Polnische Botschafterin macht in Grazer Burg Österreichern Mut in Transitfrage
Graz (lk) - Ganz im Zeichen Polens stand am Dienstag (11. 11.) die Grazer
Burg. Auf Einladung von Landeshauptmann Waltraud Klasnic war Dr. Tadeusz Mazowiecki, der erste nichtkommunistische
Ministerpräsident Polens, nach Graz gekommen. In seinem Gefolge Univ. Prof. Dr. Irena Lipowicz, seit dem 3.
Mai 2000 polnische Botschafterin in Österreich und erklärte Steiermark-Freundin. Mit dem Großen
Goldenen Ehrenzeichen des Landes Steiermark erhielt sie am Nachmittag eine der höchsten Auszeichnungen, die
in der Steiermark vergeben werden können. Ministerpräsident a.D. Tadeusz Mazowiecki entwickelte mit seinem
Vortrag „Europa des Friedens und der Entwicklung“ seine Zukunftsperspektiven über die Erweiterung der Europäischen
Union und faszinierte damit die mehr als 350 Gäste im Weißen Saal.
Ebenso wie sein Freund und ehemaliger Regierungskollege Außenminister a. D. Dr. Wladimir Bartoszewski, der
Graz im Vorjahr die Ehre gegeben hatte, spricht Tadeusz Mazowiecki hervorragend Deutsch und versteht es, ein zukünftiges
politisches Weltbild aus der Perspektive eines Landes zu erzeugen, das Jahrzehnte zum früheren Ostblock gezählt
hatte. Beide Persönlichkeiten sind fest in der katholischen Kirche verankert und haben sich in der Zeit der
nationalsozialistischen Herrschaft in Polen und danach unter der kommunistischen aktiv im Widerstand engagiert
und auch Bekanntschaft mit Gefängnissen gemacht.
Botschafterein Univ. Prof. Dr. Irena Lipowicz ist eine politische Weggefährtin Mazowieckis aus den Tagen der
Freiheitsunion, jener Partei, die Mazowiecki 1989 gründete und als deren Abgeordnete sie einen Parlamentssitz
inne hatte.
In ihrer Dankesrede anlässlich der Auszeichnungsverleihung wandte sich die ebenso intellektuelle wie charmante
Diplomatin Lipowicz mit einer für die gemeinsame EU-Zukunft optimistisch stimmenden Botschaft an die Österreicher:
„Polen als atomfreies Transitland kann Österreich gut verstehen. Sie bekommen mit dem Beitritt von Polen zur
Europäischen Union nicht eine zusätzliche Belastung, sondern eine Verstärkung.“
Für Ministerpräsident a. D. Tadeusz Mazowiecki war der Graz-Besuch auch ein Grund, viele liebe Freunde
wieder zu treffen, unter anderem Bischof Dr. Egon Kapellari, Landesrat a. D. Dipl.-Ing. Hermann Schaller, den früheren
Kleine Zeitung-Chefredakteur Dr. Fritz Csoklich und Univ. Prof. Dr. Wolfgang Mantl. Altlandeshauptmann Dr. Josef
Krainer war leider erkrankt. Heute wird Mazowiecki gemeinsam mit dem polnischen Honorarkonsul Landesamtsdirektor
a.D. Dr. Gerold Ortner, auf dessen Initiative dieser Steiermark-Besuch zurückgeht, zu Gesprächen mit
Landtagspräsidenten Reinhold Purr und dem Grazer Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl zusammentreffen. |