Internationales Vorzeigeprojekt wird Realität - Nutzungsmix aus Wohnen - Arbeiten - Freizeit
Wien (rk) - Dynamische Stadtentwicklung in Meidling: Auf dem Gelände der ehemaligen Kabel-
und Drahtwerke KDAG entsteht ein neuer, lebendiger Stadtteil, von dem nicht nur neue BezirksbewohnerInnen, sondern
auch "alteingesessene" Meidlingerinnen und Meidlinger profitieren: Das Projekt zur Neunutzung der KDAG
ist ein international vielbeachtetes Vorzeigeprojekt, das in einem intensiven und kooperativen Planungs- und Bürgerbeteiligungsverfahren
entstanden ist. Nach eingehender Planungsarbeit wurden alle Ergebnisse umgesetzt und sollen nunmehr in die Errichtungsphase
gehen - werden also gleichsam von der Stadtplanung an den Wohnbau "übergeben". In einem Informationsabend
präsentierten am Montag (24. 11.) Abend Bezirksvorsteherin Gabriele Votava,
der ehemalige Planungsstadtrat und Initiator des Projekts, MEP Hannes Swoboda sowie Wiens Wohnbaustadtrat Werner
Faymann und Planungsstadtrat Rudolf Schicker nicht nur die einzelnen Projekte und das Modell, sondern informierten
auch über die künftige Baustellenabwicklung. Einzigartig bei diesem Projekt ist nicht nur der umfassende
kooperative Planungsprozess und die klare Definition des Freiraumes, sondern auch die kulturelle Zwischennutzung
während der Planungs-, Abbruchs- und Neubauphase. Damit wurde eine neue Identität ermöglicht und
gleichzeitig eine Keimzelle für ein zukünftiges, städtisches Leben geschaffen.
Insgesamt wurden 13 neue Bauprojekte als neues "Stück Stadt" präsentiert. Sechs anerkannte
Architektenteams schufen ein facettenreiches Wohnungsangebot, das von Garten- und Terrassenwohnungen, Maisonetten
und Home-Offices bis zu Häuser mit Atrien reicht und sich als "Wrap Around Architecture" um eine
Fülle von Promenaden, Piazzas und Sport- und Spielflächen anordnet. Für den angestrebten Nutzungsmix
Wohnen - Arbeiten - Freizeit wurde durch zusätzliche Festsetzungen im Flächenwidmungs- und Bebauungsplan
eine Basis geschaffen.
Unkonventionelle Herangehensweise
Für den ehemaligen Planungsstadtrat Hannes Swoboda sind die KDAG-Gründe eine "neue Planungsphilosophie,
die nunmehr Realität wird". Die unkonventionelle Herangehensweise und die Nutzung des vorhandenen kreativen
Potenzials hätten das Projekt zu einem auch international vielbeachteten Vorzeige-Projekt gemacht, das in
Fachkreisen bereits als "Wiener Modell" bezeichnet werde. Jedenfalls sei es eine Selbstverständlichkeit
gewesen, von Anfang an die Bevölkerung in die Planung dieses auch für den Bezirk identitätsstiftenden
Areals einzubeziehen.
Eigenes Gebietsmanagement eingerichtet
Für Planungsstadtrat Schicker liegt der Erfolg dieses Projekts darin, dass "dabei viele Tabus im positiven
Sinn gebrochen wurden". Außerdem mache auch der Enthusiasmus und das Engagement aller Beteiligten -
Stadtplanungsabteilungen, Bauträger, BürgerInnen - die hohe Qualität und Attraktivität des
Projekts aus. Aus stadtplanerischer Sicht sei die Tatsache, dass bei diesem Projekt schon in der Widmungsphase
der Freiraum eine tragende Rolle spielt, ein Novum. Der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan und die Vereinbarungen
mit den Bauträgern hätten dafür die Grundlage geschaffen, ein eigenes Gebietsmanagement wurde für
all jene Bereiche eingerichtet, die nicht über den Flächenwidmungsplan regelbar sind. Selbstverständlich
werde auch in Hinkunft die Stadtplanung ihre diesbezügliche Verantwortung ernst nehmen, so Schicker.
