Brain-Imaging-Verfahren können Persönlichkeitsstörungen
zeigen
Berlin (pte) - Mit Hilfe moderner Brain-Imaging-Verfahren können biologische Veränderungen
in bestimmten Hirnregionen bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen sichtbar gemacht werden.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wirken sich auf die Therapie aus, erklärten Experten beim Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), der derzeit in Berlin stattfindet.
Borderline-Patienten leiden unter extremen inneren Spannungen und sind emotional leicht beeinfluss- und erregbar.
Das führt zu selbst gefährdendem oder verletzendem Verhalten wie etwa dem Zerschneiden von Armen mit
Rasierklingen, der Verweigerung der Nahrungsaufnahme oder Alkohol- und Tablettenabusus. Bisher hat sich die Erforschung
des Syndroms im Wesentlichen auf eine detaillierte Beschreibung und Analyse der vielfältigen Krankheitsphänomene
beschränkt. "Jetzt können Störungen in der Verarbeitung emotionaler Reize mit der funktionellen
Magnetresonanztomographie (fMRT) auch optisch dargestellt werden", erklärt Sabine Herpertz, Direktorin
der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Rostock. Den Forschern ist
es gelungen, Areale im Hirn, die eng mit emotionaler Verarbeitung assoziiert sind, sichtbar zu machen. "Den
Betroffenen ist nämlich eine Kontrolle des eigenen Verhaltens kaum möglich", führt die Spezialistin
aus. Bisher wurde dieses Phänomen, das im Alltag zu schweren Belastungen für die Betroffenen führt,
mit experimentellen Tests näher untersucht.
Die neuronalen Reaktionen auf solche Tests können jetzt mit der fMRT auch sichtbar gemacht werden. Die Patienten
liegen während dessen im Tomographen, vor Augen eine Videobrille, in der Hand ein Art Stoppuhr zum Messen
der Reaktionszeit. "Bei den Patienten waren die Hirnregionen, die für die Verarbeitung emotionaler Worte
von Bedeutung sind, bereits zu einem Zeitpunkt aktiviert, an dem sie eigentlich noch nicht hätten aktiviert
sein dürfen. Dies ist ein deutlicher Beleg dafür, dass Borderline-Patienten besonders schnell und intensiv
auf emotionale Reize und Stress reagieren", erklärt Herpertz.
Die neuen Erkenntnisse sollen vor allem in der Therapie helfen. "Wir versuchen nun verstärkt darauf hinzuarbeiten,
dass die Patienten lernen, emotionalen Stress besser zu verarbeiten. Sie trainieren gezielt an einer Stärkung
ihrer kognitiven Kontrolle", führt die Expertin aus. Auch die Auswirkungen der Therapie selbst können
mittels fMRT überprüft werden.
Das wenig bekannte Krankheitsbild des Borderline-Syndroms ist weit verbreitet: Etwa 20 Prozent aller Krankenhausaufnahmen
im psychiatrischen Bereich stehen mit entsprechenden Symptomen im Zusammenhang. Rund ein Prozent der Bevölkerung
erkrankt im Laufe des Lebens daran. Betroffen sind meist Mädchen und Frauen zwischen 15 und 25, nur ein Viertel
der Patienten ist männlich. |