Neues Verfahren entdeckt Alzheimeranzeichen bei Gesunden  

erstellt am
26. 11. 03

Schrumpfung des medialen Temporallappens entscheidend
New York (pte) - Wissenschaftler der NYU School of Medicine haben ein neues Verfahren eingesetzt, um das Volumen von Gehirnen zu messen. Mit diesen Messungen konnten gesunde Menschen identifiziert werden, die später eine Gedächtnisschwäche entwickelten. Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung gehören zu den Symptomen, die mit einem hohen Risiko einer Erkrankung an Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Die Studie wurde in der Dezember-Ausgabe des Fachmagazins Radiology veröffentlicht.

Unter der Leitung von Henry Rusinek setzten die Forscher über einen Zeitraum von zwei Jahren Kernspinresonanztomografie-Scans und einen rechenaufwändigen Algorithmus zur Vermessung des medialen Temporallappens ein. In diesem Gehirnbereich befinden sich mit dem Hippokampus und dem entorhinalen Kortex Schlüsselstrukturen in Zusammenhang mit Lernen und Gedächtnis. Bei Menschen, die später Gedächtnisschwierigkeiten entwickelten, schrumpfte dieser Gehirnbereich deutlich stärker. Der mediale Temporallappen besteht aus rund 30 Kubikzentimetern Gehirnmasse in jeder Gehirnhälfte.

Laut Rusinek ist jetzt nachgewiesen, dass das gesunde Gehirn einem Schrumpfungsprozess unterworfen ist, der helfen kann, Alzheimer mehrere Jahre vor dem Entstehen von Symptomen zu erkennen. Das Verfahren war in 90 Prozent der Fälle präzise. Bei neun von zehn Menschen wurde eine Abnahme der kognitiven Fähigkeiten korrekt vorhergesagt. Zusätzlich wurden 90 Prozent jener Personen korrekt identifiziert, deren Gedächtnisleistung ihrem Alter entsprechend blieb.

An der Studie nahmen 45 gesunde Frauen und Männer über 60 Jahren teil, die über einen Zeitraum von sechs Jahren begleitet wurden. Zu Beginn befanden sich alle bei häufig verwendeten Tests zur Früherkennung von Gedächtnisverlust und anderen mentalen Defiziten im normalen Bereich. Der eingangs durchgeführte MRI-Scan wurde zwei Jahre später wiederholt. 13 Personen erlitten im Verlauf der Studie eine Abnahme ihrer mentalen Fähigkeiten. Bei sechs Teilnehmern konnte diese Abnahme nach dem zweiten Scan beobachtet werden. Die Atrophie des medialen Temporallappens war jene Variable, die einen normalen Alterungsprozess am deutlichsten von einem geistigen Verfall unterscheidbar machte. Diese Region schrumpfte jährlich um rund 0,7 Prozent ihres Volumens. Bei einer normalen Alterung verringerte sich das Volumen um weniger als die Hälfte.
 
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