Auch Österreich von Lawinen, Bergstürzen und Hochwässer gefährdet
Wien (wwf) - - Die Erde ist im Fieber, die Gletscher schmelzen! So die Bilanz des am Donnerstag (27. 11.)
präsentierten Gletscherberichts des WWF. Aus allen Teilen der Welt melden Klima- und Gletscherforscher atemberaubende
Rekordverluste. "Die Gletscher zeigen auf drastische Weise die Auswirkungen der Erderwärmung durch den
Klimawandel," warnt Stefan Moidl, Klimaexperte des WWF. Am härtesten betroffen sind Länder wie Bolivien,
Ecuador oder Peru, wo das Schmelzwasser der Gletscher in Trockenzeiten die einzige Trinkwasserquelle darstellt.
Im Himalaya drohen katastrophale Hochwasserereignisse durch die Gletscherschmelze Millionen von Menschen in die
Flucht zu treiben. Mit der UNO-Klimakonferenz in Mailand ist ein neuer Schritt in Richtung globalem Klimaschutz
in Sicht.
Auch in Österreich sind Menschen im Nahbereich von Gletschern mit neuen Gefahren konfrontiert. Das Auftauen
des ewigen Eises führt zu Geröll- und Schlammlawinen, Bergstürzen und Gletscherhochwässern.
Seit 1850 haben alpine Gletscher bereits mehr als die Hälfte ihrer Eismasse verloren. Allein die vergangenen
zwei Jahrzehnte mit heißen Sommern und relativ wenig Winterniederschlag haben einen Gletscherverlust in den
Alpen von 10 bis 20 Prozent gebracht. Der langjährige Beobachter der Pasterze am Großglockner Prof.Dr.
Gerhard Lieb von der Universität Graz berichtet, dass der Gletscher alleine im letzten Jahr um 30 Meter kürzer
geworden ist. Die Eisdicke hat im Durchschnitt über die gesamte Gletscherzunge um 6,5 Meter abgenommen. Mit
dieser rapiden Schmelze werden unsere Alpengletscher auch als Lebensraum für eine einzigartige Pflanzen- und
Tierwelt verloren gehen. "Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Und geht es in diesem Tempo weiter, wird es
bis zum Ende dieses Jahrhunderts praktisch keine Gletscher in den Alpen mehr geben," prognostiziert Moidl.
Bei der neunten Konferenz der Vertragsparteien der Klimakonvention (COP 9) Anfang Dezember in Mailand steht viel
auf dem Spiel, denn der weltweite Klimaschutz braucht dringend ein Signal der Einigkeit. Formal dominieren zwar
Detailfragen die Agenda, aber hinter den Kulissen geht es darum, Russland mit ins Boot zu holen, damit das Kyoto-Protokoll
auch formal in Kraft treten und seine Wirkung entfalten kann. |