Verniedlichung oder Ideologisierung des Themas dient weder dessen politischer Lösung noch
170.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einer energieintensiven Industrie
Wien (PdI) - Die Industriellenvereinigung weist eine am Dienstag (25. 11.)
kolportierte Meldung, wonach der Grazer Volkswirtschafter Prof. Schleicher nur "sehr geringe" Kosten
durch den Emissionshandel auf die energieintensiven Unternehmen zukommen sieht, mit Nachdruck zurück.
- Prof. Schleicher ist Auftragnehmer einer breit angelegten Studie, die als eine Grundlage der Umsetzung des
Emissionshandels dienen kann (beauftragt von BMWA, BMLFUW, WKÖ, IV, den Branchen Papier und Zement, sowie
der voestalpine). Diese Studie soll eine gemeinsame Basis für die Zuteilung von Emissionszertifikaten sachlich
erarbeiten und ist bis dato nicht einmal abgeschlossen, geschweige denn mit den Auftraggebern ausdiskutiert. Dies
soll bis Ablauf der Begutachtungsfrist erst erfolgen.
- Die genannten Kosten von 10 Mio. Euro/a sind für die Industriellenvereinigung nicht nachvollziehbar. Sowohl
die Annahme eines Zertifikatspreises von 10 Euro (die meisten Schätzungen liegen zwischen 10 und 20 Euro)
als auch einer Minderzuteilung von 1 Mio. t (allein das Wachstum der Industrie macht ein Dreifaches aus) müssen
als extrem unrealistisch gelten.
- Der volkswirtschaftliche Vergleich von allfälligen Kosten des Emissionshandels mit der Wertschöpfung
der Industrie ist irrelevant für jeden Betriebswirt und jedes betroffene Unternehmen, die diese Kosten aus
dem Ertrag des Unternehmens bestreiten müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Unternehmen vom Emissionshandel
überproportional betroffen sind und in direkter Konkurrenz mit ausländischen Produzenten steht, die diese
Kosten nicht zu tragen haben (z.B. in den neuen EU-Nachbarländern). Ein Hohn sind diese Vergleiche vor allem
für Unternehmen, die jährliche Ertragsschmälerungen durch den Preisdruck am Markt hinnehmen müssen.
Die Industriellenvereinigung möchte eine sachliche Diskussion dieses für den Standort so wichtigen
Themas. Eine Verniedlichung oder Ideologisierung des Themas dient weder dessen politischer Lösung noch den
170.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einer energieintensiven Industrie, die zu den umweltfreundlichsten
Industrien weltweit zählt.
Völlig inakzeptabel sei die Vorgangsweise von Prof. Schleicher, der als ein Studienautor mit Ergebnissen an
die Öffentlichkeit geht, bevor er die Auftraggeber informiert und damit offensichtlich Meinungsmache betreibt.
Die Frage ist: "Für wen?", schloss der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Dkfm.
Lorenz Fritz.
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