54 % der gesamten Kommunikation läuft über elektronische Medien
Wien (mobilkom) - Das Institut für systemische Marktforschung MAFOS untersuchte im Auftrag von
mobilkom austria, worüber Österreich wirklich redet und welches Medium für welche Botschaft verwendet
wird. Dazu wurden einhundert Tiefeninterviews durchgeführt und Kommunikationstagebücher ausgewertet,
in denen hundert Personen eine Woche lang alle Gespräche aufzeichneten.
Das überraschende Ergebnis: Trotz neuer Medien wie Handy oder Internet sprechen die Österreicherinnen
und Österreicher doch am liebsten persönlich miteinander. 79% aller Österreicher präferieren
das direkte face-to-face Gespräch. Nur 14% reihen das Handy an die erste Stelle und würden es jedem anderen
Kommunikationstool vorziehen.
Zwischen dem Wunsch, wie man im Idealfall am liebsten kommunizieren würde, und der Realität, wie wirklich
kommuniziert wird, klafft aber eine Lücke: Nur 46% aller Kommunikationsinhalte innerhalb einer Woche werden
tatsächlich face-to-face weitergegeben. 54% sind vermittelte Inhalte und laufen über ein Medium: Handy,
E-Mail, SMS oder Festnetz. Innerhalb der Rangliste dieser Medien führt das Handy: 26% aller Mitteilungen in
einer Woche werden via Handy mitgeteilt.
Die Inhalte, über die die Österreicherinnen und Österreicher sprechen, sind zum überwiegenden
Teil rein privat. "Drei von vier Gesprächen drehen sich um private Angelegenheiten. Nur ein Viertel ist
beruflich bedingt", erklärt Studienautor Dr. Werner Weißmann, Leiter des Institutes für Systemische
Marktforschung - MAFOS. "Von allen Kommunikationskanälen hat das SMS den höchsten Anteil an privaten
Inhalten, nämlich
95%. Das Handy wird zu 81% privat genutzt. Allerdings wird nur jede dritte Kommunikation als 'tatsächlich
notwendig' bewertet." Unterhaltsame aber eigentlich nicht notwendige Inhalte machen also 61% der Gesamtkommunikation
Österreichs aus. Wie gefühlsbetont die ÖsterreicherInnen sein können, zeigt sich daran, dass
59% aller Inhalte emotional sind und nur 41% einen sachlichen Charakter haben.
Liebesgeflüster direkt statt am Telefon
Gefühle, Liebeserklärungen, Sorgen und Freuden teilen sich die Österreicherinnen und Österreich
fast ausschließlich direkt mit. "Gerade auf der Beziehungsebene vertrauen 91% aller Befragten nur auf
das Vier-Augen-Gespräch. 94% begründen das damit, dass sie so besser auf ihren Gesprächspartner
eingehen können", so Weißmann. Liebes-SMS werden zusätzlich zum persönlichen Kontakt
versendet: Etwa 15% der Österreicher (18% bei der Altersgruppe bis 29 Jahre) versenden ab und zu eine liebe
Botschaft mit 160 Zeichen.
Zum Telefonhörer des Festnetzapparates greifen die Befragten vor allem dann, wenn Behördenkontakte abgewickelt
werden müssen oder der Kontakt innerhalb der Familie gepflegt werden soll. Für Appelle ist das E-Mail
das beliebteste Medium: 18% der Österreicher schreiben ein E-Mail, wenn sie einen beruflichen oder privaten
Partner auffordern, etwas für sie zu tun.
SMS und E-Mail für Unangenehmes
Aus diesem Grund wird der E-Mail-Kommunikation auch der Status "wichtigste berufliche Kommunikationsform"
verliehen. 35% stufen E-Mails als besonders wichtig für den Job ein - vor dem Handy (26%).
"Die schriftliche Kommunikation wird aber auch dann bevorzugt, wenn unangenehme Dinge oder Inhalte mit einer
höheren Hemmschwelle kommuniziert werden. 26% wählen SMS und 27% E-Mail, weil sie sich ansonsten nicht
trauen würden, etwas zu vermitteln", berichtet Weißmann. Gleichzeitig ist aber bei der mobilen
Kurznachricht SMS die Gefahr am größten, dass der Sender missverstanden wird - das gaben 78% der Befragten
an.
Kommunikationsinstrument der Zukunft: Handy
"Dass es die Menschen trotzdem schätzen, miteinander im persönlichen Gespräch zu bleiben,
finde ich sehr positiv. Ist doch gerade funktionierende zwischenmenschliche Kommunikation ein stabilisierender
Faktor im Gesellschaftsleben, fasst Dipl.-Ing. Dr. Boris Nemsic, Generaldirektor mobilkom austria und COO Wireless
Telekom Austria, das Studienergebnis zusammen. Besonders freue ihn aber die Tatsache, dass 70% der Untersuchungsteilnehmer
der Kommunikation via Handy die größte Zukunftschance einräumen. "Spannend finde ich, dass
vor allem Frauen und vier von fünf Personen über 45 Jahre der Mobilfunkkommunikation einen zukünftig
hohen Stellenwert zusprechen." Einer der Gründe mag darin liegen, dass das Handy zum spontansten aller
Medien "gewählt" wurde.
Inhalt und Beziehung sind heute Thema beim 3. mobile.futuretalk
Heute Abend werden die Schwerpunkte der mobilkom austria Studie "Worüber spricht Österreich"
mit Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Werbung diskutiert. Zu Gast beim dritten mobile.futuretalk,
dem Branchenevent von mobilkom austria, ist der Medienethiker, Journalist, Kommentator und Buchautor Douglas Rushkoff.
Er wird über die Geheimwaffe des Wirtschaftslebens informieren: "Social Currency".
Laut Rushkoff kreieren Menschen Inhalte, die ihnen helfen, miteinander in Kontakt zu treten. "Wir suchen nach
Gründen, um mit anderen Beziehungen zu knüpfen. Jene Unternehmen, die Beziehungsinhalte - also 'Social
Currency' schaffen, - werden gewinnen", so Rushkoff. |