IV-Fachkonferenz zur Weiterentwicklung des FH-Sektors - Fortsetzung der Erfolgsstory mit neuem
Entwicklungsplan und Budgetsicherheit möglich
Wien (pdi) - Die Industriellenvereinigung (IV) setzt sich für die erfolgreiche Weiterentwicklung
des Fachhochschulsektors in Österreich ein. Daher veranstaltete sie am Montag (24. 11.) eine
international besetzte Konferenz mit dem Titel "FH 2010 - Wohin entwickelt sich der Fachhochschulsektor im
Europäischen Hochschulraum?" Im abgelaufenen Studienjahr besuchten rund 17.500 Studierende eine Fachhochschulausbildung,
bisher gibt es aus diesem Ausbildungsbereich 7.349 Absolventen. Heuer wurde die Zahl der Studienplätze für
Anfänger wieder um mehr als 700 erhöht. Mittlerweile bestehen 141 Studiengänge, die von 19 Erhaltern
betrieben werden.
Rund 100 Stakeholder aus dem FH-Bereich (Erhalter, FHK und FHR, BMBWK, Interessenvertretungen) diskutierten dort
die Schlüsselthemen der künftigen Entwicklung angesichts neuer Herausforderungen und der europaweiten
Bemühungen zur Schaffung eines "Europäischen Hochschulraumes" (Bologna-Prozess). Im "Gehrer-Plan"
formulierte das Bildungsministerium unlängst seine Vorstellungen für die Schwerpunkte des FH-Sektors
in den nächsten Jahren, sie decken sich im wesentlichen mit Positionen der IV, die diese im Positionspapier
FH:2010 im Februar formuliert hat.
Industrie will Fortsetzung der "Erfolgsstory" Die vom Nationalrat verabschiedete Novelle des FHStG bringt
gerade auch aus der Sicht von Unternehmen wichtige Neuerungen. IV-Generalsekretär Dkfm. Lorenz Fritz erklärte
dazu: "Die für die Unternehmen erfreulichen Aspekte sind Wirtschafts- und praxisnahe Hochschulbildung
mit den neuen Herausforderungen durch mehr Internationalisierung und mögliche Weiterbildungslehrgänge
für Berufstätige. Das verbessert insbesondere das regionale, betriebsnahe Weiterbildungsangebot."
Durch die Verpflichtung für Erhalter, entsprechende Qualitätsmanagementsysteme einzurichten und durch
die Klarstellung der Verantwortung des Fachhochschulrats in Fragen der Qualität ist ein hohes Maß an
Qualitätssicherung gewährleistet.
Ko Scheele, Inspector of Higher Education in den Niederlanden, warnt vor einem Auseinanderdriften der nationalen
Hochschulpolitiken: "The Bologna Declaration calls upon national governments to seek for international cooperation,
convergence and a European Higher Education Area. Nevertheless, each government is inventing its own wheel. Especially
at the master and post-graduate level this will lead to divergence."
FH-Entwicklungsplan III als nächster Schritt Aus Sicht der Unternehmen ist die Zielrichtung klar, wie Mag.
Josef Kolarz-Lakenbacher, Direktor von Siemens NÖ und Vorsitzender der FH:2010 Fokusgruppe der IV erläuterte:
"Wir erwarten uns vom neuen FH-Entwicklungsplan III eine klare strategische Schwerpunktsetzung dieses erfolgreichen
Bildungssektors. Der Entwicklungsplan soll verlässliche Rahmenbedingungen für Studierende, den Hochschulsektor
und die Unternehmen als zukünftige Arbeitgeber bieten." Vor allem eine mittelfristige Budgetierung sei
für die Industrie wesentlich. Darüber hinaus betonte Mag. Holger Heller, Projektleiter in der IV mit
den Schwerpunktthemen Bildungssystem/Lebenslanges Lernen: "In unserem Verständnis ist der FH-Entwicklungsplan
III ein wesentlicher Bestandteil einer Strategie für die Entwicklung des gesamten tertiären Bildungswesens
im europäischen Kontext. Österreich braucht hier eine abgestimmte Strategie mit gemeinsamen Zielvorgaben.
In Zukunft müssen wir das Hochschulsystem - ob öffentlich oder privat, Unis oder FHs, in unserem kleinen,
offenen Bildungsmarkt gemeinsam denken und entwickeln." Das bedeutet für das Wissenschaftsministerium,
dass Überlegungen des zukünftigen Wissenschaftsrats und des Fachhochschulrats zusammen zu führen
sind.
Konsolidierung als Herausforderung für internationale Wettbewerbsfähigkeit Besonders wichtig für
die Industrie ist die Konsolidierung des FH Sektors, die auch zu größeren Einheiten mit strategischer
Funktion führen muss. Nur durch größere Einheiten können FHs international anziehend werden
und ihre Qualität umfassend sichern: "Fachhochschulstudiengänge sind im Sinne effizienter Mittelverwendung
an überkritische Größen heranzuführen. Der internationale Vergleich spricht hier eine deutliche
Sprache. In Österreich haben 2/3 aller FH Studiengänge jährlich 50-100 Anfängerplätze.
In Finnland liegt der Durchschnitt bei 765 und in den Niederlanden gar bei 1535 Plätzen pro Studium und Jahr",
so Kolarz-Lakenbacher. Diese Größenordnung führt einerseits zu niedrigeren Kosten, andererseits
ist sie Voraussetzung für angewandte und ausbildungsbezogene Forschung und Entwicklung.
Der weitere Ausbau sollte nach den Bedürfnissen der Industrie mit Augenmaß erfolgen: Überregionale,
umfassende Bedarfs- und Akzeptanzanalysen schaffen bedarfsorientierte Ausbildung und erhöhen die Berufschancen
der Absolventen. In diesem Zusammenhang plädierte Fritz für Änderungen in der Finanzierung: "Die
Budgetverteilung soll sich künftig aus den Schwerpunkten, nämlich F&E, Konsolidierung, Internationalisierung,
Weiterbildung und schließlich der Standortpositionierung ableiten. Ähnlich wie an Universitäten
sollten auch die einzelnen FHs strategische Entwicklungspläne vorlegen, die bei der Finanzierung berücksichtigt
werden."
F&E an FHs könnte erwartetem Technikermangel entgegenwirken Die Ergebnisse der jüngst präsentierten
Studie "Innovation und Hochschulbildung", die von der IV initiiert wurde, sprechen für mehr F&E
an Fachhochschulen, weiß Heller: "Wir sprechen uns klar für Forschung an FH-Studiengängen
in Abstimmung mit Universitäten und in Kooperation mit der Industrie aus. Wenn man im Rahmen des Studiums
mehr junge Menschen an Forschungsaufgaben heran führt, kann das mittelfristig eine leichte Entspannung in
der schwierigen Nachwuchssituation bringen." Die mögliche Impulswirkung für regionale Innovationssysteme
sei oft noch nicht stark genug entwickelt. Vor allem einige vom Fachgebiet her besonders industrienahe Studiengänge
gehen hier aber beispielhaft voran. |