Durchgehende Nord-Süd-Eisenbahnverbindung
auf österreichischen Schienen - Melbourne setzt auf Tramwaygarnituren Made in Austria
Wien / Sydney (pwk) - Von Jänner bis Juli 2003 stiegen die österreichischen Lieferungen
nach Australien um 25,4% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf den neuen Rekordwert von 270,4
Mio Euro. "Dies ist um so erfreulicher, weil die australischen Importe insgesamt nur um 14% zunahmen",
sagt Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ. Und weiter: "Australien
verbesserte sich damit in der österreichischen Exportrangliste auf Platz 25 - Ende 2001 lag es noch auf Platz
35 - und liegt damit vor EU-Ländern wie Finnland oder Portugal." Die Einfuhren aus Australien stiegen
zwischen Jänner und Juli um 8,4% auf 28,2 Mio Euro. Österreich erzielte damit bereits in den ersten sieben
Monaten 2003 mit Australien einen der größten bilateralen Handelsbilanzüberschüsse auf einem
Überseemarkt.
Die österreichischen Ausfuhren nach Australien bestehen zu über 95% aus Produkten mit hoher Wertschöpfung
(jeweilige Anteile an den Gesamtexporten: Maschinen und Fahrzeuge 61%; sonstige Fertigwaren 15%, bearbeitete Waren
14%, chemische Erzeugnisse 8%). Die Lieferungen von Maschinen und Verkehrsmitteln stiegen um 35% und dominieren
den österreichischen Export nach Australien. "Der große Aufsteiger waren die Lieferungen von Straßenbahngarnituren
für den Nahverkehr in der Stadt Melbourne", berichtet WKÖ-Handelsdelegierter Roman Rauch aus Sydney.
Insgesamt liefert die Fa. Siemens 180 Straßenbahnzüge im Rahmen eines großen Modernisierungsprojektes.
Auch die Exporte von KTM-Motorrädern legten mit 29% stark zu. Die Lieferungen von Eisen/Stahl stiegen Dank
einer Verdreifachung bei Schienen um 130%. Rauch: "Die Schienenlieferungen waren Teil des Eisenbahnprojektes
Alice Springs - Darwin, einer 1.800km langen Schienenstrecke, die das Zentrum Australiens mit der Stadt Darwin
im Norden verbindet. Damit besteht nun erstmalig eine durchgehende Nord-Süd Schienenverbindung quer durch
den gesamten Kontinent." In der Gruppe Getränke setzt Red Bull seinen Erfolgszug fort und stellt mit
4,1 Mio Euro (+16,7%) den einzigen namhaften österreichischen Exportartikel dar. Die Lieferungen von Wein,
Bier und Spirituosen wachsen um über 32%, in Summe exportierte Österreich in dieser Warengruppe aber
nur 150.000 Euro.
Die generelle Wirtschaftslage Australiens ist trotz eines leichten BIP-Rückgangs positiv. Australien verzeichnete
im ersten Halbjahr 2003 ein Wirtschaftswachstum von 2% (auf Jahresbasis), wobei die Zunahme im zweiten Quartal
2003 gerade noch 0,1% betrug. Das ist das schwächste Ergebnis seit dem nacholympischen Nachfrageeinbruch Ende
2000/Anfang 2001. Unter Ausklammerung der schwächelnden Exportwirtschaft hätte das BIP aber um 5% zugelegt
- bis Ende 2003 sollte die Wirtschaft um 3,25% wachsen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen die australischen
Exporte um 3,5% zurück. Hauptgründe waren die generellen weltwirtschaftlichen Probleme, der Einbruch
der landwirtschaftlichen Exporte (-27%) durch die starke Dürre, SARS sowie der Fall der Exportpreise aufgrund
der starken Aufwertung des Australischen Dollars (AUD). Positives ist indes von internationalen Ratingagenturen
zu berichten: Im Februar erhöhte die Rating-Agentur Standard & Poor's das australische Credit ranking
von AA+ auf AAA. Australien gehört damit nach 17 Jahren wieder zu den weltweit 16 Ländern mit der besten
Bonitätseinstufung. Die Arbeitslosenrate beträgt Mitte dieses Jahres nur mehr 5,8%, das ist der niedrigste
Stand seit Anfang 1990. Die Inflationsrate von 2,7% befindet sich wieder innerhalb der von der Reserve Bank of
Australia (RBA) angepeilten Bandbreite von 2% bis 3%.
Der Tourismus verzeichnet augenblicklich leichte Einbrüche. Bis Mitte 2003 sind die Ankünfte ausländischer
Touristen in Australien um 3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Das Gesamtjahresergebnis
wird stark von den Besucherzahlen des derzeit laufenden Rugby World Cups abhängen, der weltweit größten
Sportveranstaltung dieses Jahres. Zusätzlich stellt auch die relativ geringe Menge an internationalen Flügen
nach Australien eine Wachstumsbremse dar. Von den weiterhin relativ hohen Besucherzahlen aus Europa kann dafür
vor allem die Lauda Air profitieren, die neben British Airways den einzigen Direktservice von und nach Europa anbietet.
Lauda Air, die derzeit sieben Mal pro Woche von Wien direkt nach Australien fliegt (5x nach Sydney, 2x nach Melbourne),
plant im ersten Quartal 2004 zwei weitere tägliche Flüge nach Australien. |