Haidinger: Projekt der Landeskliniken unterstützt COPD-Patienten
Salzburg (lk) - Laut einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich
etwa 2.400 Menschen in Österreich an den Folgen des Transit- und Individualverkehrs. Ursache sind chronische
Lungenkrankheiten, hervorgerufen durch die enorme Abgasbelastung infolge des immer stärker zunehmenden Verkehrs,
aber auch durch Hausbrände (Heizen) und Industrieschadstoffe. Diese so genannten „stillen“ Opfer werden noch
kaum öffentlich wahrgenommen. Dabei gehen jährlich etwa 40.000 Asthmaerkrankungen bei Erwachsenen, 15.000
bei Kindern sowie etwa 2.700 neue Fälle von COPD (chronisch obstruktive Lungenkrankheiten) auf das Konto des
Verkehrs. Auch die österreichischen Spitäler bekommen die Auswirkungen der Schadstoffe deutlich zu spüren.
Pro Jahr verzeichnen sie etwa 1.500 Aufnahmen aufgrund verkehrsbedingter Atemwegserkrankungen. „Diese Zahlen sprechen
eine deutliche Sprache: Der Straßenverkehr in der heutigen Form gefährdet in ganz erheblichem Ausmaß
unsere Gesundheit“, sagte dazu Spitalsreferentin Landesrätin Dr. Maria Haidinger am Montag (18. 11.)
bei einem Informationsgespräch der Landeskliniken.
Eines der schwerwiegendsten Probleme im österreichischen Gesundheitssystem stellt die mangelhaft aufeinander
abgestimmte Betreuung der Patienten in den unterschiedlichen Versorgungsbereichen dar. „Den Schnittstellen zwischen
den Spitälern, den niedergelassenen Ärzten, Therapeuten und sonstigen Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen
wurde bisher zu wenig Beachtung geschenkt“, sagte Haidinger. Die Folgen sind Qualitätseinbußen und unnötige
Bürokratie zulasten der Patienten und Doppelgleisigkeiten und unnötige Kosten zulasten der Steuerzahler.
„Wie so oft hat sich die Lungenklinik auch hier wieder als Vorzeigeabteilung an den Landeskliniken hervorgetan
und sich mit einem innovativen Beitrag am österreichweiten Projekt „Med Together“ beteiligt.
Miteinander von ambulanter und stationärer Versorgung
Das Projekt Med Together wurde 2002 vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen ins Leben gerufen. Ziel
ist es, die Kommunikation zwischen den stationären und ambulanten Leistungsanbietern zu verbessern, um somit
den Nutzen für die Patienten und die Gesundheitseinrichtungen zu sichern. An den Universitätskliniken
Salzburg kommt dieses Projekt COPD-Patienten zugute. „Vorrangiges Ziel ist die Verbesserung der Akutversorgung
der Patienten durch ein Notfallprogramm, Kooperation und Schulung des Roten Kreuzes sowie einer neu eingeführten
Notfallskarte. Auf dieser Notfallskarte sind alle wichtigen Informationen für den Rettungssanitäter enthalten.
Auf einen Blick ist zu erkennen, wie es um die Lungenfunktion des Betroffenen steht, welche Menge Sauerstoff er
benötigt etc.“, informierte Univ.-Doz. Michael Studnicka, Leiter der Universitätsklinik für Lungenkrankheiten.
Ein weiteres Ziel des Projektes ist die interdisziplinäre Rehabilitation mit Physiotherapie, Psychotherapie
und anderen medizinischen Bereichen. Durch die Einführung der ambulanten Rehabilitation verbessert sich einerseits
die Prognose, andererseits können auch die Spitalsaufenthalte um 50 Prozent reduziert werden.
Außerdem wurde kürzlich die COPD-Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen. Einmal monatlich treffen einander
Patienten im St.-Johanns-Spital zum Gedankenaustausch und um Informationen über die Krankheit zu erhalten.
Themen sind unter anderem Medikamente, Raucherentwöhnung, die psychische Komponente und Sauerstofftherapien.
In gemeinsamer Arbeit wurde ein Folder für die niedergelassene Ärzteschaft in Salzburg erstellt, um die
Erkrankung öffentlicher zu machen bzw. um generelle Informationen über die Krankheit zu liefern.
„Raucherlunge“ heißt jetzt COPD
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankungen – früher oftmals schlicht und einfach „Raucherlunge“ genannt – sind
die Folge jahrelanger chronischer Entzündungen der Atemwege, hervorgerufen durch Umweltschadstoffe, Tabakrauch
(auch Passivrauchen), Klimafaktoren sowie Staubbelastungen am Arbeitsplatz, wie sie beispielsweise in der Landwirtschaft
gegeben sind.
Auf die Überflutung mit schädlichen Stoffen reagieren die Bronchien neben einer Verengung vorerst mit
Husten, um die eingedrungenen Schadstoffe zu entfernen. Reicht das nicht mehr aus, bildet sich verstärkt Schleim.
Es kommt zu einer Verdickung der Schleimhaut, wodurch die Patienten verstärkt unter Atemnot leiden. In weiterer
Folge kann der vermehrt gebildete Schleim nicht mehr abtransportiert werden, der Husten verstärkt sich zusätzlich.
Obwohl die COPD großteils Raucher betreffen (jeder Vierte bis Fünfte erkrankt im Laufe seines Lebens
daran), schenken die Mediziner auch den erblich bedingten Einflüssen immer größere Beachtung. Denn
die genetische Komponente ist bei COPD beispielsweise doppelt so hoch wie bei allergischem Asthma.
Das Heimtückische an der Krankheit ist, dass sie in den meisten Fällen viel zu spät diagnostiziert
wird. Wenn die Betroffenen wegen Atemnot und körperlicher Belastung zum Arzt gehen, ist die Lungenfunktion
bereits zu einem beachtlichen Teil verringert. Die Mediziner fordern daher immer wieder, die Lungenfunktionsprüfung
in den Vorsorge-Katalog aufzunehmen. Ein derartiger Test dauert etwa zehn Sekunden und ist absolut schmerzlos.
Außerdem können bei entsprechender Früherkennung eine Raucherentwöhnung und Medikamente den
Krankheitsverlauf deutlich bremsen.
COPD sind aufgrund der wiederholten Spitalsaufenthalte mittlerweile bereits zu den teuersten Krankheiten weltweit
zu zählen. Außerdem gehören die chronischen Lungenkrankheiten zu jenen Leiden, die in den internationalen
Todesursachen-Statistiken am schnellsten nach oben revidiert werden; in wenigen Jahren liegen sie an vierter Stelle.
Auch immer mehr Frauen erkranken an COPD. Den Grund sehen Experten darin, dass Frauen immer mehr und vor allem
immer früher rauchen. |