Industrie sieht weiterhin massive Bedrohung durch den Emissionshandel  

erstellt am
27. 11. 03

Verniedlichung oder Ideologisierung des Themas dient weder dessen politischer Lösung noch 170.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einer energieintensiven Industrie
Wien (PdI) - Die Industriellenvereinigung weist eine am Dienstag (25. 11.) kolportierte Meldung, wonach der Grazer Volkswirtschafter Prof. Schleicher nur "sehr geringe" Kosten durch den Emissionshandel auf die energieintensiven Unternehmen zukommen sieht, mit Nachdruck zurück.

  1. Prof. Schleicher ist Auftragnehmer einer breit angelegten Studie, die als eine Grundlage der Umsetzung des Emissionshandels dienen kann (beauftragt von BMWA, BMLFUW, WKÖ, IV, den Branchen Papier und Zement, sowie der voestalpine). Diese Studie soll eine gemeinsame Basis für die Zuteilung von Emissionszertifikaten sachlich erarbeiten und ist bis dato nicht einmal abgeschlossen, geschweige denn mit den Auftraggebern ausdiskutiert. Dies soll bis Ablauf der Begutachtungsfrist erst erfolgen.
  2. Die genannten Kosten von 10 Mio. Euro/a sind für die Industriellenvereinigung nicht nachvollziehbar. Sowohl die Annahme eines Zertifikatspreises von 10 Euro (die meisten Schätzungen liegen zwischen 10 und 20 Euro) als auch einer Minderzuteilung von 1 Mio. t (allein das Wachstum der Industrie macht ein Dreifaches aus) müssen als extrem unrealistisch gelten.
  3. Der volkswirtschaftliche Vergleich von allfälligen Kosten des Emissionshandels mit der Wertschöpfung der Industrie ist irrelevant für jeden Betriebswirt und jedes betroffene Unternehmen, die diese Kosten aus dem Ertrag des Unternehmens bestreiten müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Unternehmen vom Emissionshandel überproportional betroffen sind und in direkter Konkurrenz mit ausländischen Produzenten steht, die diese Kosten nicht zu tragen haben (z.B. in den neuen EU-Nachbarländern). Ein Hohn sind diese Vergleiche vor allem für Unternehmen, die jährliche Ertragsschmälerungen durch den Preisdruck am Markt hinnehmen müssen.

Die Industriellenvereinigung möchte eine sachliche Diskussion dieses für den Standort so wichtigen Themas. Eine Verniedlichung oder Ideologisierung des Themas dient weder dessen politischer Lösung noch den 170.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einer energieintensiven Industrie, die zu den umweltfreundlichsten Industrien weltweit zählt.

Völlig inakzeptabel sei die Vorgangsweise von Prof. Schleicher, der als ein Studienautor mit Ergebnissen an die Öffentlichkeit geht, bevor er die Auftraggeber informiert und damit offensichtlich Meinungsmache betreibt. Die Frage ist: "Für wen?", schloss der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Dkfm. Lorenz Fritz.

 
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