Khol: »Es wird ein öffentliches Haus sein«
Wien (pk) - Die Adaptierung des Palais Epstein für Parlamentszwecke ist in vollem Gang. Davon
konnten sich Medienvertreter am Donnerstag (20. 11.) bei einer Begehung des Palais
überzeugen, zu der Nationalratspräsident Andreas Khol eingeladen hatte. Trotz der zügig voranschreitenden
Arbeiten wird es allerdings erst Ende 2005, Anfang 2006 so weit sein, bis das Parlament das Gebäude am Ring
beziehen kann. Neben den notwendigen Umbauarbeiten müssen zuvor nämlich auch noch zahlreiche Bausünden
aus den vergangenen Jahrzehnten beseitigt werden.
Nationalratspräsident Khol erinnerte bei der Begehung daran, dass das Palais Epstein im Jahr 1998 kurz vor
dem Verkauf an eine japanische Bank stand. Durch seine Initiative und jene des damaligen SPÖ-Klubobmannes
Peter Kostelka sei es dem Parlament jedoch gelungen, das Haus für sich "zu requirieren". Nun wird
es im Auftrag der Bundesimmobiliengesellschaft saniert. Alles werde wieder so hergestellt, wie es der Architekt
Theophil Hansen ursprünglich gebaut hatte, skizzierte Khol.
Durch diese Vorgangsweise sei, betonte der Nationalratspräsident, allen gedient: Nicht nur werde damit ein
historisch wertvolles Gebäude der Republik erhalten, das Parlament werde sich durch die Nutzung des Hauses
auch viel Geld ersparen, weil andere angemietete Räumlichkeiten aufgegeben werden könnten.
Das Palais Epstein soll Khol zufolge in Hinkunft nicht nur für Sitzungen und Büroräume, sondern
auch als Veranstaltungsort genutzt werden. Weiters wird die Einrichtung einer fixen Ausstellung über die Entstehung
des Parlamentarismus in Österreich überlegt. "Es wird ein öffentliches Haus sein."
Für den Umbau verantwortlich sind die beiden Architekten Alexander Van der Donk und Georg Töpfer, die
als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen sind. Unter anderem ist geplant, den ehemaligen Dienstbotentrakt,
der sich an der Rückseite des Palais befindet, "zu entkernen" und neu zu gestalten, zudem wird ein
neues Glasdach errichtet, um auch das Dachgeschoß für Büroräume nutzen zu können.
Besonders aufwändig wird es sein, den Originalzustand der repräsentativen Räume der Bel-Etage wieder
herzustellen. Unter anderem wurden hier in der Vergangenheit Türen ausgehängt und zugemauert, die Stukkolustro-Wände
übermalt und tapeziert sowie Böden herausgerissen. Außerdem muss die dunkle Patina der reich verzierten
Holzdecken entfernt werden. Das Architektenduo ist allerdings davon überzeugt, dass die Räume, in denen
Sitzungs- und Ausschusslokale untergebracht werden sollen, nach Ende der Arbeiten wieder eine elegante, freundliche
und helle Atmosphäre ausstrahlen werden. In die Sanierungsarbeiten sind auch das Bundesdenkmalamt und die
Akademie der Bildenden Künste eingebunden.
Bei der Aufnahme des Bauzustandes des Palais gab es im Übrigen viele kleine Überraschungen. So wurden
hinter Holzverkleidungen technisch hoch entwickelte Glas-Schiebetüren gefunden, im Erdgeschoß war unter
jedem Fenstersims ein Mechanismus eingebaut, der es ermöglichte, die Scheiben mit Stahlplatten zu verbarrikadieren.
Auch ein mit dickem Stahl ausgekleideter Tresorraum befindet sich im Palais.
Informationen über die Adaptierung des Palais Epstein für Parlamentszwecke und andere Bauprojekte des
Parlaments finden Sie auch auf der Homepage des Parlaments (www.parlament.gv.at) unter dem Menüpunkt Services
> Informationen über Bauprojekte. |