physiologisch relevante Informationen über eine große Anzahl von Proteinen bereit zu stellen. Auf Basis
dieser Daten könnten zahlreiche Medikamente (weiter)entwickelt werden.
Oxidierte Phospholipide und die Funktion von dendritischen Zellen
Universität Wien, Medizinische Fakultät, Institut für Immunologie - Univ.-Doz. Dr. Johannes
Stöckl
Ziel des Projekts ist es, die Rolle von oxidierten Phospholipiden (ox-PL) als neuartige und einflussstarke Regulatoren
in der adaptiven Immunantwort zu untersuchen. Darauf aufbauend könnten neue Wege zur Stärkung des Immunsystems
(Immunmodulation) gegangen werden.
Charakterisierung von neuen nitritoxidierenden Bakterien
Universität Wien, Institut für Ökologie und Naturschutz - Univ. Prof. Dr. Michael Wagner
Ziel des Projekts ist es, durch die Untersuchung von bisher nicht kultivierbaren, nitritoxidierenden Bakterien
mit molekularen Methoden mehr über ihre Diversität, Ökophysiologie und Genomik herauszufinden. Diese
Erkenntnisse könnten die Voraussetzung für die Entwicklung neuer Strategien zur Abwasserreinigung und
Düngung darstellen.
Schnelle Quantifizierung von Salmonellen und Listerien
Veterinärmedizinische Universität, Institut für Milchhygiene, Milchtechnologie und Lebensmittelwissenschaft
- Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Wagner
Ziel des Projekts ist es, zeitsparende molekulare Methoden zum mengenmäßigen Nachweis bestimmter Krankheitserreger
in Lebensmitteln zu entwickeln, zu standardisieren und sie unter Feldbedingungen zu testen. Durch die schnellere
Analyse im Vergleich zu herkömmlichen Methoden könnten infizierte Lebensmittel schneller aus dem Verkehr
gezogen werden. |