»Europa: kein Mosaik nationaler Kulturen,
sondern ein kulturgeschichtlich verflochtener Raum«
Linz (bmaa) - "Europa ist kein geographischer sondern ein kultureller
Weltteil", mit diesen Worten von Oskar Kokoschka eröffnete Außenministerin Benita Ferrero-Waldner
am Freitag (21. 11.) in Linz die diesjährige Konferenz der europäischen
Kulturminister. "Zu den für Europa entscheidenden kulturellen Grundlagen gehört das Wissen um die
historische Kraft seiner christlichen Traditionen. Es ist mir daher ein Anliegen, dass die künftige Verfassung
die christlichen Traditionen der europäischen Geschichte nicht verschweigt", so die Außenministerin.
Eingehend auf das Thema der diesjährigen Konferenz, die Erweiterung der Europäischen Union, meint die
Außenministerin weiter: "Der 1. Mai 2004 wird einen Schlussstrich unter die ost-westliche Nachkriegsordnung
ziehen und neue Voraussetzungen schaffen. Die Außengrenze der Europäischen Union verläuft ab dann
nicht mehr dort, wo einst der eiserne Vorhang verlief. Die Europäische Union wird erstmals slawische Mitgliedsstaaten
umfassen, die gesamte mitteleuropäische Lebenswelt wird wieder ein zentraler Teil Europas. Europa wird reicher.
Gleichzeitig ist die Botschaft der Erweiterung auch eine Hoffnung und eine Chance für jene Staaten Ost- und
Südosteuropas, die noch nicht im kommenden Jahr EU-Mitglieder werden."
Österreich sei dabei nicht nur aufgrund seiner Geschichte und seiner geographischen Lage, sondern auch durch
die Einschätzung künftiger europäischer Perspektiven ein Verbündeter im Eintreten für
mehr Kultur in Europa. "Mit Geschichte und Geographie müssen wir leben, verändern können wir
sie nicht. Die Zukunft aber können wir gemeinsam gestalten", so Ferrero-Waldner. "Wir müssen
die Kultur und ihren sanften Einfluss mittels Kunst, Medien, Lebensart und Tourismus für Frieden und Gerechtigkeit
in den internationalen Beziehungen einsetzen, damit die "hard powers", die militärischen Auseinandersetzungen,
gar nicht erst zum Zug kommen. Das ist ein wichtiger Auftrag für die europäische Kultur. Kulturaustausch
muss für die Außenpolitik zwischen den Staaten Europas ein Methode sein, um zwischen Staaten, Regionen
und Kulturen auch symbolisch Sympathie und Vertrauen zu steigern oder wieder herzustellen."
Auf dem Weg Europas in den Osten und Südosten liegen Aufgaben und Chancen für Österreich. Als Beispiel
für neue Formen österreichischer Außenpolitik nennt Ferrero-Waldner u.a. die vor mehr als 10 Jahren
gestartete Initiative zur Errichtung von Österreich-Bibliotheken in den mittel-, ost- und südosteuropäischen
Staaten. "Der Schwerpunkt unserer internationalen Kulturkooperation liegt seit 1989 ganz eindeutig auf Mitteleuropa,
in dem Bemühen die neuen Möglichkeiten der Nachbarschaft kulturell erlebbar zu machen", unterstreicht
die Außenministerin. "In den Ländern der "Regionalen Partnerschaft" Polen, Tschechische
Republik, Slowakei, Ungarn und Slowenien - haben wir die meisten Initiativen gesetzt, um kulturelle Netzwerke zu
knüpfen, die geeignet sind, die Nachwirkungen einer jahrzehntelangen ideologischen Teilung Europas zu überwinden.
Diese positiven Erfahrungen intensiver Kulturarbeit wollen wir in den kommenden Jahren auch für die Zukunft
Südosteuropas nutzen." |