Aus Kabelwerk wird Musterstadtteil mit fast 900 Wohnungen
Für Wohnbau-Stadtrat Faymann bietet das Kabelwerk sowohl den neuen als auch den "alteingesessenen"
Bewohnern Vorteile. Ein Teil der Backsteingebäude bleibt bestehen. Sie werden zu Lofts bzw. für kulturelle
Zwecke adaptiert. Die Höhe der Gebäude verringert sich kontinuierlich in Richtung Siedlungsbauten und
passt sich an die dortige Höhendimension an. Darüber hinaus bietet das Projekt Kabelwerk eine Vielfalt
an unterschiedlichen Wohnformen. Es ist kein "Einheitslook" geplant, sondern die acht Bauträger
setzen eine Reihe kreativer Ideen um, die den unterschiedlichen Wohn- Vorlieben gerecht werden.
Die Anrainer profitieren davon, dass die derzeitige "Barriere" Kabelwerk frei passierbar wird und sie
keine Umwege in Richtung U6 gehen müssen. Zudem bietet der große Park- und Wiesenbereich entlang der
U6-Trasse neue Erholungsmöglichkeiten. Wegen des Wunsches der Anrainer anstelle eines verkehrsverstärkenden
Supermarkts kleinere Einkaufsmöglichkeiten zu schaffen wird eine "Geschäftszeile" mit Parfümerie,
Frisör, Ärzten, Gastronomiebetrieben und kleineren Läden errichtet. 12 Kinderspielplätze, ein
Schwimmbad und ein Kindergarten ergänzen die bestehende Infrastruktur.
Die neuen Bewohner des Kabelwerks werden in einem ruhigen Bezirksteil mit sehr guter Verkehrsanbindung (U6 und
A 23) leben. Die Stadt unterstützt den Bau der 950 Wohnungen mit 30 Millionen Euro Wohnbauförderung.
Bezirksvorsteherin Votava sprach sich dafür aus, dass kulturelle Nutzungen auch in Zukunft ein Bestandteil
des Projekts sein müssen. "Gerade auch der kulturelle Aspekt hat zur Einzigartigkeit des Projekts beigetragen,
in Hinkunft soll Kultur eine dauerhafte Einrichtung sein", so Votava.
Zur Baustellenabwicklung selbst betonte die Bezirksvorsteherin, dass die dadurch entstehenden Belastungen der AnrainerInnen
so gering wie möglich gehalten würden. "Ganz ohne Beeinträchtigungen wird es nicht gehen, die
ersten Abbrucharbeiten am Gelände, die per Bahn bewerkstelligt wurden, haben jedoch gezeigt, dass Baustellen
auch umweltfreundlich und ohne große Lärmbelästigung durchgeführt werden können. Wir
werden jedenfalls auch weiterhin alles daran setzen, die Belastungen so gering wie möglich zu halten und die
Anrainerinnen und Anrainer selbstverständlich auch weiterhin über alle notwendigen Baumaßnahmen
informieren."
Die Nach- und Neunutzung des Geländes der ehemaligen KDAG wird äußerst positive Impulse für
die gesamte Umgebung liefern. Meidling wird 2007 um einen attraktiven Stadtteil reicher sein.
Daten des Projekts:
Größe des Gebiets: ca. 8 ha
Eigentümer: 8 Bauträger (gem. Genossenschaften und gewerb. Bauträger), tw. Stadt Wien
Architekten: Mascha&Seethaler, Schwalm-Theiss Gressenbauer,
Hermann&Valentiny, pool Architektur, DI Wurnig, Werkstatt Wien
Spiegelfeld, Holnsteiner & Co.
Umfang: ca. 950 Wohneinheiten, Hotel, Geschäfte, Büros, o
Gewerbebetriebe, Kulturnutzung, Parks
Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz: U-Bahnlinie U6
Planungsprozess: Anfang 1998 - Ende 2001
Kulturelle Zwischennutzung: Beginn 1999 bis Ende Bauarbeiten,
danach fixer Kulturbetrieb
Beschluss durch den Wiener Gemeinderat: Juni 2002
Baubeginn: Frühjahr 2004
Fertigstellung: ca. Ende 2006. |